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Papst Franziskus war nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern hatte auch die Oberaufsicht über das riesige vatikanische Vermögen. So steht es um die Kirchenfinanzen.

Kurz nach dem Tod von Papst Franziskus wird viel über seinen Reformwillen gesprochen. Seine Anhänger loben seine demütige Art, die Abkehr von einem gewissen Pomp im Vatikan, die Offenheit für Veränderung, etwa in Bezug auf die Rolle der Frau. Seine Skeptiker sind in diesen Stunden eher leise, vielleicht aus Taktgefühl, vielleicht aber auch, weil sie ihre Kritik in den vergangenen mehr als zehn Jahren immer wieder angebracht haben. Ihnen war Franziskus zu liberal, dem vertrauten Ritus gegenüber zu abgeneigt.

Ein Bereich von Franziskus‘ Reformstreben aber steht auf beiden Seiten selten im Fokus: das Finanzielle. Dabei übernahm er sein Amt mitten in einer handfesten Krise der Kirche. 2013 hatten die sogenannten Vatileaks – interne Dokumente, von einem Insider an die italienische Presse durchgestochen – die Fehlwirtschaft im Vatikan aufgedeckt.

Der damalige Papst Benedikt XIV. dankte aus Altersgründen ab. Und mit Franziskus wurde ein Mann gewählt, der nicht nur selbst einen bescheidenen Lebensstil pflegte und jegliches Gehalt ablehnte. Vielmehr wollte er seine neue Macht im Kirchenstaat dazu nutzen, wirtschaftlich aufzuräumen.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus den Dokumenten war, wie intransparent die Finanzen des Kirchenstaats insgesamt gehandhabt wurden. Luigino Bruni, Ökonom der Lumsa Universität in Rom, beriet Papst Franziskus wiederholt in wirtschaftlichen Fragen. „Nachdem die katholische Kirche Geld immer als etwas Schmutziges angesehen hatte, über das man nicht spricht, war das große Neuartige an Franziskus, dass er die Finanzen und die Wirtschaft ins Zentrum der katholischen Kirche gerückt hat“, sagte er im „Handelsblatt“.

Doch von welchen Beträgen ist dabei eigentlich die Rede? Die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Apsa) betreute laut Vermögensverwaltungsbericht 2023 mehr als 2,7 Milliarden Euro. Sie meldete für das Jahr einen Gewinn von 45,9 Millionen Euro, was einen Anstieg um 13,6 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr darstellte. Davon wurden 37,9 Millionen Euro zur Unterstützung der römischen Kurie verwendet, während die restlichen 7,9 Millionen Euro reinvestiert wurden. Als Apostolischer Stuhl wird das Amt des Papstes und die ihn unterstützende Römische Kurie bezeichnet; er stellt das zentrale Leitungsorgan des Vatikanstaats dar.

Eine der größten und wertvollsten Kunstsammlungen der Welt: Über 50.000 Objekte können Besucher in den Vatikanischen Museen besichtigen. (Quelle: dpa)

Der wichtigste Vermögenswert sind die Immobilien des Vatikans. Davon besitzt der Kirchenstaat weltweit rund 5.500. Der Großteil befindet sich in Italien, aber auch in der Schweiz, in Frankreich und England. Es handelt sich dabei um Wohnungen, Kirchen, Klöster, Büros und Land. Fast 20 Prozent der Gebäude werden zu marktüblichen Preisen vermietet, 10 Prozent werden subventioniert vermietet. Das sind wichtige Einnahmequellen für den Kirchenstaat.

Weitere Einnahmen erwirtschaftet der Vatikan über Museen, Souvenirs, Münzen, Briefmarken und Bücher sowie durch Tourismus und Spenden. Genaue Zahlen werden dazu aber nicht veröffentlicht. Hinzu kommen die Vermögenswerte der Kunstwerke, vorwiegend in den Vatikanischen Museen. Doch die Werke gelten als unverkäuflich.

Zum Vatikan gehört zudem die eigene Bank, das Istituto per le Opere di Religione (IOR), gemeinhin auch als Vatikanbank bekannt. Das Geldinstitut betreut etwa 12.000 Kunden, zu denen insbesondere katholische Einrichtungen wie Diözesen, Orden und Stiftungen zählen. Im Jahr 2023 verwaltete die Bank ein Vermögen von rund 5,4 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 30,6 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur Religion News Service berichtet.

Gerade die Vatikanbank hatte zu Beginn von Franziskus‘ Amtszeit einen schlechten Ruf. In den 70er- und 80er-Jahren löste die Bank mit Mafiaverbindungen und anschließend mit Verwicklungen in Korruptionsfälle und illegaler Parteienfinanzierung Skandale aus. 2010 beschlagnahmte dann die italienische Finanzaufsicht 23 Millionen Euro wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Längst hatte die Vatikanbank den Ruf als Offshore-Finanzzentrum mitten in Europa.

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