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Frauen verdienen in Deutschland deutlich weniger als Männer. Allerdings fällt die Lohnlücke unterschiedlich groß aus – je nach Berechnung.

Wer der Frage nachgeht, warum Frauen am Ende ihres Erwerbslebens oft ärmer dastehen als erwartet, kommt sich vor, als öffne er eine Matrjoschka. In jeder Antwort steckt eine neue Frage.

Das wird bereits bei Erklärung Nummer eins deutlich: Frauen verdienen weniger als Männer – also haben sie von vornherein schlechtere Chancen, über ihr gesamtes Leben gleich viel Vermögen aufzubauen. Das ist nicht falsch, erklärt aber für sich genommen fast nichts.

Stattdessen wirft diese Antwort viele weitere Fragen auf: Warum verdienen Frauen weniger? Ist das System strukturell ungerecht? Oder haben Frauen die Wahl, entscheiden sich aber unbewusst zu ihren Ungunsten? Ein Erklärungsversuch zum Equal Pay Day.

Der Gender-Pay-Gap ist die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Frauen und Männern. Der Gap (Englisch für „Lücke“) wird als prozentualer Anteil des Bruttostundenverdienstes der Männer angegeben.

Das heißt: Bei einem Gender-Pay-Gap von 10 Prozent würde der Bruttostundenlohn von Frauen 10 Prozent unter dem von Männern liegen. Dabei wird zwischen dem unbereinigten und dem bereinigtem Gender-Pay-Gap unterschieden (mehr dazu unten).

  • Equal Pay Day 2025: So berechnet sich das Datum

Wie groß ist der Gender-Pay-Gap in Deutschland?

Laut Statistischem Bundesamt erhielten Frauen 2024 durchschnittlich 16 Prozent weniger Bruttolohn pro Stunde als Männer. Sie verdienten demnach mit durchschnittlich 22,24 Euro brutto pro Stunde 4,10 Euro weniger als Männer (26,34 Euro). In den östlichen Bundesländern ist der Unterschied mit einer Lücke von 5 Prozent nach wie vor weitaus geringer als im Westen mit 17 Prozent.

Im langfristigen Vergleich hat sich die unbereinigte Lohnlücke etwas geschlossen: So verdienten Frauen zu Beginn der Messung im Jahr 2006 bundesweit durchschnittlich noch 23 Prozent weniger als Männer.

Auf lange Sicht bedeutet der Gender-Pay-Gap, dass Frauen oft mit weniger Rente auskommen müssen – oder finanziell von ihrem Partner abhängig sind. Das Beispiel einer Betroffenen lesen Sie hier. Der Gender-Pay-Gap ist bei älteren Frauen höher als bei jüngeren.

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Ergebnisse ab 2022 nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar seien. Grund dafür ist, dass die Behörde Datenquelle und Erhebungsmethode geändert hat.

Der unbereinigte Gender-Pay-Gap basiert auf dem Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Er umfasst also auch den Teil des Verdienstunterschieds, der beispielsweise dadurch verursacht wird, dass Frauen häufiger in schlecht entlohnten Berufen tätig sind und seltener Führungspositionen einnehmen.

Der bereinigte Gender-Pay-Gap hingegen misst Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Strukturbedingte Faktoren sind also weitgehend herausgerechnet.

Bereinigt ist die Lücke dabei deutlich niedriger, 2024 lag er bei 6 Prozent. Das heißt, dass Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer im Schnitt 6 Prozent weniger pro Stunde verdienten.

Das Statistische Bundesamt weist auch hier darauf hin, dass die Vergleichbarkeit der aktuellen Ergebnisse mit den Vorjahresergebnissen erschwert sei (siehe Infobox). Zudem handele es sich bei dem Wert um eine Obergrenze für eine mögliche Verdienstdiskriminierung, weil weitere lohnrelevante Informationen insbesondere zu Erwerbsunterbrechungen wegen Schwangerschaft, Geburt von Kindern oder Pflege von Angehörigen fehlten. Lesen Sie hier, was Teilzeit mit Ihrer Rente macht.

Ob nun der unbereinigte oder der bereinigte Gender-Pay-Gap besser als Indiz für mangelnde Gleichbehandlung taugt, ist umstritten – und wohl eine Frage der Perspektive, was unter Diskriminierung zu verstehen ist.

Während Kritiker des bereinigten Gap bemängeln, dass er strukturelle Ungleichheiten nicht berücksichtige, wird am unbereinigten Gap kritisiert, dass er Äpfel mit Birnen vergleiche. Denn, so die Kritiker, die einbezogenen Unterschiede in den Erwerbsbiografien seien keine strukturelle Diskriminierung, sondern beruhten auf freien Entscheidungen der Frauen.

Diskussion während eines Meetings (Symbolbild): Der Gender-Pay-Gap ist in Deutschland weiter hoch. (Quelle: Klaus Vedfelt/getty-images-bilder)
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