Mädchen im Vatikan verschwunden

Superzeugin im Vermissten-Fall Emanuela Orlandi tot


09.03.2025 – 14:18 UhrLesedauer: 2 Min.

Emanuela Orlandi: Die damals 15-Jährige wurde 1983 entführt und nie gefunden. (Quelle: IMAGO / Independent Photo Agency (2))

Die Superzeugin und Hüterin des Geheimnisses im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Emanuela Orlandi ist tot: Sabrina Minardi starb im Alter von 65 Jahren.

Vor mehr als 40 Jahren ist die damals 15-jährige Emanuela Orlandi im Vatikan verschwunden. Das Mädchen war die Tochter eines Hofdieners von Papst Johannes Paul II. und zum Zeitpunkt des Verschwindens die jüngste Bürgerin des Vatikanstaates. Ihre Abwesenheit wurde am 22. Juni 1983 bemerkt. Für die Ermittler ist der Fall bis heute ein Rätsel geblieben.

Nun ist eine der Schlüsselfiguren in diesem Vermisstenfall tot: Sabrina Minardi galt als wichtigste Zeugin bei den Untersuchungen zu Emanuela Orlandi. Am Freitag ist sie im Alter von 65 Jahren in der Provinz Bologna gestorben, berichtet die italienische Tageszeitung „Il Messaggero“.

Die Nachricht wurde von der Journalistin Raffaella Notariale bekannt gegeben. Zusammen mit Minardi hatte sie das Buch „La supertestimone del caso Orlandi“ (deutsch: Die Superzeugin des Orlandi-Falls) geschrieben und erstmals im September 2010 veröffentlicht.

Pietro Orlandi, Bruder der Vermissten Emanuela Orlandi, kommentierte, dass Minardis Tod ihm „leid tut“. Er fügte hinzu: „Ich habe oft versucht, sie zu treffen, aber das wollte sie nie. Nach 2015 hörte ihr niemand mehr zu, nicht einmal die Staatsanwaltschaft, nicht einmal der Vatikan und nicht einmal die Parlamentskommission. Worauf haben sie gewartet, um sie endlich anzuhören“, zitiert ihn die italienische Online-Zeitung „Secolo d’Italia“.

Minardis Verbindungen zur berüchtigten Banda della Magliana – eine rechtsextreme italienische kriminelle Vereinigung, die von 1975 bis 1993 aktiv war – und ihre widersprüchlichen Aussagen im Orlandi-Fall sorgten immer wieder für Aufsehen. Das Besondere: Minardi, damals 23 Jahre alt, war die Partnerin von Enrico De Pedis – italienischer Gangster und einer der Bosse der Banda della Magliana.

De Pedis, Spitzname „Renatino“, starb 1990 im Alter von 35 Jahren, nachdem er in Rom überfallen und erschossen worden war. Neben zahlreichen anderen Verbrechen seiner Bande wird De Pedis auch mit dem Verschwinden von Emanuela Orlandi in Verbindung gebracht.

Minardi war es, die dafür sorgte, dass die Ermittlungen in dem Fall 2006 wieder aufgenommen wurden. Sie bestätigte auch, dass De Pedis eine Rolle in dieser Angelegenheit gespielt hatte. Ihre Aussagen wurden jedoch im Laufe der Zeit aufgrund ihrer widersprüchlichen Aussagen bedeutungslos. Zudem wurde sie von der Untersuchungskommission zum Verschwinden des römischen Mädchens nie einberufen, obwohl viele Menschen das gefordert hatten, berichtet „Secolo d’Italia“.

Sie behauptete zudem, an Orlandis Entführung beteiligt gewesen zu sein und berichtete von der Gefangenschaft sowie der Übergabe des Mädchens an einen Priester.

Vor ihrer Beziehung mit De Pedis war Minardi mit Bruno Giordano verheiratet. Mit dem ehemaligen Fußballspieler von Lazio Rom und dem SSC Neapel hatte sie eine Tochter.

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