Immer wieder ist zu lesen, viele Bürger müssten im Alter mit niedrigen Renten auskommen. Doch die gesetzliche Rente ist nicht die einzige Alterseinkunft. Wie es insgesamt um die Einkommen älterer Menschen bestellt ist, zeigt ein Sonderbericht der Bundesregierung.

Die Beträge klingen nicht gerade üppig: Rund jeder Fünfte erhält nach mindestens 45 Versicherungsjahren weniger als 1.200 Euro gesetzliche Rente im Monat. Im Schnitt kommen diese besonders langjährig Versicherten auf 1.604 Euro. „Ein politischer Skandal“, wetterte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, die die Zahlen im Juli dieses Jahres bei der Ampelkoalition erfragt hatte.

Doch die Bezüge bei der gesetzlichen Rente allein geben noch keine Auskunft darüber, wie es wirklich um die finanzielle Situation der Rentner in Deutschland bestellt ist. Denn aus der Rentenhöhe lässt sich nicht auf die Höhe des Einkommens insgesamt schließen. Dazu zählen schließlich noch weitere Einkünfte – etwa aus privaten Renten- und Lebensversicherungen, aus Vermietung und Verpachtung, Zinserträgen oder Betriebsrenten.

Ein differenzierteres Bild zeichnet der Alterssicherungsbericht, den die Bundesregierung alle vier Jahre neben dem jährlichen Bericht zur Entwicklung der Renten herausgibt. Die neueste Ausgabe stammt vom vergangenen Mittwoch und bilanziert: Die heutige Rentnergeneration sei „überwiegend gut abgesichert“.

Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von Paaren ab 65 Jahren liegt demnach bei monatlich 3.759 Euro. Bei alleinstehenden Männern seien es 2.213 Euro, alleinstehende Frauen hätten mit 1.858 Euro jedoch ein im Durchschnitt geringeres Einkommen. Die folgende Tabelle zeigt das monatliche Nettoeinkommen im Alter ab 65 Jahren nach Haushaltstyp:

Haushaltstyp Deutschland Alte Länder Neue Länder
Paare 3.759 Euro 3.892 Euro 3.181 Euro
Alleinstehende Männer 2.213 Euro 2.299 Euro 1.843 Euro
Alleinstehende Frauen 1.858 Euro 1.863 Euro 1.843 Euro

„Die Entwicklung der Alterseinkommen konnte in den letzten Jahren insgesamt mit der Preisentwicklung Schritt halten“, heißt es im Bericht weiter. So liegen die Alterseinkommen um etwa 25 Prozent höher als 2019, dem Jahr des letzten Alterssicherungsberichts. Verglichen mit der Inflation, die mit etwa 17 Prozent ebenfalls stark gestiegen ist, ergibt sich im Schnitt ein realer Einkommenszuwachs von 8 Prozent. Als Gründe dafür nennt die Bundesregierung neben hohen Rentenanpassungen und mehr eigenen Altersbezügen von Frauen auch die Tatsache, dass inzwischen mehr Menschen im Alter weiterarbeiten.

So waren 2023 1,7 Millionen Menschen ab 65 Jahren erwerbstätig, in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen hat sich die Erwerbstätigenquote von knapp 5 Prozent im Jahr 2000 auf etwa 21 Prozent im Jahr 2023 mehr als vervierfacht. Der Anstieg ist dem Bericht zufolge nur zum Teil auf die steigende Regelaltersgrenze zurückzuführen. Auch der Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen für Frührentner seit Januar 2023 trage dazu bei (mehr dazu hier).

Im Durchschnitt gingen 13 Prozent der mindestens 65-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach. Männer taten das mit 17 Prozent etwas häufiger als Frauen mit 11 Prozent. Von jenen Senioren, die bereits eine Alterssicherungsleistung wie etwa die gesetzliche Rente beziehen, arbeiteten noch 11 Prozent. Dabei erzielten die erwerbstätigen Senioren insgesamt im Schnitt 2.188 Euro im Monat.

Sind ältere Menschen also zunehmend darauf angewiesen, weiter Arbeitslohn überwiesen zu bekommen? Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die dem Alterssicherungsbericht zugrunde liegt, zeichnen ein anderes Bild.

Demnach sind die wichtigsten Motive, die Menschen antreiben, im Ruhestand weiterzuarbeiten, Spaß an der Arbeit (27 Prozent), die Gewissheit, weiterhin eine Aufgabe zu haben (21 Prozent), und der Kontakt zu anderen Menschen (21 Prozent). Finanzieller Zwang wurde nur zu 14 Prozent genannt, weitere 13 Prozent entfielen auf die Kategorie, sich mit den zusätzlichen Einnahmen etwas mehr leisten zu können. Allerdings wird Finanznot als Grund umso bedeutsamer, je niedriger das Haushaltsnettoeinkommen der Senioren ausfällt.

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Die am weitesten verbreitete Einkunftsart im Alter war – wenig überraschend: „Leistungen aus Alterssicherungssystemen“. 93 Prozent der mindestens 65-Jährigen in Deutschland bezogen Anfang 2023 eine Rente, Pension oder sonstige Alterssicherung. Dabei war die gesetzliche Rentenversicherung mit knapp 70 Prozent aller Bruttoleistungen das wichtigste Alterssicherungssystem. Auf Platz zwei lag die Beamtenversorgung mit 19 Prozent, gefolgt von der betrieblichen Altersversorgung mit 10 Prozent.

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