07.12.2025 – 14:19 UhrLesedauer: 4 Min.
Nach 23 Jahren verlässt Mechthild Großmann den „Tatort“. Die Rolle als Staatsanwältin Klemm gehört seit Beginn der Krimireihe fest zum Inventar – bis jetzt.
Der „Tatort“ aus Münster genießt einen Sonderstatus. Die westfälischen Fälle sind geprägt von Klamauk, Witz und Skurrilität. Ein eigenwilliges Erfolgskonzept. In Umfragen hat das Team aus der 300.000-Einwohner-Stadt regelmäßig die Nase vorn. Wer glaubt, das liegt nur an den Hauptfiguren Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), der irrt sich.
Vielmehr sind es die den Ermittlern entgegengesetzten Nebenfiguren, die den Münsteraner „Tatort“ aufblühen lassen. Ohne sie wäre da zu viel Altherren-Humor, zu viel Ego, zu viel Irrsinn. Neben Thiels Vater, dem Taxi fahrenden Alt-Achtundsechziger Herbert Thiel (Claus Dieter Clausnitzer), der charmanten Rechtsmedizinerin Silke Haller (Christine Urspruch) und dem oft unterschätzten Mirko Schrader (Björn Meyer) ist das vor allen und vor allem Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann).
Seit der ersten „Tatort“-Folge aus Münster („Der dunkle Fleck“ von 2002) gehört Großmann zum Team. Merkmale: eine qualmende Zigarette und ihre unverkennbare Stimme. Die sei Fluch und Segen zugleich, wie Großmann in mehreren Interviews erklärte. „Ich hatte schon als sechsjähriges Kind diese Stimme“, sagte sie 2017 der „Rheinischen Post“ und beschrieb ihre Klangfarbe als „eine Laune der Natur“.
Als Schauspielerin sei sie deswegen von einigen Rollen ausgeschlossen worden. „Ich konnte nie die junge Liebhaberin spielen, sondern war oft der Freak.“ Sie habe auch nicht kreischen können, „wie eine Frau“. Trotzdem hebe ihre Stimme sie hervor. Doch Großmann merkte auch an: „Nur brummen allein ist nicht abendfüllend. Ich muss dem Ganzen schon Leben verleihen.“
Im „Tatort“ ist ihr das stets gelungen. Dem Hauptkommissar Thiel stellte sie sich nicht selten in den Weg, verwehrte ihm etliche Durchgangsbefehle, nur um ihn dann am Ende doch mit dem obligatorischen „Gute Arbeit, Thiel“ zu belohnen. Das hören wir auch im jüngsten Fall „Die Erfindung des Rades“, der am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird. Klemm lobt Thiel nun zum letzten Mal. „Ich höre auf“, eröffnet sie ihm. „Wie, warum, wieso das?“, will der Ermittler wissen. „Weil ich zu alt für den Sche*ß bin!“
