Bei den WorldSkills 2024 messen sich die weltweit besten Fachkräfte aus nicht akademischen Berufen. t-online hat das deutsche Team in Lyon getroffen.
Es ist der größte Leistungsvergleich nicht akademischer Berufe weltweit: die WorldSkills oder auch Weltmeisterschaft der Berufe. 1.400 Teilnehmer aus 70 Ländern treten vom 10. bis 15. September gegeneinander an. Die 47. Ausgabe des Wettkampfs findet im französischen Lyon statt.
Die Veranstaltung wird auf dem Eurexpo durchgeführt, einem Messegelände im Südosten der Stadt. Mit 200.000 Quadratmetern ist es so groß wie 20 Fußballfelder. Dieser Platz wird benötigt, um die 62 „Skills“ unterzubringen, also die Fachrichtungen des Wettkampfs. Deutschland ist mit 42 Teilnehmern vertreten.
Mit dabei sind die Landschaftsgärtner Anton Schimeck aus Dresden und Theo Kleinstäuber aus Bad Gottleuba-Berggießhübel. Sie sind beide 20 Jahre alt und haben erst letztes Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen. Die Landschaftsgärtner haben eine ganze Halle für sich. In einer Ecke, neben dem belgischen Team, sind Schimeck und Kleinstäuber untergebracht.
An der Bande stehen Freunde, Familie und Arbeitskollegen. Anfeuern oder mit den beiden reden dürfen sie allerdings nicht, das ist strengstens verboten. Nur beim Pausenpfiff dürfen sie klatschen. Schimeck stört das nicht: „Man ist sowieso so konzentriert und hat Gehörschutz im Ohr, da bekommen wir nichts von dem mit, was um uns herum passiert.“
Schimeck und Kleinstäuber arbeiten nach einem Bauplan, den sie in den vier Tagen umsetzen müssen. Sie sollen einen Garten mit Mauer, kleinem Brunnen und Kiesboden anlegen. Hinzu kommt jeden Tag ein Sonderprojekt, das zusätzliche Punkte bringt.
Nach zwei Wettkampftagen sind die beiden gestresst: „Urlaub ist das hier nicht“, sagt Schimeck. Was sie hier leisten, würden sie im normalen Berufsalltag kein halbes Jahr durchstehen. Morgens müssen sie um 5.30 Uhr aufstehen, um 7.30 Uhr geht es zum Wettkampfgelände. Von 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr ist die erste Wettkampfrunde, dann folgt die Mittagspause. Bis in den frühen Abend geht es weiter. Oft seien sie erst nach 22.30 Uhr im Bett.
„Es ist atemberaubend, hier zu sein. Diese Weltmeisterschaft ist etwas Besonderes.“
Schimeck und Kleinstäuber
Der zweite Tag sei besonders hart gewesen, denn der sei der entscheidende: Wer den schaffe, sei im Rennen um die vorderen Plätze. Mit Blick auf die Konkurrenten sehen sich die beiden „auf jeden Fall im vorderen Drittel“ des Teilnehmerfelds. Ob sie eine Medaille gewinnen, wird sich am Sonntag bei der Siegerehrung im Groupama-Stadion von Olympique Lyon entscheiden.
Um sich für die WorldSkills zu qualifizieren, mussten Schimeck und Kleinstäuber, die beide im selben Betrieb gelernt haben, zunächst in Deutschland gewinnen. 2023 siegten sie bei den sächsischen Landesmeisterschaften und durften anschließend auch zur Deutschen Meisterschaft. Diese entschieden sie ebenfalls für sich.
Nach langer Vorbereitung sind sie nun in Lyon und freuen sich: „Es ist atemberaubend, hier zu sein. Diese Weltmeisterschaft ist etwas Besonderes.“ So hatte Frankreichs Ministerpräsident Emmanuel Macron die WorldSkills mit großem Pomp eröffnet. Für das deutsche Team ist Bundeskanzler Olaf Scholz der Schirmherr. Trotz kamen weder er noch ein anderes Mitglied der Bundesregierung nach Lyon, um das Team moralisch zu unterstützen.
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) äußerte sich schriftlich. Es sei faszinierend zu sehen, wie die deutschen Teilnehmer das Gelernte mit hohem Zeitdruck punktgenau und in höchster Qualität abriefen. Sie sei sehr beeindruckt von den Leistungen. „Ich möchte jedem Einzelnen meine Hochachtung aussprechen, und das gilt natürlich umso mehr, wenn sie Medaillen-Plätze belegen.“
Dass die Regierungsmitglieder nicht persönlich erscheinen, stört Schimeck und Kleinstäuber nicht. Kleinstäuber sagt: „Mir persönlich ist es egal – ich mache hier mein Ding.“ Wichtiger sei die Teilnahme an sich und das Training. Das hätten sie in ihrer normalen Ausbildung sonst gar nicht erhalten. „Das ist mir persönlich viel mehr wert.“