Tiktoker stirbt

„Mukbang“-Videos: So gefährlich ist der Essen-Trend

14.04.2025 – 17:35 UhrLesedauer: 2 Min.

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Ein Mann isst vor einem Mikrofon (Symbolbild): Der Trend, Unmengen an Fastfood vor laufender Kamera zu essen, kommt aus Südkorea. (Quelle: IMAGO/Olga Yastremska, New Africa, Africa Studio)

Extreme Essensweisen sind auf Social Media ein zunehmender Trend. Doch dieser birgt gesundheitliche Gefahren und kann zum Tod führen. Wo liegt die Grenze zwischen Risiko und Unterhaltung?

Mitte März ist der türkische Tiktoker Efecan Kultur im Alter von nur 24 Jahren an den Folgen seiner Fettleibigkeit gestorben. Der junge Mann war bekannt für seine Videos, in denen er Unmengen an Essen vor der Kamera verzehrte. Mehr dazu lesen Sie hier. Damit folgte Kultur dem sogenannten „Mukbang“-Trend, bei dem sich Menschen beim Essen riesiger Nahrungsmengen filmen lassen. In den sozialen Medien erfreut sich das wachsender Beliebtheit. Jedoch birgt der Trend erhebliche gesundheitliche Risiken, warnen Experten.

Christina Holzapfel von der Hochschule Fulda erklärte, dass solche Trends bei anderen Menschen zu extremem Verhalten führen können und oft unterschätzt werden. Sie betonte auch die Gefahren mangelnder Einordnung solcher Inhalte. So sei es besonders problematisch, wenn Nachahmer ebenfalls versuchen, extreme Essensmengen zu sich zu nehmen – und schlimmstenfalls zu medizinischen Notfällen werden.

Die Nachahmungsgefahr ist hoch, sagte Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. Wenn die Videos zudem gefälscht sind, könne das ein echtes Problem darstellen. Denn Menschen mit normalem Essverhalten können Seitz zufolge diese riesigen Portionen nicht bewältigen. Im Gegenteil: Oft führen sie zu Übelkeit und anderen Beschwerden. „Der Körper wehrt sich ja auch gegen diese großen Mengen an Nahrung“, sagte Holzapfel.

Entstanden ist der „Mukbang“-Trend in Südkorea in den Nullerjahren durch einen kuriosen Zufall. Ein Gamer aß vor laufender Kamera Instant-Nudeln – das kam bei den Zuschauern so gut an, dass es viele Nachahmer fand. Das Phänomen setzt sich aus den Wörtern „Muk-da“ (essen) und „Bang Song“ (senden) zusammen und beschreibt das Filmen beim Essen.

Dass das Phänomen gerade in Südkorea seinen Ursprung hat, ist kein Zufall. In der streng konfuzianisch geprägten Kultur galten beim Essen lange Zeit feste Rituale. Doch mit dem Modernisierungsschub der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Esskultur stark verändert. Junge Angestellte in Bürojobs, geplagt von langen Arbeitszeiten und kurzen Mittagspausen, greifen unter Zeitdruck häufig zu Fast Food. Und statt in geselliger Runde zu essen – wie es in der kollektivistisch geprägten Gesellschaft lange üblich war – sitzen viele heute allein vor dem Laptop. „Dieses gemeinsame Essen fördert natürlich das soziale Miteinander. Und das hat durchaus auch eine psychologische Wirkung“, sagte Experte Seitz.

Die Plattformen in den sozialen Medien beobachten zwar Inhalte gemäß ihren Richtlinien. Bei Tiktok etwa sorgen sogenannte Community Guidelines dafür, dass potenziell gefährdende Inhalte mit Altersbeschränkungen versehen werden. Problematisch sei jedoch, dass oft eine fachliche Einordnung fehle.

Christina Holzapfel betonte deshalb die Wichtigkeit der Aufklärung: „Es geht nur darum zu sagen: Passt auf bei solchen Trends.“ Reglementierungen allein seien nicht ausreichend – wichtig sei es, Informationen kritisch zu hinterfragen und sich nicht irreführen zu lassen. Die Plattformen bieten zwar Raum für Vernetzung und Austausch über Ernährungsthemen. Aber auch hier gilt Vorsicht: Viele selbsternannte Experten verbreiten nicht evidenzbasierte Botschaften.

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