Amtseinführung verlegt
Trump fürchtet „arktischen Sturm“ – so kalt wird es wirklich
Aktualisiert am 20.01.2025 – 12:58 UhrLesedauer: 3 Min.
Zum ersten Mal seit 1985 wird die Amtseinführung eines US-Präsidenten nicht auf den Stufen vor dem Kapitol stattfinden – laut Trump wegen eisiger Temperaturen. Kritiker vermuten jedoch einen anderen Grund.
An diesem Montag wird Donald Trump als 47. Präsident der USA vereidigt. Der Ablauf der Amtseinführung folgt einem genau festgelegten Protokoll. Nach einem Gottesdienst in der historischen St. John’s Kirche am Morgen und Tee im Weißen Haus startet die Vereidigungszeremonie. In diesem Jahr findet sie jedoch nicht wie üblich vor dem Kapitol, sondern in der Rotunde des Kongressgebäudes statt. Zuletzt hatte Ronald Reagan 1985 seine Amtseinführung vom Kapitol ins Kongressgebäude verlegt.
Damals herrschten in Washington nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes minus 14 Grad Celsius. Auch Trump begründet nun die Verlegung seiner Vereidigung mit der „Eiseskälte“, die in der US-amerikanischen Hauptstadt erwartet werde.
In Washington könnten die Temperaturen auf ein Rekordtief sinken, schrieb Trump auf seiner Nachrichtenplattform Truth Social. „Ein arktischer Sturm fegt über das Land. Ich möchte nicht, dass Menschen in irgendeiner Weise verletzt werden.“ Die Kälte sei für Zehntausende von Gesetzeshütern, Ersthelfern, Polizeihunden und sogar Pferden und Hunderttausende von Unterstützern, die viele Stunden im Freien verbringen würden, gefährlich. „Wenn Sie sich entscheiden zu kommen, ziehen Sie sich auf jeden Fall warm an“, fügte Trump hinzu.
Er teilte zudem ein Foto mit einer Wettervorhersage für Washington und kündigte an, dass die „Würdenträger“ vor Ort ins Kapitol gebracht werden. Der 78-Jährige betonte aber: „Das wird ein sehr schönes Erlebnis für alle und besonders für das große Fernsehpublikum.“
In Washington werden am Montag tatsächlich Minusgerade erwartet. Laut der aktuellen Wettervorsage sollen um die Mittagszeit Temperaturen von minus vier Grad Celsius herrschen. Aufgrund des kalten Windes könnten sich diese aber wie minus zehn Grad anfühlen.
Üblicherweise zieht die Amtseinführung des Präsidenten große Menschenmassen auf die National Mall, die große Promenade zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial. An diesem Montag werde hingegen eine Sportarena im Stadtzentrum von Washington für Besucher geöffnet, um die Amtseinführung per Live-Übertragung zu verfolgen, kündigte Trump an. Auch die traditionelle Parade werde dort stattfinden.
„Wir werden die Capital One Arena am Montag öffnen, um dieses historische Ereignis live zu verfolgen und die Präsidentenparade auszurichten“, erklärte Trump. Er selbst werde sich nach seiner Vereidigung der Menge in der Sportarena anschließen.
Einige Kommentatoren bezweifelten allerdings, dass das Wetter der Grund für die Verlegung der Amtseinführung sei. Schließlich hätten auch die ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und Barack Obama ihre Amtseinführungen trotz eisiger Temperaturen vor dem Kapitol abgehalten.
Der ehemalige Beamte des Weißen Hauses und politische Stratege David Axelrod schrieb auf X: „1961 wurde John F. Kennedy auf den Stufen des Kapitols vereidigt, bei einer gefühlten Temperatur von minus elf Grad. Für Obama war es 2009 fast genauso kalt.“ Spöttisch setzte er hinzu: „Fairerweise muss man sagen, dass Trump mehr als 30 Jahre älter ist als JFK und Obama. Oder hat er einfach nur Angst vor kleinen Menschenmengen?“
Auch der Senator Chris Coons und der demokratische Kommentator der CNN, Bakari Sellers, vermuten, dass Trump sich weniger um das Wetter Sorgen macht als um eine viel zu kleine Menschenmenge vor den Stufen des Kapitols.
Nach Trumps erster Amtseinführung 2016, zu der viel weniger Zuschauer erschienen waren als zu der ersten Vereidigung Obamas, hatte Trump Falschinformationen verbreitet. So behauptete er damals: „Das war das größte Publikum, das jemals einer Amtseinführung beigewohnt hat. Punkt.“ Faktisch war das falsch. So muss sich Trump nun den Vorwurf gefallen lassen, dass er möglicherweise die Minusgrade in Washington nutzt, um peinliche Bilder zu vermeiden.