Eine Razzia in einem Duisburger Hochhaus deckt Dutzende Betrugsfälle mit Kindergeld auf. Angeordnet hat sie der Oberbürgermeister der Stadt, Sören Link. Bekam er einen Hinweis oder hatte er den „richtigen Riecher“?

Nach einer großangelegten Razzia im Duisburger Brennpunkt-Hochhaus „Weißer Riese“ haben die Behörden zahlreiche Fälle von mutmaßlichem Kindergeld-Betrug aufgedeckt. In diesem Zusammenhang wurden die Zahlungen für 59 Kinder gestoppt, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit mit. Mehr dazu lesen Sie hier. Der Grund: Die Kinder waren nur zum Schein dort angemeldet. Die Behörde arbeitet nun daran, das zu Unrecht gezahlte Kindergeld zurückzufordern. Um welche Summe es sich dabei konkret handelt, hat die Bundesagentur für Arbeit bislang nicht mitgeteilt.

Angeordnet hatte den Einsatz, der im vergangenen Oktober erfolgte und bei dem 16 Personen festgenommen wurden, der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link. Ursprünglich konnte der SPD-Politiker nichts unternehmen, da die Zuständigkeit bei den Familienkassen des Bundes lag. Nachdem er eine Genehmigung erhalten hatte, initiierte er sofort die Durchsuchungen, berichtete die „Main Post“. Doch wie war Sören Link dem Betrug auf die Schliche gekommen?

„Im Vorfeld der Meldekontrolle im Oktober hatten wir Anhaltspunkte dafür, dass das Melderegister am ‚Weißen Riesen‘ nicht auf dem aktuellen Stand ist. Und da nicht auszuschließen war, dass auch in Sachen Kindergeldbezug nicht alles korrekt abläuft, haben wir die zuständige Familienkasse zeitnah eingebunden“, teilte ein Sprecher der Stadt Duisburg t-online mit.

Der Oberbürgermeister zeigte sich nach dem Einsatz zufrieden: „Das Ergebnis zeigt deutlich: Der Aufwand hat sich gelohnt“, sagte er t-online. Mehrere Menschen wurden abgemeldet. Und: „Wir haben massiven Sozialbetrug aufgedeckt und so immensen finanziellen Schaden abgewendet“, fügte Link hinzu. Er betonte, dass andernfalls „rund 1,2 Millionen Euro Kindergeld zu Unrecht weitergeflossen wären – an Personen, die uns bewusst getäuscht haben“.

An dem Einsatz hatten gut 400 Mitarbeiter von Stadt, Jobcenter, Familienkasse und Polizei teilgenommen. Das Ergebnis „war es definitiv wert“, sagte Link.

Link verspricht: „Wir werden nicht nachlassen – nicht in Hochheide am ‚Weißen Riesen‘, nicht andernorts in Duisburg. Wir leben hier in Duisburg gemeinsam mit unseren Partnern vor, dass sich Hartnäckigkeit und enge behördliche Zusammenarbeit auszahlen.“ Doch das alleine reiche nicht, bekräftigte Link. Kommunen können nur die Symptome des Sozialleistungsbetrugs, der sich unter dem Deckmantel der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit ausbreitet, bekämpfen, führte er weiter aus. „Berlin muss dem Ganzen einen Riegel vorschieben. Dafür mache ich mich mit Nachdruck im Sinne aller Duisburgerinnen und Duisburger stark.“

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