Der FC Bayern schrammt gegen Glasgow nur knapp an der sportlichen Katastrophe vorbei. Die Münchner rätseln selbst über die Gründe ihres Formabsturzes. Auch der Trainer hat seinen Anteil daran.
Vincent Kompany hatte keine Zeit zu verlieren. Schließlich lag seine Mannschaft im Playoffrückspiel gegen Celtic Glasgow mit 0:1 zurück. Bei diesem Spielstand drohte dem FC Bayern nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel vergangene Woche in Schottland die Verlängerung.
Also trat Kompany aus seiner Coachingzone auf das Spielfeld. Beim Versuch, den Ball, der auf ihn zuflog, zu fangen, damit Bayern keine Zeit verliert und schnell weiterspielen kann, rutschte der Belgier aber auf dem nassen Rasen aus. Er griff knapp am Ball vorbei, geriet ins Stolpern und landete mit dem Hintern auf dem Boden. (Mehr zu dieser kuriosen Aktion lesen Sie hier.)
Eine Szene mit Symbolcharakter. Nein, an diesem Abend wollte dem FC Bayern wirklich nichts gelingen. Wer dafür noch einen endgültigen Beleg brauchte, der bekam ihn spätestens damit geliefert.
Mit dem späten Tor in der letzten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 rettete der eingewechselte Alphonso Davies die Bayern zwar doch noch vor der Verlängerung. Die vielen Probleme, mit denen Bayern momentan zu kämpfen hat, waren aber dennoch schlicht nicht mehr zu übersehen.
„Es war wichtig, dass wir weitergekommen sind“, sagte Sportdirektor Christoph Freund anschließend exklusiv bei t-online. „Wir können natürlich besser Fußball spielen. Es war kein einfaches Spiel, am Ende des Tages ein bisschen glücklich natürlich mit dem Tor in der letzten Minute, aber ganz, ganz wichtig.“ Freund gab aber auch unumwunden zu: „Es gibt einige Dinge aufzuarbeiten.“ (Das komplette Exklusivgespräch mit Freund lesen Sie hier.)
Sportvorstand Max Eberl sah das nicht anders. Die letzten beiden Spiele seien „keine Offenbarung“ gewesen. Es sei nicht so, dass „wir jetzt dasitzen und sagen: Wir sind in Topform, alles fantastisch“, führte Eberl aus. „Das ist es momentan nicht. Es ist alles ein bisschen schwerer.“
Doch er hielt fest: „Aber wir sind durch. Das ist erst mal das Wichtigste. Wir haben Leverkusen auf Abstand gehalten. Das war das Zweitwichtigste. Jetzt müssen wir ein paar Dinge daraus lernen.“ Durch das 1:1 gegen Celtic steht der FC Bayern im Achtelfinale der Champions League. In der Bundesliga liegt der deutsche Rekordmeister nach dem 0:0 am Samstag in Leverkusen in der Tabelle weiterhin acht Punkte vor seinem großen Meisterrivalen.
Thomas Müller fasste die Dinge beim Verlassen der Arena im Gespräch mit t-online folgendermaßen zusammen: „Souverän ist anders, aber weiter ist weiter.“
Die Art und Weise, wie sich die Bayern in diesen beiden Spielen präsentiert haben, gibt den Verantwortlichen allerdings zu denken. In Leverkusen waren die Münchner über 90 Minuten komplett unterlegen und retteten mit viel Glück und unter anderem nach zwei Lattentreffern ihres Gegners ein torloses Remis. Gegen die vermeintlichen Außenseiter aus Glasgow fehlte nun erneut die Durchschlagskraft in der Offensive.
Vom dominanten Spielansatz, dem Pressing und dem Ballbesitzfußball, den Kompany mit seiner Mannschaft eigentlich zeigen will und in der Hinrunde auch noch erfolgreich praktizierte, war nichts mehr zu sehen. Dieser Negativtrend ist bereits seit der Winterpause und den Spielen gegen Holstein Kiel (4:3), Wolfsburg (3:2), in Glasgow (2:1) und erst recht in Leverkusen (0:0) zu beobachten.
„Es waren jetzt zwei Spiele, die ein bisschen anders waren“, sagte Freund. Die verlorene fußballerische Linie ist keinesfalls gewollt. „Nein, nein. Wir wollen eigentlich schon weiter dominant auftreten.“
Nur gelang den Bayern das zuletzt eben nicht mehr. Das mag unter anderem in Formkrisen einzelner Spieler oder teilweise auch mit Verletzungen, wie der von Torschütze Davies, begründet sein.