Olaf Thon: “Schweinsteiger sollte für Müller ein warnendes Beispiel sein”

Olaf Thon äußert sich zur Zukunft von Thomas Müller. Wo und in welcher Rolle der Weltmeister von 1990 diese sieht, erklärt er im Interview mit t-online.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Der FC Bayern und Borussia Dortmund bescheren den Fans momentan das spannendste Meisterschaftsfinale seit mindestens zehn Jahren. Drei Spieltage vor Saisonende stehen die Münchner als Tabellenführer lediglich einen Punkt vor dem BVB.

Olaf Thon hat das wohl spektakulärste Saisonfinale 2001 noch als Spieler des FC Schalke miterlebt, in dem der FC Bayern den Königsblauen die Meisterschale mit einem Treffer in der Nachspielzeit doch noch entriss.

Im Interview mit t-online erinnert sich der Weltmeister, der auch sechs Jahre lang (1988–1994) für den FC Bayern spielte, daran und nennt seinen Favoriten auf den aktuellen Meistertitel. Er spricht auch über die wechselhafte Saison des FC Bayern und deren Folgen. Bastian Schweinsteiger sieht er dabei als warnendes Beispiel für Thomas Müller.

t-online: Herr Thon, wird ausgerechnet der FC Schalke, der am Samstag beim FC Bayern antritt, zum Meistermacher für Borussia Dortmund?

Olaf Thon: Schalke tut gut daran, den Ball flachzuhalten und diesen indirekten Doppelpass nicht aufzunehmen. Sie werden alles Menschenmögliche tun, um in München etwas zu reißen. Aber nicht für Dortmund, sondern um in der Bundesliga zu bleiben. Realistisch betrachtet ist Bayern der haushohe Favorit. Entscheidend wird sein, dass Schalke es schafft, auch Konter zu fahren, und damit Nadelstiche setzt. Schalke hat mit Frankfurt und Leipzig ein schweres Restprogramm. Wenn sie noch drei Punkte holen, ist es trotzdem möglich, zumindest die Relegation zu erreichen.

Was halten Sie vom Vorschlag des Dortmunder Oberbürgermeisters, dass sich die Schalker Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt eintragen darf, wenn sie dem BVB zur Meisterschaft verhilft?

Diesen Vorschlag finde ich ziemlich daneben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich auch nur ein einziger Schalke-Spieler ins Goldene Buch der Stadt Dortmund eintragen würde, weil er etwas für Borussia Dortmund geleistet hat.

Sie haben 2001 das vielleicht spannendste Meisterfinale jemals, das Sie mit Schalke im Fernduell mit Bayern in letzter Sekunde verloren, selbst miterlebt. Wie sehr schmerzt der Gedanke daran noch?

Er schmerzt noch, aber ich denke lieber an etwas Positives: Wir haben in diesem Jahr auch den Pokal gewonnen. Das Negative blende ich aus. Aber es steht eben auch in meiner Vita drin. Wer große Titel holen will, muss dafür oft auch harte Niederlagen einstecken. Bei mir war es ein bisschen umgekehrt. Ich habe gleich am Anfang meiner Karriere große Titel geholt, und am Ende kam dann ein schwarzer Fleck dazu. Es wäre für mich der Höhepunkt mit Schalke gewesen, neben dem Uefa-Pokalsieg auch Meister zu werden. Diesen Titel erstmals nach 1958 wieder zu holen, wäre auch für die Fans, Huub Stevens und Rudi Assauer etwas ganz Großes gewesen.

Bayern und Dortmund steuern jetzt wieder auf ein packendes Finale zu. Worauf kommt es dabei an?

Dass man keine Schwächen zeigt, was aber beide in dieser Saison schon häufig gemacht haben. Beide Mannschaften haben da ihre Tücken. Bei den letzten Spielen können unglaubliche Dinge geschehen, die mehr mit dem Kopf zu tun haben als mit der Klasse am Ball. Bayern hat aber auch da die besseren Karten und auch mehr Power, um die letzten Spiele zu gewinnen.

Wer wird sich also im Meisterkampf zwischen Bayern und Dortmund durchsetzen?

Ich glaube, dass Bayern die besseren Karten hat, auch wenn sie mit Leipzig noch gegen den wohl stärksten Gegner spielen müssen. Sie sind einen Punkt vorne und haben das deutlich bessere Torverhältnis. Wenn man die geschossenen Tore anschaut (Bayern 83, BVB 73; d. Red.), sieht man auch, warum sie vorne stehen. Bayern hat eigentlich alles selbst in der Hand. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie zum elften Mal in Folge Meister werden.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein