So gefährlich ist ein Filmriss fürs Gehirn

Suchtmediziner klärt auf

Zu viel Alkohol: So gefährlich ist ein Filmriss fürs Gehirn


Aktualisiert am 23.12.2025 – 12:49 UhrLesedauer: 3 Min.

Gesundheitsrisiko Alkohol: Wer regelmäßig einen Filmriss erlebt, riskiert damit schwere körperliche Folgen. (Quelle: South_agency/getty-images-bilder)

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Alkohol wirkt nicht nur enthemmend, sondern kann bei übermäßigem Konsum auch die Erinnerung an einen Abend auslöschen. Das kann fatale Folgen haben.

Noch eine Runde Schnaps, noch ein Bier und schnell ist es passiert. Man ist weg. Ein Filmriss. Wie schnell man den bekommt, hängt laut der Initiative „Kenn dein Limit“ davon ab, wie gut der Körper Alkohol verträgt.

Frauen neigen eher zu Filmrissen als Männer, da sie oft ein geringeres Körpergewicht haben. Das Risiko steigt auch, wenn man in kurzer Zeit große Mengen Alkohol trinkt. Dazu verleiten vor allem Hochprozentiges wie Schnaps oder Wodka, aber auch Bowle und Likör.

Besonders gefährlich ist es, Alkohol auf nüchternen Magen zu trinken. Dann gelangt der Alkohol schneller ins Blut, der Promillewert steigt rasant und das Risiko für einen Filmriss steigt deutlich. Auch Schlafmangel oder Stress können die Wirkung von Alkohol verstärken.

Die Antwort darauf kennt Suchtmediziner Andreas Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Suchtmediziner. Er erklärt, warum es aus medizinischer Sicht ratsam ist, es gar nicht erst zu einem Filmriss kommen zu lassen.

Grundsätzlich sei die sedierende Wirkung von Alkohol dafür verantwortlich, dass die Funktionsfähigkeit des Gehirns bei Alkoholkonsum behindert wird. Das heißt: Alkohol macht müde und behindert letztlich, dass neue Informationen gespeichert werden – vergleichbar sei das mit einer Ohnmacht.

Die Wirkung des Alkohols baut sich dabei langsam auf. Der Mediziner spricht von einem Graubereich vor dem eigentlichen Filmriss. In dieser Phase kommen nicht mehr alle Informationen im Gehirn an, es werden aber trotzdem noch einzelne Erinnerungsstücke gespeichert. Dass es bereits zu Wahrnehmungsstörungen kommt, werde von den Betroffenen allerdings meist gar nicht bemerkt.

Gehen Menschen in diesem Zustand schlafen, ist nicht automatisch alles weg, erklärt der Experte. Denn auch während des Schlafs werden noch einzelne Erinnerungsfetzen gespeichert. Diese können dann auch erst Tage später wieder ins Bewusstsein gelangen.

Neurologisch betrachtet, beeinflusst Alkohol vor allem den Hippocampus, eine Hirnregion, die für das Abspeichern von Erlebnissen zuständig ist. Wird diese Region durch hohe Alkoholmengen blockiert, ist eine normale Gedächtnisbildung kaum möglich. In schweren Fällen können sogar dauerhafte Gedächtnisstörungen oder kognitive Beeinträchtigungen zurückbleiben.

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Neben Schäden an der Leber und anderen Organen warnt der Facharzt auch vor der Schädigung von Nervenzellen, die abhängig von Dauer und Dosis des Konsums auftreten können. Grund dafür sei die direkte, toxische Wirkung von Alkohol. Außerdem verlieren Betroffene während der Dauer eines Filmrisses die Kontrolle und Koordination über ihren Körper, sodass es zu Verletzungen in Folge von Stürzen, Unfällen oder Unterkühlungen kommen kann.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass regelmäßige Filmrisse ein Warnsignal für eine beginnende Alkoholabhängigkeit sein können. Wer häufig Blackouts erlebt, hat oft die Kontrolle über seinen Konsum verloren – ein zentrales Kriterium für eine Suchtentwicklung.

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