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Jörg Urban von der AfD hält Gebietsverluste der Ukraine für verschmerzbar. „Steile These“ befand Markus Lanz auch angesichts von Urbans Meinung zur Demokratie in Russland.

„Die Leute sollen ein bisschen verstehen, mit wem sie es zu tun haben“, schien Markus Lanz die Wahl seiner Gäste erklären zu wollen. Der Moderator hatte am Dienstagabend den Landesvorsitzenden der AfD Sachsen, Jörg Urban, und die Co-Vorsitzende des „Bündnis Sahra Wagenknecht“, Amira Mohamed Ali, ins Studio nach Hamburg-Altona geladen. Insbesondere Urban sorgte in der Runde für Unruhe.

  • Jörg Urban, AfD-Landeschef in Sachsen
  • Amira Mohamed Ali, BSW-Parteivorsitzende
  • Sönke Neitzel, Militärhistoriker Uni Potsdam
  • Martin Machowecz, „Zeit“-Journalist

„Sie machen sich doch öffentlich lächerlich damit“, warf Sönke Neitzel, Militärhistoriker von der Universität Potsdam, Urban vor. Der hatte zuvor auf die Frage von Lanz, ob Russland eine Diktatur sei, geantwortet: „Nein, ist es nicht. Es finden ja Wahlen statt.“ Urban weigerte sich auch standhaft, den russischen Machthaber Wladimir Putin als Kriegsverbrecher zu bezeichnen.

Lanz: AfD-Landeschef mauert

„Die Frage beantworte ich nicht“, entgegnete der sächsische AfD-Chef auf die wiederholte Nachfrage von Lanz. Menschen derartige „Schildchen“ anzuhängen, erschwere möglicherweise nur eine Verhandlungslösung in der Ukraine. Dort müsse das Sterben sofort aufhören, forderte Urban: „Ob dann ein Gebiet mehr oder weniger zur Ukraine gehört, ist aus meiner Sicht nicht relevant. Für die Leute, die dann tot sind, ist das nicht mehr relevant.“

Ob er denn wolle, dass die Ukraine als unabhängiges Land weiterbestehe, fragte Neitzel Urban. Der meinte: Den Menschen sei es vermutlich am Ende egal, ob sie in der Ukraine oder in Russland lebten – Hauptsache, ihre Familie sei am Leben und ihr Haus stehe noch.

Urban stellte bei „Lanz“ außerdem infrage, ob Russen nicht ein freieres Leben führen könnten als Ukrainer. „In Russland wird man nicht zwangsrekrutiert und die Grenze ist offen“, sagte er. Ja, in der Ukraine seien durch den Krieg viele Freiheiten verloren gegangen, entgegnete der stellvertretende Chefredakteur der „Zeit“, Martin Machowecz: „Aber das ist nicht die Schuld der Ukrainer.“

Eine Aussage Alice Weidels war ausführlich Thema an diesem Abend. Die hatte in ihrer Rede auf dem AfD-Parteitag in Riesa Windräder als „Windmühlen der Schande“ bezeichnet, die abgerissen werden müssten. Anlass war der Bau solcher Anlagen im sogenannten Märchenwald in Hessen.

Ob Weidel damit einen sofortigen Abriss gemeint haben könnte, sei eine „alberne“ Frage, wies Urban Lanz zurecht. „Natürlich wissen wir alle, dass das von heute auf morgen nicht zu machen ist. Aber wir wollen diese Windräder perspektivisch tatsächlich abschaffen.“

Als energiepolitischen Irrweg stellte der sächsische AfD-Chef auch den Ausstieg aus der Kernenergie dar. Von Lanz nach den Standorten neuer Atomkraftwerke gefragt, schlug er wegen vorhandener Infrastruktur die heutigen Kohlestandorte vor. Ali tat diese Pläne als Blödsinn ab und wies eingangs umgehend Urbans Darstellung zurück, dass AfD und BSW in der Sozialpolitik Gemeinsamkeiten haben könnten.

„Koalieren würden wir nicht mit der AfD“, stellte die Weggefährtin von Wagenknecht klar. Einig waren sich aber beide Parteivertreter in der Runde bei Lanz, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufgehoben werden sollten. Lanz wollte vor allem von Urban wissen: Was sei denn eigentlich so patriotisch daran, sich derart an Russland „anzuschmusen“?

„Eine Anbiederung findet nicht statt“, wies Urban den Vorwurf zu großer Nähe der AfD zum Kreml und zur russischen Propaganda zurück. „Doch“, widersprach Ali. Ähnlich fiel ihr Urteil aus, als Urban den zumindest auf dem Papier reichsten Mann der Welt, Elon Musk, als demokratischen Vorkämpfer für die Meinungsfreiheit würdigte.

Der habe, so der AfD-Politiker, die Zensur politisch unliebsamer Meinungen auf der Plattform Twitter beendet. Damit „hat er was richtig Gutes gemacht“, sagte Urban.

„Das ist ja wirklich hanebüchen“, wies der „Zeit“-Journalist Machowecz diese Lesart von Musks Kurswechsel auf X zurück. Musk hat seiner Ansicht nach eindeutig dafür gesorgt, dass in dem sozialen Netzwerk stärker Meinungen zugunsten des gewählten US-Präsidenten Donald Trump Gehör finden.

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