Volkswagen ist das größte Industrieunternehmen Deutschlands. Nun will der Konzern nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Das hat weitreichende Folgen.

Keine Branche steht so sehr für die deutsche Wirtschaft wie die Automobilindustrie. Und keine Firma steht so sehr für die deutsche Automobilindustrie wie Volkswagen. Das Unternehmen gibt vielen Menschen Arbeit, die Marke VW gilt in Deutschland als eine der beliebtesten. Wie es VW geht – darauf blickt deshalb das ganze Land.

Doch ist VW wirklich noch so entscheidend dafür, wie es Deutschlands Wirtschaft geht? Und wie steht es wirklich um das Unternehmen?

Der Zustand des Unternehmens

2023 setzte Volkswagen rund 322 Milliarden Euro um. Der Gewinn lag nach Steuern bei 17,9 Milliarden Euro und damit höher als 2022. Die Firma ist somit nach wie vor das größte Industrieunternehmen Deutschlands.

Doch sie kämpft auch mit Problemen. Im dritten Quartal hat VW einen massiven Gewinneinbruch erlitten: Der Konzerngewinn nach Steuern sackte um rund 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro. Lesen Sie hier mehr dazu.

Eine große Herausforderung: die Umstellung auf E-Antriebe. Lange habe VW diese verschlafen, sagt Branchenexperte Jürgen Pieper im Gespräch mit t-online. Vor zwei Jahren verkündete die Firma schließlich, bis 2033 in Europa nur noch E-Autos bauen zu wollen. „VW hat aufgeholt“, sagt Pieper. „Aber Konkurrenten wie Tesla und chinesische Hersteller waren schneller.“ Die E-Autos der Firma seien wenig gelungen, kein Verkaufshit.

Das Tagesgeschäft laufe zwar trotz allem verhältnismäßig gut, sagt der Experte. Das könne sich aber bald ändern: „Es geht darum, das Unternehmen langfristig zu sichern. Darum, wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Dafür müsse VW innovativer werden, seine Kosten senken.

Klar ist: Die Autoindustrie hat viele Jahrzehnte lang enorm dazu beigetragen, dass es der deutschen Wirtschaft gut ging. Durch Innovationen, Investitionen, hohe Produktivität. Sie gibt hohe Summen für Forschung und Entwicklung aus. Und ist für Pieper damit eine der letzten großen Zukunftsbranchen Deutschlands: „Ein Rückschritt hier würde dem Land einen massiven Wohlstandsverlust bescheren.“

Auch der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, äußert sich besorgt über die Lage der Autoindustrie und anderer Schlüsselbranchen. Entwicklungen in diesen könnten Anzeichen für eine beginnende Deindustrialisierung sein, warnte er in der „Zeit“. VW ist als größte der deutschen Autofirmen besonders einflussreich. Auch, weil das Unternehmen unzählige mittelständische Zulieferer, Werkstätten und damit Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen am Leben hält.

VW hat weltweit mehr als 600.000 Mitarbeiter, davon 120.000 in Deutschland. Damit ist Volkswagen einer der größten Arbeitgeber im Land. Immer wieder gibt es Diskussionen um Kündigungen und Werksschließungen. Zuletzt berichtete der VW-Betriebsrat von Plänen für die Schließung von drei Werken sowie dem Abbau zehntausender Arbeitsplätze in Deutschland. Pieper hält das für möglich: Er geht davon aus, dass mindestens 10.000 Arbeitsplätze durch freiwillige Abgänge und Frühverrentung wegfallen könnten. Es könne auch sein, dass ein Standort geschlossen werde.

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Die Mitarbeiter haben bei VW traditionell einen gewaltigen Einfluss, vor allem durch Betriebsräte. Gemeinsam mit der niedersächsischen Landesregierung könnten diese etwa bei Werksschließungen sogar das VW-Management überstimmen, glaubt Pieper.

VW gilt als eine der beliebtesten Automarken Deutschlands: Allein im September 2024 wurden 38.900 Fahrzeuge von Volkswagen neu zugelassen. Traditionell steht VW bei vielen für Werte wie Tradition und Verlässlichkeit. Doch dieses Image wurde immer wieder erschüttert. So hatte der Abgasskandal von 2015 das Vertrauen vieler Kunden auf die Probe gestellt.

Die Firma präsentiert sich immer wieder als Innovationstreiber. 2021 kündigte sie die „größte Transformation der Unternehmensgeschichte“ an, der damalige CEO Herbert Diess verkündete: „Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird das Auto nachhaltig, sicher, intelligent und schließlich autonom fahren.“ 2023 erklärte der heutige Chef der Marke Volkswagen, Thomas Schäfer: „Wir machen Volkswagen wieder zu einer echten Love Brand.“

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