Senat weist Kritik zurück

Späte Fahndung nach brutaler Attacke: Wie konnte das passieren?


20.02.2025 – 11:38 UhrLesedauer: 2 Min.

Straßenbahnlinie 1 in Richtung Huchting in Bremen (Symbolbild): Nach der Fahndung konnten die mutmaßlichen Täter schnell identifiziert werden. (Quelle: STPP/imago-images-bilder)

Öffentlichkeitsfahndung erst zwei Jahre nach der Tat: Der Bremer Senat weist Vorwürfe mangelnden Opferschutzes zurück, bleibt aber eine Erklärung für die Verzögerung schuldig.

Zwei Jahre nach einer brutalen Gruppenattacke in der Bremer Neustadt sorgt die späte Öffentlichkeitsfahndung für massive Kritik. Die Fraktion Bündnis Deutschland (BD) hatte in einer Kleinen Anfrage unter der Überschrift „Täterschutz statt Opferschutz in Bremen?“ hinterfragt, warum Polizei und Staatsanwaltschaft erst Anfang 2025 Fahndungsfotos veröffentlichten – obwohl die Tatverdächtigen bereits 2023 auf Überwachungsvideos erfasst wurden.

Der Bremer Senat nahm dazu nun Stellung und wies den Vorwurf mangelnden Opferschutzes zurück. Eine Begründung für die lange Verzögerung der Ermittlungen nannte die Regierung jedoch nicht.

Laut einer Polizeimeldung ereignete sich die Tat am 14. Januar 2023 an einer Straßenbahnhaltestelle in der Bremer Neustadt. Eine achtköpfige Gruppe griff einen damals 23-Jährigen an, schlug und trat auf ihn ein, besprühte ihn mit Pfefferspray und verletzte ihn mit einer Flasche. Vorher hatte es in der Straßenbahnlinie 1 einen lautstarken Streit zwischen den Beteiligten gegeben.

Noch am selben Tag sicherte die Polizei Videomaterial aus der Straßenbahn. Dennoch dauerte die Auswertung der Aufnahmen bis zum 8. März 2024 – eine Verzögerung von 14 Monaten. Erst am 9. Dezember 2024 genehmigte das Amtsgericht schließlich die Öffentlichkeitsfahndung.

Laut „Kreiszeitung“ könnte eine Überlastungsanzeige eines Polizeibeamten die Ermittlungen erheblich verzögert haben. BD-Fraktionschef Jan Timke kritisierte auf Facebook, dass es ein „Unding“ sei, mutmaßliche Täter zwei Jahre lang unbehelligt zu lassen. „Was für ein Signal sendet man an das Opfer und die Öffentlichkeit?“, fragte er.

Trotz der Verzögerung konnten sechs Verdächtige innerhalb weniger Tage nach der Veröffentlichung der Fahndungsbilder identifiziert werden. Laut Staatsanwaltschaft stehen einige von ihnen unter Verdacht weiterer Straftaten – von Hausfriedensbruch bis Raub. Die Ermittlungen dauern an.

Bündnis Deutschland ist eine im November 2022 gegründete Partei, die sich als wirtschaftsliberal und rechtskonservativ positioniert. Sie fusionierte 2023 mit der Wählervereinigung „Bürger in Wut“. Seitdem stellt sie in der Bremischen Bürgerschaft eine Fraktion.

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