Zehn Jahre nach Terroranschlag auf Redaktion

„Charlie Hebdo“ veröffentlicht Sonderausgabe


07.01.2025 – 12:58 UhrLesedauer: 3 Min.

Eine Person hält eine Sonderausgabe der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ vor dem 10. Jahrestag des „Charlie Hebdo“-Anschlags an einem Presseverkaufsstand in Paris. (Quelle: Martin Lelievre/AFP/dpa)

Die Anteilnahme nach dem Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ war groß. „Je suis Charlie“ hieß es vielerorts. Nun erscheint eine Sonderausgabe der Satiriker.

Mit der Schlagzeile „Nicht tot zu kriegen“ hat die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zum zehnten Jahrestag des islamistischen Anschlags auf ihre Redaktion eine Sonderausgabe veröffentlicht. „Die Lust zum Lachen wird nie verschwinden“, erklärte Redaktionschef Laurent Sourisseau, genannt Riss, im Leitartikel der 32-seitigen Sonderausgabe, die seit Montag zu kaufen ist. Die Titelseite zeigt einen auf einem Sturmgewehr sitzenden Leser mit breitem Grinsen.

„Charlie Hebdo“ war nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen 2006 ins Visier von Islamisten geraten. Zwei Angreifer waren am 7. Januar 2015 in die Pariser Redaktion des Satireblatts eingedrungen. Insgesamt erschossen sie zwölf Menschen, unter ihnen acht Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“. Zu ihnen zählten die bekanntesten Karikaturisten Frankreichs wie Charb, Cabu, Honoré, Tignous und Wolinski.

Nach zweitägiger Verfolgung wurden die Täter, die Brüder Chérif und Saïd Kouachi, etwa 45 Kilometer nördlich von Paris von Polizisten erschossen. Die beiden Franzosen algerischer Herkunft hatten sich dem Terrornetzwerk Al-Kaida angeschlossen.

Der „Charlie Hebdo“-Zeichner Luz, verschlief den Terroranschlag, an seinem Geburtstag, und entkam so wohl dem Tod, wie er dem „Spiegel“ berichtete. „Ich hasste lange mich selbst. Dafür, dass ich an dem Morgen nicht in der Redaktion war. Dass ich das und jenes nicht unternehmen konnte, weil ich ja nicht da war.“ Er habe sich von dem Selbsthass mittlerweile aber befreit. Eine Woche nach dem Anschlag zeichnete er für das „Charlie Hebdo“-Titelblatt Mohammed, den Propheten der Muslime. Die Ausgabe verkaufte sich knapp acht Millionen Mal, so der „Spiegel“. Er lebe bis heute unter Polizeischutz an einem unbekannten Ort.

Chefredakteur Riss äußerte sich zehn Jahre nach dem Terroranschlag entschlossen: „Satire kann uns helfen, schlimme Zeiten durchzustehen“, sagte er. „Lachen, Ironie und Karikaturen sind Zeichen von Optimismus“, fügte er hinzu. Die Werte der Zeitschrift, etwa Humor und Meinungsfreiheit, aber auch die Trennung von Kirche und Staat und die Frauenbewegung, seien „nie so gefährdet“ gewesen wie derzeit.

Die Sonderausgabe zeigt auf vier Seiten Karikaturen zu Gott und zur Rolle der Religionen, die im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs Ende 2024 ausgewählt wurden. Eine von ihnen zeigt einen Mann, der überlegt: „Wie soll man etwas karikieren, das es nicht gibt?“

Die Zeitschrift veröffentlichte zudem die Ergebnisse einer Umfrage, nach der 76 Prozent der Befragten Karikaturen als Ausdruck der Meinungsfreiheit einstufen. Etwa 62 Prozent halten es demnach für rechtens, eine Glaubensrichtung oder ein religiöses Symbol auf beleidigende Weise zu kritisieren.

Zum zehnten Jahrestag gedenken unter anderem Präsident Emmanuel Macron und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo der Opfer. Macron bekräftigte am Montag, dass Frankreich in der Bekämpfung des Terrorismus nicht nachlassen werde. Eine Ansprache des Präsidenten wird es nicht geben – die Angehörigen der Opfer hatte sich dagegen ausgesprochen.

Nach dem Angriff auf „Charlie Hebdo“ war es in den Tagen danach zu weiteren islamistischen Anschlägen in und bei Paris gekommen: Komplizen der Gebrüder Kouachi erschossen erst eine Polizistin und nahmen dann Geiseln in einem jüdischen Supermarkt, wo sie vier Menschen töteten.

Die Anschläge lösten eine beispiellose Welle der Solidarität aus. Zu einem Gedenkmarsch am 11. Januar reisten dutzende Staats- und Regierungschefs nach Paris. Rund 1,5 Millionen Menschen gingen in der französischen Hauptstadt auf die Straße, landesweit fast vier Millionen. Auch in vielen anderen Ländern gingen Menschen auf die Straße und teilten in den sozialen Medien den Spruch „Je suis Charlie“ (Wir sind Charlie).

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