Die Alternative für Deutschland möchte ihre Nachwuchsorganisation auflösen. Manche Kader der Jungen Alternative sind selbst den Rechtspopulisten zu rechts.

Nachwuchsorganisationen sind für Parteien wichtig – können sich aber auch zum Problem entwickeln. So hatte etwa im Oktober der Vorstand der Grünen Jugend den Austritt aus Jugendorganisation und Partei erklärt, weil man den Kurs der Mutterpartei nicht mehr mittragen wollte.

Vor einem anderen Problem steht die Alternative für Deutschland: Die AfD hat mit der Jungen Alternative (JA) eine florierende Nachwuchsorganisation, die aber selbst der rechtspopulistischen Mutterpartei zu rechtsextrem ist. Denn in der JA sammelt sich nicht nur der rechtskonservative Nachwuchs, sondern auch Aktivisten mit Verbindungen zu dem, was insbesondere Rechtsaußenpolitiker in der Partei als das Vorfeld bezeichnen: Meist rechtsextreme Vereine und Organisationen, die die AfD als Mittel zum Zweck sehen und durch die Arbeit in der Jugendorganisation ihre neofaschistische Agenda durchsetzen wollen.

Zwar betont die AfD immer wieder, keine Rechtsextremen aufzunehmen und sich gegen jeden Extremismus zu stellen – ein Blick in die Junge Alternative zeigt allerdings ein komplett anderes Bild.

Hannes Gnauck ist der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative. Der ehemalige Zeitsoldat engagiert sich allerdings nicht nur in der Jugendorganisation, sondern ist auch im Bundesvorstand der Mutterpartei und sitzt für die AfD im Bundestag. Trotzdem ist er politisch keineswegs gemäßigt.

Am 16. Mai 2024 entzog der Bundestag Hannes Gnauck die parlamentarische Immunität, um die „Genehmigung zur Durchführung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens“ zu erteilen. Worum es genau geht, ist nicht bekannt – laut ARD-Information soll allerdings eine Disziplinarklage aus Gnaucks Zeit bei der Bundeswehr Grund für den Entzug der Immunität sein. Er soll als Soldat pauschal gegen Asylbewerber und Ausländer gehetzt haben.

Wegen seiner Erfahrung beim Bund sitzt der JA-Chef im parlamentarischen Verteidigungsausschuss – ein Umstand, der von Abgeordneten der anderen Parteien scharf kritisiert wird, denn der Militärische Abschirmdienst führt Gnauck als Extremisten und hatte gegen ihn deshalb sogar ein Dienst- und Uniformtrageverbot verhängt.

So friedlich, wie sich die AfD gerne gibt, ist Gnauck allerdings nicht. 2022 forderte er die nukleare Bewaffnung Deutschlands. Denn, so glaubt der JA-Chef, nur solche Staaten könnten souverän agieren, die über eigene Atomwaffen verfügten. „Und genau deshalb wollen wir Atomwaffen für Deutschland.“

Landesvorsitzende mit Ämtersperre

In Brandenburg hat Anna Leisten den Vorsitz der Jungen Alternative inne. Gleichzeitig ist sie die einzige Frau, die in den Bundesvorstand der JA gewählt wurde. Auf Instagram zeigt sie offen ihr neofaschistisches Weltbild. Auch sie teilt nicht die angeblich friedliche Linie der Mutterpartei. So veröffentlichte Leisten im Mai 2023 auf Instagram Bilder von einem Bootcamp, auf denen sie durch Schlamm und unter Stacheldraht kriecht. Untertitelt ist das Bild mit dem Satz „Trainingslager Ostfront 2025“.

Leisten macht sich außerdem für den inhaftierten Rechtsextremisten Aron P. stark, der unter dem Pseudonym „Shlomo Finkelstein“ rassistische Hasspostings und polarisierende Videos teilt. Darin betreibt P. Hetze gegen Muslime, Feministen, Schwarze, Migranten, Politiker und Medien. Außerdem verbreitet er antisemitische Verschwörungsnarrative. Auf dem Kurznachrichtendienst X warb Anna Leisten für den Kauf eines Solidaritäts-Shirts mit der Aufschrift „#FreeShlomo“.

Abgemahnt wurde Leisten von ihrer Partei wegen eines Fotos, auf dem sie ihren Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis zusammenlegt, während sie die drei anderen Finger abspreizt. Das Zeichen ging früher noch als „Okay“-Symbol durch, heute verwendet es die extreme Rechte als „White-Power-Geste“, es symbolisiert also die vermeintliche Überlegenheit weißer Menschen.

Leisten passt perfekt in die Idealvorstellung junger Rechtsextremer – und sie treibt die Agenda des sogenannten Vorfelds voran. Auf dem Landeskongress der JA Brandenburg formulierte sie den Satz, dass „das patriotische Lager zu einer Mosaikrechten werden müsse“. Der Begriff wurde von Benedikt Kaiser, einem weiteren Akteur der extremen Rechten, geprägt und beschreibt ein Sammelsurium aus Denkfabriken, Periodik und Jugendbewegungen.

Auch Marvin Neumann war früher ein wichtiger Teil der Jungen Alternative – für zwei Wochen war er sogar ihr Bundesvorsitzender. Dann stolperte er allerdings über einen Post in den sozialen Medien, in dem er völkische Thesen vertreten hatte. „Schwarze können niemals Deutsche werden“, schrieb er. Die AfD distanzierte sich, Neumann trat daraufhin aus der Partei aus.

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