KI-Anwendungen benötigen Strom, und diesen bezieht Microsoft jetzt aus einem Atomkraftwerk mit Vergangenheit. In Three Mile Island gab es einst einen dramatischen Zwischenfall.

Die Reaktoranlage war einst Schauplatz des größten Atomkraftunfalls in den USA. 1979 sorgte ein Leck im Kühlwasserkreislauf dafür, dass ein Reaktor überhitzte. Vor fünf Jahren wurde Three Mile Island vom Netz genommen. Jetzt soll ein – beim Unglück nicht betroffener – Reaktor aber wieder angeschaltet werden, für einen besonderen Kunden.

Der Techriese Microsoft hat mit der Betreiberfirma Constellation Energy einen Vertrag geschlossen, nachdem für die nächsten 20 Jahre Atomstrom an das Softwareunternehmen geliefert werden soll. Die Einheit 1 soll 835 Megawatt ins Netz von Pennsylvania einspeisen, um die energieintensiven Künstlichen-Intelligenz-Computer zu betreiben, berichtet der britische „Guardian“.

„Bevor das Kraftwerk aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig stillgelegt wurde, gehörte es zu den sichersten und zuverlässigsten Kernkraftwerken am Netz, und wir freuen uns darauf, es unter neuem Namen und mit neuem Auftrag wieder in Betrieb zu nehmen“, sagte Joe Dominguez, Präsident und derzeitiger Geschäftsführer von Constellation.
Der neue Name wird Crane Energy Center sein, benannt nach dem ehemaligen Chef Chris Crane.

Die KI-Anwendungen von Techfirmen wie Microsoft, Google, Amazon, Meta und OpenAI verbrauchen ungeheure Mengen an Strom. Nach einer Schätzung der Finanzexperten von Goldman Sachs dürfte die Nachfrage bis 2030 um 160 Prozent steigen. Datencenter sollen bis dahin acht Prozent des gesamten Strombedarfs der USA verbrauchen. Eine Abfrage mit ChatGPT verbrauche zehnmal mehr Strom als eine Suche bei Google, errechneten Spezialisten von Goldman Sachs.

Fraglich sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Constellation Energy wies darauf hin, dass Microsoft mit dem neuen Vertrag seinen Strom CO2-frei produziere. „Die Versorgung von Industrien, die für die globale wirtschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes entscheidend sind, einschließlich Rechenzentren, erfordert eine Fülle von Energie, die kohlenstofffrei und zu jeder Stunde des Tages zuverlässig ist, und Kernkraftwerke sind die einzigen Energiequellen, die dieses Versprechen konsequent einhalten können“, sagte Kraftwerkschef Joe Dominguez.

Eine Studie des „Guardian“ ergab Mitte September, dass die Emissionen von Datenzentren um 662 Prozent höher liegen könnten als von den Firmen angegeben. Besonders energiehungrig sind KI-Anwendungen.

Hintergrund der Kritik an den Zahlen der Unternehmen ist die Verwendung von Energiezertifikaten. Diese können gekauft werden, um die CO2-Bilanz auszugleichen. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob der Strom tatsächlich in den Datenzentren der Firmen oder an anderer Stelle verbraucht würde. Ein nicht genannter Mitarbeiter von Amazon sprach von einer „kreativen Berechnung“ der CO2-Emissionen.

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