Tennistrainer soll Kinder missbraucht haben
„Jugendliche und Kinder zu trainieren, das war sein Leben“
Aktualisiert am 27.01.2025 – 15:25 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein 46-jähriger Tennistrainer soll Kinder missbraucht haben. Die Vorwürfe sind hart. Weggefährten berichten dennoch Positives über den Beschuldigten.
Er soll seine Schützlinge dazu gebracht haben, Videos mit sexuellen Inhalten zu machen und sie ihm zuschicken. Jetzt muss sich ein ehemaliger Tennistrainer vor dem Landgericht Bremen wegen sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bremen wirft dem 46-Jährigen vor, die Taten im Jahr 2016 sowie zwischen 2018 und 2023 begangen zu haben. Er habe genaue Handlungsanweisungen an die männlichen Opfer gegeben, erklärte die Staatsanwältin.
Die mehr als ein Dutzend Opfer waren zum Zeitpunkt der Taten zwischen elf und 15 Jahren alt. Der Trainer war in Bremerhaven und im niedersächsischen Umland tätig. Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft ihm mehr als hundert Taten vor. Zusätzlich soll der Angeklagte Hunderte Video- und Bilddateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern besessen haben.
Dabei galt der 46-Jährige bei seinem Tennisclub Rot-Weiß Bremerhaven als charismatisch, als einer, der einen guten Draht zu den Jugendlichen hat, berichtete der NDR. Er habe mit ihnen auf Augenhöhe gesprochen und den Spaß beim Training in den Vordergrund gestellt. „Jugendliche und Kinder zu trainieren, das war sein Leben. Und da hat er seine ganze Kraft und seine Energie und seine Zeit investiert“, erklärte Klaus Stöver dem NDR, der dem Verein seit mehr als 20 Jahren vorsitzt. Stöver sei überzeugt, dass der Beschuldigte als Trainer einen guten Job gemacht habe. Viele Jugendliche hätten eine spezielle Bindung zu ihrem Trainer gehabt. Das Gruppengefühl in der Mannschaft des Angeklagten sei herausragend gewesen, berichteten weitere Menschen aus dem Tennisbetrieb dem NDR.
Trotz seines wohl guten Rufes sind die Vorwürfe gegen den früheren Trainer hart. Laut Anklage hat er die Jungen teilweise unter Druck gesetzt oder ihnen Geld als Gegenleistung für Bilder und Videos angeboten. Er soll teilweise mehrere Videos an einem Tag von den Kindern erhalten haben. Zusätzlich wird ihm vorgeworfen, heimlich Aufnahmen von unbekleideten Minderjährigen in Umkleidekabinen aufgenommen zu haben, auch während sie duschten. Der Mann soll die Kinder nicht selbst angefasst haben.
Deutliche Grenzüberschreitungen seien auch auf Aufnahmen, die dem NDR vorliegen, des mutmaßlichen Täters zu sehen. Diese sollen beweisen, dass der 46-Jährige sehr wohl die Kinder angefasst hat. Ein Foto des Angeklagten zeige etwa, wie ein männlicher Jugendlicher einen Sport-BH trägt. Sein Trainer schiebt von hinten seine Hände unter das Kleidungsstück auf die „Brüste“ des Jungen. Auf einem Video fordere er einen Jugendlichen auf, einen Kussmund zu machen und in die Kamera zu sagen: „Ich hab dich lieb!“ Dabei hält der Trainer ihn im Arm. Der Junge kommt der Aufforderung nach. Dann stellt der Angeklagte die Frage: „Darf ich deine Möpse kneten?“ Das lehnte der Jugendliche ab und löst sich aus der Umarmung.
Nach Angaben des NDR hatten Ermittler Ende Juni 2023 das Gelände des Tennisclubs Rot-Weiß Bremerhaven durchsucht. Dort war der Beschuldigte unter anderem tätig. Anschließend kam er monatelang in Untersuchungshaft. Den Ermittlungen waren Recherchen von „buten un binnen“, NDR und Nordseezeitung vorausgegangen. Ein betroffener Junge hatte sich zuvor seinen Eltern anvertraut. Die wendeten sich anschließend an die Polizei.
Dem 46-Jährigen droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.