Respekt und Bedauern, aber auch Erleichterung und Häme: Die kurzfristige Rücktrittsankündigung der Grünen-Spitze sorgt für gemischte Reaktionen.

Die Rücktrittsankündigung der Grünen-Spitze hat gemischte Reaktionen ausgelöst. Viele gemeinsame Weggefährten äußerten Dankbarkeit und zollten ihr Respekt für diesen Schritt. In der Opposition sieht man das Ende der Ampelkoalition eingeläutet.

Der ehemalige Grünen-Vorsitzende und jetzige Wirtschaftsminister Robert Habeck hat den angekündigten Rücktritt des Grünen-Parteivorstands als „großen Dienst an der Partei“ bezeichnet. Habeck sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Dieser Schritt zeugt von großer Stärke und Weitsicht. Ricarda Lang und Omid Nouripour beweisen, was für sie der Parteivorsitz bedeutet: Verantwortung. Sie machen den Weg frei für einen kraftvollen Neuanfang.“ Auch er selbst trage Verantwortung für die jüngsten Niederlagen. „Und auch ich will mich ihr stellen.“

Auch Annalena Baerbock sprach Lang und Nouripour ihren Respekt aus. „Solche Größe und Stärke haben nicht viele – politisch und vor allem menschlich“, sagte Baerbock in New York. „Auch wir in der Regierung müssen uns fragen, wie wir besser werden können.“ Sie wolle Robert Habeck bei dessen Kanzlerkandidatur mit aller Kraft unterstützen.

In der Partei herrschte neben Respekt für die Entscheidung auch Verständnis für die notwendige Erneuerung. So sagte Schleswig-Holsteins Grünen-Landesvorsitzende Anke Erdmann: „Wir können die aktuellen Wahlergebnisse und Umfragen nicht schönreden und es wird ein Kraftakt, aus der Delle herauszukommen“, sagte Erdmann. „Der Rücktritt ist die Startposition für einen Aufbruch und die Neuaufstellung für einen kraftvollen Bundestagswahlkampf.“

Der Grünen-Abgeordnete Marcel Emmerich sagte t-online: „Diese Entscheidung verdient Anerkennung, doch unsere Probleme sind tiefgreifender und gehen weit über Einzelpersonen hinaus.“ Die anstehenden Herausforderungen könnten nur gemeinsam gelöst werden, „und die Schwierigkeiten müssen wir im Team bewältigen“. Er habe großen Respekt vor der Entscheidung und dankte den Vorsitzenden für ihren Einsatz.

Dankbar für die geleistete Arbeit zeigte sich auch die Grünen-Abgeordnete Paula Piechotta. „Wir Grüne haben verstanden. Ihr wollt ein starkes Zeichen, dass wir umsteuern. Hier ist eins davon“, schrieb sie auf X. Der Bundesvorstand trage nicht die alleinige Schuld an der aktuellen Situation, erklärte sie, dennoch gelte: „Wenn es schiefläuft, dann kann Verantwortung übernehmen eben auch bedeuten, dass man zurücktritt, ohne selbst die alleinige Schuld zu tragen.“

Auch die Spitze der Berliner Grünen hat dem scheidenden Bundesvorstand der Partei für die Rücktrittsentscheidung Respekt gezollt. „Wir danken dem Bundesvorstand für seine intensive Arbeit in dieser schwierigen Zeit und dafür, dass er den Weg für einen Neustart bereitet“, sagten die beiden Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai laut einer Mitteilung. „Vor diesem Schritt haben wir sehr großen Respekt.“

Die SPD bedankte sich für die Zusammenarbeit. „Wir haben gemeinsam an der Spitze unserer beiden Parteien stets verlässlich und vertrauensvoll Dinge besprochen und geklärt“, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil. „Trotz mancher inhaltlichen Unterschiede war diese Partnerschaft sehr angenehm, weil sie auch menschlich belastbar war.“ Deshalb danke man Omid Nouripour und Ricarda Lang „von Herzen“. Zum Fortgang der Ampelkoalition äußerten sie sich zunächst nicht.

Konkreter wurde Katja Mast, parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion. Sie gehe davon aus, dass die Grünen ihre Themen in der Ampelkoalition weiterhin durchsetzen wollten. „Deshalb gehe ich davon aus, dass dies eine Neusortierung innerhalb der Grünen-Partei bedeutet und nicht innerhalb der Regierung und der Grünen-Fraktion“, sagte Mast der Nachrichtenagentur Reuters. Den Rücktritt nehme sie mit Respekt zur Kenntnis.

Sie sehe keine Auswirkungen auf die SPD und die Arbeit der Ampelkoalition. Auch die anderen Parteien hätten noch Projekte, die sie in der Regierung abarbeiten wollten. „Wir sind hier im Arbeitsmodus, nach wie vor.“

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