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Sie ist seit 35 Jahren ein „Tatort“-Star in der ARD: Ulrike Folkerts. Mit t-online spricht sie über astronomische Gagen, Verjüngungstrends und die Demokratie.

Mit mehr als 80 „Tatort“-Fällen und 35 Jahren Erfahrung als ARD-Kommissarin gibt es wenig, was Ulrike Folkerts noch überrascht. Im Interview mit t-online gibt es dann aber doch eine Stelle, bei der die Darstellerin der Lena Odenthal stutzig wird: Als es um die Gagen ihrer Kollegen geht.

Warum die 63-Jährige dazu eine klare Meinung hat, wie sie über die Krise der Öffentlich-Rechtlichen denkt und welchen Ratschlag sie ihrem 27-jährigen Ich geben würde, erzählt Folkerts im Interview.

t-online: Frau Folkerts, wenn Sie „dienstälteste Kommissarin“ hören: Was geht Ihnen da durch den Kopf?

Ulrike Folkerts: „Dienstälteste Kommissarin“ heißt für mich, sie hat viel Erfahrung, ist kompetent und hat Vorbildfunktion. Insgesamt ein sehr positives Image. Und sie ist länger da als alle anderen.

Seit 35 Jahren sind Sie Lena Odenthal. Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie schon ans Aufhören gedacht und wieso sich dann doch immer dagegen entschieden?

An das Aufhören denke ich schon lange nicht mehr. Ich liebe meine Rolle im Ludwigshafener „Tatort“, habe wunderbare Kolleginnen und Kollegen, ein tolles Team, welches mich seit so vielen Jahren begleitet. Das ist mehr als nur ein Job für mich, da steckt viel Herzblut drin. Ich habe mich für unser Format eingesetzt, an mir als Schauspielerin gearbeitet. Diese Rolle ist schon lange ein Teil meines Lebens geworden. Und die Zuschauer goutieren das, indem sie einschalten. Das finde ich ein super Feedback.

Wenn wir schon bei rein hypothetischen Szenarien sind: Wen könnten Sie sich als Ihre Nachfolgerin vorstellen?

Lena Odenthal kann man nicht ersetzen.

Dienstälteste Odenthal: Ihre Kollegen Johanna und Nico sind deutlich jünger als sie. (Quelle: SWR/Benoît Linder)

In Ihrem neuen Fall „Der Stelzenmann“ drängen sich jedenfalls zwei neue Nachwuchsermittler in den Vordergrund: Haben Sie Sorge, bald einem Verjüngungsprozess zum Opfer zu fallen?

Nein, ich habe keine Sorge. Der Trend, jünger und diverser bei den Öffentlich-Rechtlichen zu werden, hat auch uns ereilt. Ich finde, die Verantwortlichen des SWR und auch die Drehbuchautoren plus Regie haben da ganz wunderbare Figuren geschaffen, die sehr behutsam an der Seite von Lena und Johanna wachsen werden. Wir werden ein Team mit unterschiedlichen Ansichten und Aussichten.



Das ist insofern beunruhigend, als weniger gedreht wird und Jobs wegfallen.


ulrike folkerts


„Natürlich sind alle, die uns jetzt ersetzen, billiger. Weil wir vor 25 Jahren ja noch ordentliche Gagen ausgehandelt haben. Heute kriegen jüngere Leute nicht das Geld, das wir gekriegt haben“, sagte Ihre Kollegin Annalena Schmidt nach ihrem Abschied. Wie denken Sie darüber?

Sie hat recht, das ist der Trend. Ob er aufgeht und die Zuschauer das mögen, wird sich zeigen.

Zuletzt gab es viele Veränderungen im „Tatort“-Kosmos, die ARD ist aufgrund der Reformpläne zum Sparen gezwungen – und musste vor das Verfassungsgericht ziehen, weil die Länder eine Beitragserhöhung verweigern. Inwiefern besorgen Sie diese Entwicklungen?

Das ist insofern beunruhigend, als weniger gedreht wird und Jobs wegfallen. Die Sendeanstalten der ARD schließen Werkstätten, Kostümfundus und besetzen Stellen, die frei werden, nicht mehr neu. In den Werkstätten wurden etwa ganze Inneneinrichtungen für Filme gebaut. Im Kostümfundus sind Schätze der letzten Jahrzehnte aufbewahrt und in bestem Zustand durch Menschen, die dort gearbeitet haben. Das sind Handwerksberufe. Jetzt muss alles ausgeliehen werden. Ist das billiger?

Es bleibt spannend, wohin die Veränderungen gehen. Niemand redet gern darüber, das ist mir schon aufgefallen.

Warum ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus Ihrer Sicht unersetzlich?

Wir hätten sonst keine vielfältige und objektive Berichterstattung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen Bildungsauftrag, heißt, er fördert den gesellschaftlichen Diskurs und die Meinungsvielfalt, sorgt dafür, dass Informationen verbreitet werden, Lebensvielfalt sichtbar wird und wir eine kulturelle Bereicherung erleben können. All dies dient am Ende auch dem Erhalt unserer Demokratie. Er ist absolut unersetzlich!

Was würden Sie heute Ihrem 27-jährigen Ich gerne zuflüstern, nachdem es vom Theater Oldenburg auf die große „Tatort“-Bühne ging?

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