Mit der oberen Tabellenhälfte der zweiten englischen Liga hatte Sheffield Wednesday lange nichts mehr zu tun. Das hat Danny Röhl geändert.
In diesen Wochen ist bei Spielen von Sheffield Wednesday regelmäßig Boney M. zu hören. Statt „Daddy, Daddy Cool“ singen die Fans der „Owls“, wie der englische Zweitligist auch genannt wird, aber „Danny, Danny Röhl“. Nur die Melodie ist die gleiche. Immer wieder schallt der Name des deutschen Trainers durch die Stadien Englands, wenn Sheffield Wednesday Punkte einfährt.
Und weil der Nachname Röhl im Englischen wie Roll, zu Deutsch Brötchen, klingt, hat er auch schon den Spitznamen „Sausage“ (Würstchen) bekommen. Denn die „Sausage Roll“, ein Würstchen im Blätterteigmantel, ist eine britische Spezialität und erfreut sich in den Stadien auf der Insel hoher Beliebtheit – ähnlich wie Röhl bei Sheffield Wednesday.
Deutsche Trainer sind in der Championship, wie die zweite englische Liga heißt, seit einigen Jahren äußerst beliebt. David Wagner (Huddersfield Town) und Daniel Farke (Norwich City) schafften mit ihren Klubs den Aufstieg, auch Jan Siewert (Huddersfield Town) bekam beispielsweise eine Chance.
Sheffield Wednesday entschied sich im Oktober 2023 für Röhl. Mit drei Punkten aus elf Spielen war der Klub aus dem Norden Englands Tabellenletzter, der direkte Wiederabstieg drohte. Röhl, zuvor nie Cheftrainer im Profibereich gewesen, bekam die Chance. In Sheffield setzten sie darauf, dass er sich in den vielen Jahren als Assistent großer Trainer einiges abgeschaut hatte. In Leipzig arbeitete er als Analyst für Ralf Rangnick, war später Co-Trainer von Ralph Hasenhüttl, Niko Kovač und Hansi Flick.
Und Tatsache, Röhl gelang die Trendwende. Aber es brauchte etwas Geduld. Fünf der ersten sechs Pflichtspiele gingen verloren. Ab Anfang Dezember zeigte die Formkurve dann aber steil nach oben. Stück für Stück kletterte Sheffield nach oben, bis die „Owls“ nach 46 Spieltagen – ja, so lange geht tatsächlich eine Saison in der Championship – gerettet waren. Röhl hatte es geschafft.
Und auch in der neuen Saison geht die Erfolgsgeschichte weiter. Dabei hat Sheffield Wednesday einen der schwächsten Kader der Liga. Das Portal transfermarkt.de schätzt den Kaderwert der „Owls“ auf dem viertletzten Platz ein. Nur die Aufgebote der drei Aufsteiger sind weniger wert. Dennoch haben Röhl und seine Mannschaft mit dem Abstiegskampf nichts zu tun.
Nach 21 Spielen hat Sheffield Wednesday 29 Punkte auf dem Konto, ist im gesicherten Mittelfeld unterwegs und grüßt aus der oberen Tabellenhälfte. Sogar die Plätze zur Aufstiegsrelegation sind momentan realistisch erreichbar.
Dabei profitieren die „Owls“ von ihrer momentanen Auswärtsstärke. Fünf der vergangenen sechs Ligaspiele in der Fremde konnte Röhls Elf gewinnen. Auch im Ligapokal bei Erstligist Brentford setzte sich Sheffield durch. Der jüngste Erfolg: ein 3:1-Sieg bei Oxford United am vergangenen Samstag.
Röhl selbst aber mahnte Fans und Spieler davor, sich von dieser Erfolgsserie zu sehr beeindrucken zu lassen. „Wir sollten selbstbewusst sein, aber bodenständig bleiben“, sagte er der BBC nach dem Spiel in Oxford. „Wir sollten nicht denken, dass es normal ist, dass wir als Sheffield Wednesday so viele Auswärtssiege haben.“
Tatsächlich ist es das erste Mal seit dem Jahr 2006, dass Sheffield Wednesday in einem Kalenderjahr so viele Auswärtssiege einfahren konnte. „Wir werden versuchen, das noch auszubauen“, stellte Röhl klar. Zwei Chancen hat der aus Zwickau stammende Trainer mit seinem Team noch. Am 26. Dezember geht es nach Middlesbrough, drei Tage später zu Preston North End.