“Freier Eintritt für alle”: Kultklub stellt Fußballwelt auf den Kopf

Düsseldorf will die Fußballwelt auf den Kopf stellen und Fans kostenfrei ins Stadion lassen. Dahinter steckt ein umfangreiches Konzept – und etwas Verzweiflung.

Dem Beginn der neuen Zeitrechnung wohnten nur etwa 3.000 Menschen bei. So viele hatten sich am Mittwochnachmittag zum Livestream der Pressekonferenz von Fortuna Düsseldorf auf dem YouTube-Channel des Klubs versammelt.

Was dort verkündet wurde, dürfte jedoch ein größeres Publikum interessieren – ein deutlich größeres. Denn: Die Fortuna will Fans freien Eintritt zu ihren Spielen ermöglichen. Als erster Profiklub in Deutschland.

“Wir gehen einen neuartigen Weg, den hat so noch niemand bestritten”, das offizielle Fortuna-Statement zu Beginn beschrieb nichts weniger als eine Revolution im deutschen Fußball.

Hatten viel zu erklären: Fortunas Vorstandsboss Alexander Jobst (l.) und Sportvorstand Klaus Allofs. (Quelle: Oliver Berg)

Ab der kommenden Saison soll das Ganze mit drei Spielen starten und dann “sukzessive von Saison zu Saison ansteigen”, wie Klaus Allofs’ Vorstandskollege Arnd Hovemann, der für Finanzen verantwortlich ist, verdeutlichte. Das Ziel sei klar: “Alle 17 Heimspiele” des traditionsreichen Zweitligisten in der über 50.000 Plätze beinhaltenden Düsseldorfer Arena sollen ohne Eintrittsgeld angeboten werden. Wann das erreicht werde, müsse man “abwarten”.

Die besonderen “strategischen Partner”

Möglich machen sollen diesen Coup mehrere finanzkräftige Sponsoren: Druckerhersteller Hewlett Packard, die Targobank und die Provinzial-Versicherung. Dazu kommt als weiterer “strategischer Partner”, wie es Klubboss Alexander Jobst nannte, Common Goal, eine “globale Bewegung, die sich für die gesellschaftliche Relevanz des Fußballs engagiert” und weltweit Projekte unterstützt. Bekannte Fußballer wie Mats Hummels oder Serge Gnabry spenden einen Teil ihres Gehalts dafür.

In den nächsten fünf Jahren verschafft das der Fortuna 45 Millionen Euro. Ein “wirtschaftliches Fundament”, wie der Klubboss erklärte, und “Sponsoring in einer Art und Weise, wie wir es so nicht kennen.” Das Ganze sei allerdings kein Investorenmodell, wie Jobst nicht müde wurde zu betonen: “Wir sind und bleiben ein Verein.”

Und genau deshalb hätten die Fortuna-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten zugehört, wie sie beteuerten. Viel zugehört – und zwar vor allem Fans, Bürgern und Unternehmen der Stadt.

Ein Konzept, das alles ändern soll

Herausgenommen ist ein Konzept, mit dem Jobst, Allofs und Co. den deutschen Fußball mindestens ein bisschen durcheinanderwirbeln wollen. Der Name: “Fortuna für alle”. Das wohl wichtigste Ziel: Der ehemalige Deutsche Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger soll endlich in die Bundesliga zurückkehren.

“Wir haben gesehen, dass das sehr leicht gesagt, aber die Umsetzung wesentlich schwieriger ist”, gab Allofs, der seit 2020 zurück bei seinem Heimat- und Herzensverein ist, freimütig zu.

Wie so viele altehrwürdige Traditionsvereine kämpft die Fortuna mit den steigenden Anforderungen des modernen Fußballs. Nur vier der vergangen 30 Spielzeiten verbrachten sie in der höchsten deutschen Spielklasse.

1 29 18 7 4 45:24 +21 61
2 29 16 9 4 59:31 +28 57
3 29 17 5 7 58:38 +20 56
4 29 14 5 10 56:36 +20 47
5 29 13 8 8 45:34 +11 47
6 29 14 5 10 48:38 +10 47

Ganze Tabelle

Trotz eines konkurrenzfähigen Kaders ist der Aufstieg auch in diesem Jahr außer Reichweite. Fünf Spieltage vor Saisonschluss rangiert der Klubs aus der Rheinmetropole als Sechster satte neun Punkte hinter dem Relegationsrang.

Allofs’ Urteil zur Gesamtsituation verwundert trotzdem. “Ein ‘Weiter so!’ wie bisher konnte es einfach nicht geben”, sagte der 56-fache deutsche Nationalspieler. Daher ist man am Rhein neue Wege gegangen – “disruptiv”, wie seit einigen Jahren in der Wirtschaft überall zu hören ist. Bewährtes sollte komplett aufgebrochen, Probleme völlig neu und unkonventionell angegangen werden, weil die Schere zwischen Einnahmen- und Ausgabensituation “immer weiter auseinanderging”, so Allofs.

Fortuna-Boss will “den Fußball für alle öffnen”

Im Zuge des angepriesenen Konzepts und mit den Sponsoren will sich der Klub komplett neu aufstellen. Dabei geht es um vier Hauptelemente. Man wolle “den Fußball für alle öffnen”, erklärte Jobst kryptisch. Was das heißt: Neben den Spielen mit freiem Eintritt sollen die Fans enger eingebunden werden. Überdies sollen sie digitale Möglichkeiten haben, sich einzubringen. Dazu soll mithilfe der Stadt Düsseldorf das Stadion modernisiert werden – besonders im Hinblick auf die digitale Infrastruktur.

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