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Bei ihrem Parteitag in Nürnberg will die CSU zeigen, dass sie Friedrich Merz unterstützt. Demonstrativ übt man sich in Geschlossenheit. Sogar Söder versucht es – für jetzt.

Für einen kurzen Moment hat niemand gemerkt, dass Friedrich Merz schon da ist. Während der CDU-Vorsitzende gemeinsam mit Markus Söder am Eingangstor der großen Halle des Messezentrum in Nürnberg steht, startet der CSU-Generalsekretär Martin Huber auf der Bühne noch einen Wahlaufruf. Minuten vergehen, bis Huber merkt, wer da wartet, und den CSU-Parteitag aufruft, den Kanzlerkandidaten mit ihm zu begrüßen.

Es gibt dann doch noch ein bisschen Show für den Auftritt von Söder und Merz. Das Licht im Saal wird gedimmt, aus den Boxen dröhnt die Musik. Während die beiden Parteivorsitzenden lachend und winkend den Gang zur Bühne entlangschreiten, klatscht die Menge im Takt. Nicht euphorisch, aber gewissenhaft.

Der gemeinsame Auftritt der Parteivorsitzenden heute ist wichtig. Er soll ein Signal für die entscheidenden Tage im Wahlkampf senden, vor allem an die eigenen Leute. Die Union steht geschlossen – so lautet die Botschaft. Bei jeder Gelegenheit wird das an diesem Samstag betont. Sieht man aber durch die Reihen und in die Gesichter der Delegierten, wird klar: Wirklich Stimmung kommt nicht auf, als Söder und Merz da durch den Saal ziehen.

Die CSU ist nicht ganz zufrieden mit dem Wahlkampfverlauf. Die Tatsache, dass die eigene Partei in Bayern bei rund 43 Prozent steht, die Union insgesamt aber nicht merklich über die 30 Prozent hinauskommt, frustriert. Erst recht mit Blick auf die nach wie vor große Unzufriedenheit mit Olaf Scholz und den Ampelparteien. Viele Christsoziale sind überzeugt, dass für CDU und CSU deshalb deutlich mehr drin sein müsste.

Die Erklärung dafür, dass man offenkundig stagniert, war zunächst: Merz mache Wahlkampf im Schlafwagen. Die Taktung sei zu niedrig, der Kandidat zu brav. Viele wünschten sich mehr Offensive. Entsprechend war es wenig überraschend, dass es vor allem die CSU-Spitze war, die Merz nach dem Messerangriff in Aschaffenburg sagte, er müsse jetzt handeln. Man könne das Thema Migration nicht mehr aussparen. Ein Appell, der bei Merz durchaus Anklang fand, den er teilte. Nur ging der CDU-Chef am Ende noch weiter. Er entschied, mit seiner Fraktion zwei Anträge und einen Gesetzentwurf zur Begrenzung illegaler Migration in den Bundestag einzubringen – komme was wolle. Das Ergebnis: Es kommt erstmals zu einer Mehrheit mithilfe der AfD. Das war eigentlich nicht das, was die CSU wollte.

Dennoch war klar: Merz braucht Söder jetzt. Ohne die CSU geht es nicht. Und die Bayern hatten dem Kandidaten immerhin Loyalität zugesichert. Also liefern sie. Große Geschlossenheit, keine Zweifel – zumindest nicht offen. Bis zur Bundestagswahl am 23. Februar herrscht Disziplin. „Mitte, Mehrheit, Merz“ – so nennt Alexander Dobrindt am Samstagmorgen das Motto für die bevorstehenden zwei Wochen. Die Frage ist: Was kommt danach?

Merz weiß, dass man sich bei der CSU nicht zu früh freuen darf. Also bedankt er sich für die gute Zusammenarbeit, sagt, die Union habe gerade „einen guten Lauf“, macht dann aber gleichzeitig klar, dass es auf die bevorstehenden Tage ankommen werde. „Ich möchte am 23. Februar sehen, dass die CSU alle Wahlkreise ausnahmslos gewonnen hat“, sagt Merz und bekommt dafür großen Applaus.

Es ist ein solider Auftritt, den der Parteivorsitzende an diesem Samstag bei der CSU liefert. Er nimmt die Wirtschaft und Europa in den Fokus, spricht aber auch über Migration. Die SPD kritisiert er für ihren Stil im Wahlkampf, sagt auch, sie seien inhaltlich mehr bei der Union als die Grünen. Alles Sätze, die sie hier hören wollen. Und als Merz seine Entscheidung, die zwei Anträge und den Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen, noch einmal erklärt, bekommt er schließlich großen Applaus. Es ist der Rückhalt, den die CSU ihm im Wahlkampf versprochen hat.

Söder demonstriert auf dem CSU-Parteitag Unterstützung: zumindest bis zum 23. Februar. (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen/imago)
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