Nach Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und vielen weiteren ist jetzt auch Jutta Berthold an der Suche nach Arian beteiligt. So sieht die Therapeutin seine Überlebenschancen.

Noch immer keine Spur vom sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Noch immer bleibt der autistische Junge wie vom Erdboden verschluckt, so die Polizei. Trotzdem lebt die Hoffnung weiter, den Jungen wohlbehalten zu finden.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte ist jetzt auch die Ergotherapeutin Jutta Berthold dabei, berichtet der NDR. Sie arbeitet für die Autismus-Ambulanz der Lebenshilfe Bremervörde/Zeven und soll bei der Suche nun beraten. Im Interview mit „Nonstop News“ erklärt sie, welche Vor- und Nachteile der Autismus des Jungen haben könnte: „Er hat vermutlich keine Angst vor dem Wald, vor der Dunkelheit, vor Tieren“, sagt Berthold. Diese Dinge seien für ihn nicht bedrohlich. „Er macht sich keine Gedanken, was ihm passieren könnte.“ Dadurch spare er Ressourcen und Energie, so die Ergotherapeutin.

Angst habe er womöglich vor Menschenansammlungen, darunter auch die Suchenden. „Unser Tun ist für ihn nicht unbedingt nachvollziehbar. Wenn ein Trupp Menschen laut seinen Namen ruft, weiß er damit vermutlich nichts anzufangen.“ Sie betone allerdings auch, dass es nicht die eine Richtlinie für Autismus gebe.

Video | Vermisster Arian: Retter mit neuer Strategie

Quelle: dpa

„Wenn ich durchgehend Angst habe, was passieren könnte, dann würde ich wahnsinnig viel Energie verbrauchen. Es würde mir vermutlich körperlich und mental sehr schlecht gehen“, sagt Berthold.

Trotzdem konnte Berthold die Einsatzkräfte erfolgreich zum Umdenken lenken. Statt weiter große Suchgruppen mit lauten Rufen herauszuschicken, wurden Bandaufnahmen von der Mutter des Kindes und weiteren Familienmitglieder aufgenommen. In der Aufnahme der Mutter spricht diese zu Arian, und gibt ihm die Erlaubnis, zu den suchenden Menschen zu gehen. Diese seien zu seiner Hilfe da. „Häufig brauchen Autisten das“, sagt Berthold.

Sie zeigt sich weiterhin optimistisch, dass es Arian gut geht und dass er gefunden wird: „Die Hoffnung ist bei jedem, der hier mitwirkt, noch sehr groß. Das freut mich sehr“, sagt sie.

Er habe viele Versteckmöglichkeiten in der Umgebung, „die ihn auch vor dem Wetter Schutz geben.“ Die Scheue von Arian sei möglicherweise ein Gewinn: „Der Vorteil könnte sein, dass das Kind sich schützen möchte.“ Damit meint sie nicht etwa die Natur, sondern Menschen. Er könne sich dadurch zudecken und sich somit „unbewusst vor Regen und Kälte schützen“.

Aktie.
Die mobile Version verlassen