Die örtliche Bevölkerung beobachtet das Treiben mit Argwohn und Angst, denn oftmals haben kriminelle Gangs die Kontrolle über die Lager übernommen. Bilder, die in den sozialen Netzen kursieren, zeigen schwer bewaffnete Männer mit Pistolen und Sturmgewehren. Berichten zufolge kommt es immer wieder zu Gruppenvergewaltigungen. Menschen werden verprügelt und von den Gangs zur Arbeit unter Tage gezwungen.

Die südafrikanische Regierung startete deshalb im Dezember 2023 die Aktion „Vala Umgodi“, was übersetzt „Schließe das Loch“ bedeutet. Bis November 2024 nahm die Polizei fast 14.000 illegale Arbeiter in sieben Provinzen Südafrikas fest. Dann kam es in Stilfontein zur Eskalation.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Schätzungen zufolge zwischen 2.000 und 4.000 illegale Bergleute in den Minen der 1949 gegründeten Goldgräberstadt. Die Polizei umstellte die Ausgänge und hinderte Helfer daran, weiter Lebensmittel und Medikamente in die Tiefe zu schicken.

Rund 1.500 Menschen sind seither an die Oberfläche zurückgekehrt und wurden umgehend festgenommen. Die anderen blieben unter Tage. Fraglich ist allerdings, ob sie dies freiwillig taten. Während die Regierung verkündete, die Männer würden sich aus Angst vor Strafverfolgung weigern, an die Oberfläche zu kommen, sprechen Hilfsorganisationen und politische Aktivisten von einem bewusst verübten Massaker.

Ein politischer Skandal steht im Raum, denn Bilder aus Stilfontein legen nahe, dass zumindest aus Schacht elf wirklich kein Entrinnen ohne Hilfe von außen möglich ist. Die Wände des Schachts sind glatt und steil, sie ragen Hunderte Meter senkrecht in die Tiefe. Die Interessenvertretung der Bergleute wirft der Polizei vor, Seile und das Flaschenzugsystem entfernt zu haben, mit denen der Schacht zugänglich war. Erst nach einem Gerichtsurteil war es zivilen Helfern zumindest vorübergehend möglich, wieder ein wenig Nahrung nach unten zu lassen und Botschaften der Eingeschlossenen nach oben zu befördern.

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