Sieben Jahre nach dem Tod des Sängers Chester Bennington meldete sich Linkin Park zurück: Ihr einziges Deutschlandkonzert der Comeback-Tour spielte die Band in Hamburg. t-online hat sich die Show angesehen.
Große Konzerte sind in Hamburg keine Seltenheit. Trotzdem ist an diesem Sonntagabend in der Barclays Arena eine ganz besondere Stimmung zu spüren: Es ist das Comeback von Linkin Park. Noch vor drei Wochen hätte das wohl kaum einer der 16.000 Fans, die dann vor wenigen Tagen eines der ultraschnell ausverkauften Tickets ergattern konnten, für möglich gehalten.
Wer sich zum offiziellen Einlass um 18 Uhr vor der Halle anstellt, reiht sich direkt in eine mehrere Hundert Meter lange Schlange ein. Der Stimmung schadet das nicht: Man ist ja unter Gleichgesinnten, die das alles noch ebenso wenig begreifen können. Aber das hier ist kein Scherz und auch keine Übung. Es ist die Wahrheit, verpackt in lauter alte, aus dem Schrank gekramte Linkin-Park-Shirts.
„From Zero“ heißt die Tour, es geht also sprichwörtlich von null los. In Hamburg startet Linkin Park 2.0 um exakt 20.45 Uhr mit einer ausrastenden Menge und den ersten Tönen von „Somewhere I Belong“. Das kann man als Ansage der Band verstehen: Sie gehört zu ihren Fans. Die Musik mit all den Botschaften von Chester Bennington gehört auf die Bühnen dieser Welt transportiert. Und: Chester Bennington verdient es, gehört zu werden.
Emily Armstrong beweist großen Mut damit, dass sie die Aufgabe als Sängerin von Linkin Park angenommen hat. Sie fügt sich gut in den Nu-Metal-Sound der Band ein. Bis zu den ersten „Emily, Emily“-Rufen dauert es nur wenige Songs – im Laufe des Abends werden diese noch mehr und noch lauter. Als kleinen Dank an die deutschen Fans streift sie sich später noch das pinkfarbene DFB-EM-Trikot über.
„Deutschland ist ein besonderer Platz für uns, ihr seid immer so herzlich und einladend“, sagt Mike Shinoda vor dem neuen Song „The Emptiness Machine“. Das passt als Motto gut zu diesem Abend: Es ist eine riesige Party mit 16.000 Teilnehmern. Ob „New Divide“, „My December“, „Burn It Down“, „Crawling“, „Castle of Glass“, „What I’ve Done“, „Waiting for the End“, „One Step Closer“, „Given Up“, „Breaking the Habit“, „Papercut“ oder „Leave Out all the Rest“ – was die Band serviert, wird aufgesogen und abgefeiert. In der Zugabe gibt es sogar eine Weltpremiere: „Heavy is the Crown“, die zweite Single vom im November kommenden Album „From Zero“.
Die volle Magie des Konzerts entlädt sich bei zwei für viele Fans ganz besonderen Songs. „Numb“ und „In the End“, die beiden großen Linkin-Park-Hymnen. Es fühlt sich so an, als würden sich alle 16.000 Fans gleichzeitig ihren Schmerz von der Seele schreien. Die Sehnsucht nach Linkin Park live ist offensichtlich riesengroß gewesen.
Ähnlich groß sind die eigens installierten Videowürfel unter dem Dach und die Bühne, die sich einmal längs durch die Halle zieht. So haben selbst die Fans in den obersten Reihen einen guten Blick auf das Geschehen. Linkin Park arbeitet während des Konzerts mal mit Nebel, mal mit dem Licht, mal mit Videosequenzen. Es ist kein Feuerwerk an Spezialeffekten, die Show wirkt trotzdem spektakulär und dynamisch. Alles an diesem Abend passt gut zusammen.
Was bleibt nun, am Ende der zwei Stunden langen Show, übrig? Gefühlschaos. Weil Chester Bennington sehr fehlt und diese Lücke für immer offen bleibt. Weil es zugleich allerdings gut tut und heilt, diese Musik wieder live und von der Band selbst gespielt zu hören. Linkin Park ist wieder da. Endlich.