Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kann die Lungenfunktion beeinträchtigen. Doch wie kann man das Atmen wieder verbessern?

Es gibt verschiedene Ursachen, wenn die Atmung schwerer fällt: Wenig Sport, zunehmendes Alter, ein grippaler Infekt, eine Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2, Asthma bronchiale. Aber COPD reduziert die Lungenfunktion. Doch lässt sich diese wieder verbessern? Und lässt sich das Lungenvolumen trainieren? t-online hat bei einem Pneumologen nachgefragt.

Das Lungenvolumen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wie viele Liter Luft die Lunge fasst, ist unter anderem abhängig von der Größe der Lunge, vom Alter und vom Geschlecht. Das totale Lungenvolumen eines erwachsenen Mannes mit 1,80 Meter Größe beispielsweise beträgt um die sechs Liter. Erkrankungen, darunter Asthma bronchiale, eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), ein Lungenemphysem, aber auch eine Lungenfibrose (Narbenlunge) kann die Lungenfunktion erheblich beeinträchtigen.

Wie leistungsfähig die Lunge ist, lässt sich mithilfe verschiedener Untersuchungsmethoden messen. Es können verschiedene Parameter der Lungenfunktion getestet werden. Die beiden wichtigsten sind die Vitalkapazität und die Einsekundenkapazität.

(Quelle: Universitätsmedizin Essen)

Professor Dr. med. Christian Taube ist Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen-Ruhrlandklinik und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung e. V.

„Die Vitalkapazität erfasst, wie viel Luft maximal ein- und ausgeatmet werden kann. Erwachsene haben im Schnitt eine Vitalkapazität von drei bis fünf Litern. Die Einsekundenkapazität erfasst, wie viel Luft ein Mensch in einer Sekunde ausatmen kann. Dann gibt es noch das Residualvolumen, welche die Luftmenge erfasst, die nach vollständigem Ausatmen in der Lunge verbleibt – sowie eine Reihe weiterer Messgrößen, die Aufschluss über die Lungenfunktion und mögliche Lungenerkrankungen geben können“, erklärt Professor Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen.

Wer eine erste Einschätzung über seine Lungenfunktion bekommen möchte, kann zu Hause einige Selbsttests durchführen, darunter beispielsweise den Kerzen-Test. Hierbei wird eine Kerze einen Meter entfernt aufgestellt. Gelingt es, die Kerze aus dieser Entfernung auszupusten, ist die Lungenfunktion gut. Im Normbereich ist die Lungenleistung auch dann noch, wenn man die Kerze in der ausgestreckten Hand ausblasen kann.

Alles, was darunter ist, weist auf ein eingeschränktes Lungenvolumen hin. Auch der Luftballon-Test kann eine erste Einschätzung der Lungenfunktion geben. Hierfür wird ein Zehn-Liter-Ballon mit einem Atemzug so weit aufgepustet, wie es geht. Der Luftballon sollte danach etwa eineinhalbmal so groß sein wie der Kopf.

„Lungenfunktionstests für zu Hause dienen lediglich der ersten Orientierung. Für eine aussagekräftige Einschätzung der Lungenfunktion eignen sie sich nicht“, betont Taube. „Wer merkt, dass ihm das Atmen unter Belastung zunehmend schwerer fällt, wer über mehrere Wochen hinweg unter Husten leidet – möglicherweise mit Auswurf – sollte einen Lungenarzt oder eine Lungenärztin aufsuchen und einen Lungenfunktionstest durchführen lassen. Selbsttests sind zu ungenau. Wer sich auf sie verlässt, läuft Gefahr, eine Lungenerkrankung oder eine Erkrankung eines anderen Organs zu übersehen.“

Ist das Lungenvolumen aufgrund einer Erkrankung eingeschränkt, erfolgt die Behandlung in Abhängigkeit der Diagnose. Medikamente, spezielle Atem-Physiotherapien sowie Atemschulungen helfen den Betroffenen, mit der verminderten Lungenfunktion umzugehen und die Lunge zu stärken. Für Gesunde wie Lungenkranke gilt laut dem Experten: Regelmäßige Bewegung, Rauchverzicht sowie die Vermeidung von Übergewicht sind die wichtigsten Schutzfaktoren für die Lunge.

Für lungenkranke Personen sind zudem Medikamente ein bedeutender Therapiebaustein. „Es muss nicht gleich die anstrengende Sporteinheit sein, um die Lunge zu kräftigen. Auch regelmäßige Spaziergänge trainieren die Lungenfunktion. Die körperliche Aktivität sollte immer auf den aktuellen Zustand der Lunge abgestimmt sein. Die behandelnden Ärzte wissen, welches Training und welche Trainingsintensität im individuellen Fall angemessen ist“, sagt Taube.

Dem Lungenarzt zufolge leistet Sport beziehungsweise regelmäßige körperliche Aktivität einen bedeutenden Beitrag zur Lungengesundheit. Dabei erhöht Sport nicht automatisch das totale Lungenvolumen, auch wenn es bei Sportlern oftmals zu beobachten ist.

Sport trainiert vor allem die Belastbarkeit der Lunge, stärkt die Atemmuskulatur, sodass man leichter und tiefer ein- und ausatmen kann und verbessert die Sauerstoffversorgung des Körpers. Auch stärkt regelmäßige körperliche Aktivität das Herz, das neben der Lunge für die Sauerstoffversorgung des Körpers unverzichtbar ist. Asthmatiker beispielsweise trainieren mit Sport nicht nur ihre Lungenfunktion, sondern können durch sportliche Aktivität sogar das Risiko für Asthma-Anfälle senken.

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