Das Bosse-Beben beim FC Bayern: Uli Hoeneß hat Oliver Kahn weiter geschwächt

Vorstandsboss Kahn wird fast allein verantwortlich für die Krise des FC Bayern gemacht. Dabei ist auch Salihamidzic dafür mitverantwortlich. Hoeneß tut beiden keinen Gefallen.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl

Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic haben einen gemeinsamen Traum. Als Kahn im Januar 2020 in den Vorstand des FC Bayern berufen wurde, fasste Salihamidzic diesen folgendermaßen in Worte: “Wir haben im Trikot die Champions League gewonnen und wollen – wenn es möglich ist – auch im Anzug zusammen die Champions League gewinnen.”

In diesem Jahr wird ihnen das nach dem Aus gegen Manchester City definitiv nicht mehr gelingen. Und momentan deutet einiges darauf hin, dass das auch in Zukunft schwierig werden könnte.

Denn nachdem nun sogar die Meisterschaft als letztes verbliebenes Saisonziel akut gefährdet ist, wird beim Rekordmeister momentan alles und jeder hinterfragt. Allen voran gilt das für Oliver Kahn, der im Sommer 2021 Karl-Heinz Rummenigge abgelöst hat und seitdem als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des Klubs lenkt.

Die Bayern-Bosse Herbert Hainer, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic (v.l.): Ihr Verein enttäuschte gegen Mainz. (Quelle: IMAGO)

Warum auch immer, wird er momentan – zumindest in der Darstellung einiger Medien – in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu alleinverantwortlich für die Krise des FC Bayern gemacht. Das ist nicht fair. Genauso wenig, dass der Name von Salihamidzic dabei so gut wie gar nicht fällt.

Auch Salihamidzic wird hinterfragt

Als Sportvorstand ist er – gemeinsam mit seinem Technischen Direktor Marco Neppe – schließlich hauptverantwortlich für den sportlichen Bereich und die ganz offensichtlich unausgewogene Zusammenstellung des Kaders beim FC Bayern. Noch im Sommer ließ er sich für den bisher vermeintlich besten Kader feiern, als der er in der Vorstandsetage damals noch gesehen wurde. Mittlerweile müssen die meisten seiner Transfercoups aber als Flops hinterfragt werden – ganz besonders sein vermeintlicher Königstransfer Sadio Mané. Uli Hoeneß, der bislang stets die schützende Hand über seinen Lehrling Salihamidzic hielt, hatte diesen Transfer sogar als “Meisterwerk” bezeichnet. Ein Irrtum.

Salihamidzics Aufstieg vom Sportdirektor in den Vorstand und die damit einhergehende Vertragsverlängerung bis 2026 wurde ihm aber auch erst dadurch ermöglicht. Zuvor war sein Wirken durchaus kritisch betrachtet worden. Seine Arbeit sowie sein Auftreten werden jetzt erneut hinterfragt – sowohl klub- als auch mannschaftsintern. Nur eben noch nicht in der Öffentlichkeit.

Mit seinem bewusst öffentlichkeitswirksam inszenierten Trainingsbesuch am Mittwoch hat Hoeneß den Verantwortlichen nun jedenfalls alles andere als einen Gefallen getan. Seine Intention mag vielleicht in erster Linie die gewesen sein, sein Vertrauen zu Thomas Tuchel auch öffentlich zur Schau zu stellen. Und seine Botschaft war wohl auch als ein Impuls im ja noch nicht endgültig verlorenen Meisterrennen mit Borussia Dortmund gemeint. Ganz nach dem Motto: Das war‘s noch nicht!

Hoeneß hat den Verantwortlichen keinen Gefallen getan

Hoeneß sendet damit aber – ob gewollt oder nicht – zwangsläufig auch noch ganz andere Signale. Er wirkte ein wenig wie der Vater, der nach Hause kommt und die Dinge für seine Kinder in Ordnung bringen muss, weil sie ohne seine Aufsicht nicht das tun, was sie eigentlich tun sollten. Auf den FC Bayern übertragen, machte er die Krise zur Chefsache und für alle deutlich, wer beim Rekordmeister tatsächlich das Sagen hat.

Uli Hoeneß und Thomas Tuchel: Der Ehrenpräsident besuchte Chefcoach Thomas Tuchel am Mittwoch beim Training an der Säbener Straße.
Uli Hoeneß und Thomas Tuchel: Der Ehrenpräsident besuchte den Chefcoach am Mittwoch beim Training an der Säbener Straße. (Quelle: IMAGO/Ulrich Wagner)

Vor allem die Position von Kahn – aber auch die von Salihamidzic und dem eigentlichen Präsidenten Herbert Hainer – hat er damit nicht gestärkt. Im Gegenteil, insbesondere Kahn hat er damit weiter geschwächt. Für ihn ist Hoeneß’ Auftritt jedenfalls kein gutes Zeichen.

Nachdem Hoeneß sich 2019 vom Präsidentenamt zurückgezogen hat, verfolgt und bestimmt er die Geschicke des Klubs ohnehin als Mitglied des mächtigen Aufsichtsrats weiterhin mit. Am 22. Mai wird der das nächste Mal zusammenkommen und dabei auch über die Arbeit sowie die mögliche Weiterbeschäftigung von Kahn und Salihamidzic entscheiden.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein