Im Gegensatz zu „normalen“ Kopfschmerzen treten bei einer Migräne mit Aura auch neurologische Symptome auf. Ein Schmerzexperte erklärt, was Betroffene tun können.

Migräneattacken können das Leben stark einschränken. Die pulsierenden und pochenden Kopfschmerzen sind oft so stark, dass Betroffene während der Schmerzphase nicht am Alltag teilnehmen können. Besonders unangenehm ist eine Migräne mit Aura. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass neben dem Kopfschmerz auch bestimmte neurologische Symptome auftreten.

Die Störungen, die bei einer Migräne mit Aura auftreten, können unterschiedlich und wechselhaft sein. Typisch sind Sehstörungen und visuelle Symptome wie Lichtblitze und Flimmern im Blickfeld. Was dabei im Gehirn passiert und wie den Betroffenen geholfen werden kann.

Migräne ist neben Spannungskopfschmerzen die zweithäufigste Kopfschmerzart. Von Migräne sind in Deutschland etwa 15 bis 20 Prozent aller Frauen sowie fünf bis acht Prozent aller Männer betroffen, meist ihr Leben lang. Etwa ein Fünftel aller Migränepatienten erlebt eine Aura.

Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul (Quelle: Privat)

Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul ist Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). Der zertifizierte DMKG-Kopf- und Gesichtsschmerzexperte sowie Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie ist am Kopfschmerzzentrum Frankfurt am Main tätig.

Bei Migräne gilt als Ursache eine genetische Veranlagung als gesichert. Für Migräneattacken werden sowohl entzündliche als auch durchblutungsbedingte Krankheitsmechanismen verantwortlich gemacht. Auf Grundlage der genetischen Veranlagung lösen bestimmte Reize, sogenannte Trigger, die Attacken aus. Das können Stress, hormonelle Einflüsse bei Frauen, Alkohol, ausgelassene Mahlzeiten, Schlafmangel oder Temperaturschwankungen sein. Die Betroffenen wissen meist, welche Trigger bei ihnen die Migräneattacken verursachen.

Migränepatienten beschreiben die Schmerzintensität als mittelstark bis stark und das Schmerzbild als pochend, pulsierend oder hämmernd. Der Migräne-Kopfschmerz tritt in der Regel einseitig auf. Die Kopfschmerzattacken können so intensiv sein, dass Betroffene mehrere Tage das Bett hüten. „Die Migräne ist durch Schmerzattacken gekennzeichnet, die mehrere Stunden und bis zu drei Tage anhalten können“, erklärt Dr. Charly Gaul, Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). „Migräne ist die häufigste Kopfschmerzerkrankung, die zum Arzt führt.“

Migräne ist ein Symptomkomplex. Es sind nicht nur Kopfschmerzen, die die Betroffenen plagen. Neben den Kopfschmerzen können folgende Beschwerden auftreten:

  • Lichtempfindlichkeit
  • Lärmempfindlichkeit
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Migräne mit Aura

Die sogenannte Aura ist ein Teil der Migräneattacke und leitet diese ein. „Unter einer Aura versteht man neurologische Vorsymptome, die in der Regel vor dem Kopfschmerz einer Migräneattacke auftreten“, erklärt Gaul. „Ursache der Migräneaura ist die ‚Cortical Spreading Depression‘, eine neurologische Erregungswelle, die über die Hirnoberfläche abläuft. Diese neuronale Funktionsstörung ist mittlerweile als Mechanismus der Migräneaura beim Menschen gut wissenschaftlich untersucht.“

Ungefähr 15 bis 20 Prozent aller Migränebetroffenen erleiden Auren. Am häufigsten tritt dem Kopfschmerzexperten zufolge die visuelle Aura auf. Dabei kommt es zu Sehstörungen mit einem gezackten Flimmern (Flimmerskotom) oder auch einem Gesichtsfelddefekt. Weiterhin können sensible Auren auftreten. Dabei berichten die Patienten von Ameisenlaufen oder Taubheit, beginnend an einer Hand, die langsam den Arm hinaufsteigt. Wortfindungsstörungen sind ebenfalls ein möglicher Bestandteil der Migräneaura.

„Eine Migräneaura dauert häufig zwischen 15 und 60 Minuten an, beim Abklingen beginnen die Kopfschmerzen. Gelegentlich tritt eine Migräneaura auch während oder nach den Kopfschmerzen auf“, sagt Gaul. „Gelegentlich erfahren Betroffene auch Migräneauren – isolierte Auren –, die dann nicht von Kopfschmerzen gefolgt werden. Möglich ist auch, dass Migränepatienten über Jahre keine Aura haben und diese dann plötzlich wieder auftritt. Nur ein kleiner Teil der Migräne-Betroffenen leidet jedes Mal unter einer Aura.“

Häufig erleben die Betroffenen die Migräneanfälle, die mit einer Aura einhergehen, als schwerer – und oftmals auch als beängstigend. „Migräneauren können sehr vielgestaltig sein. Beim erstmaligen Auftreten führen sie oft zur Beunruhigung“, sagt Gaul. „Eine Abgrenzung zu anderen neurologischen Erkrankungen, beispielsweise einer Durchblutungsstörung des Gehirns, muss sorgfältig erfolgen.“

Eine Therapie einer akuten Migräneaura ist nicht verfügbar. Nehmen Betroffene eine Migräneprophylaxe ein, also Medikamente zur vorbeugenden Behandlung, kann es durchaus sein, dass die Migräneaura ebenfalls zurückgeht oder gar vollständig verschwindet und es nur noch zu vereinzelten Kopfschmerzattacken kommt. „Will man vor allen Dingen die Migräneaura behandeln, so kennen wir ausgewählte Prophylaktika, die etwas besser auf die Migräneauren zu wirken scheinen“, sagt Gaul. „Dies setzt jedoch eine individuelle Beratung beim Arzt voraus.“

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