Schwindel kann so heftig sein, dass er Übelkeit auslöst – manchmal bis zum Erbrechen. Was dagegen hilft, richtet sich vor allem nach der Ursache.
Wenn sich alles dreht oder der Boden unter den Füßen zu schwanken scheint, ist Übelkeit oft nicht weit. Das hat einen einfachen Grund: Die Gleichgewichtsorgane im Innenohr sind mit dem Brechzentrum im Hirn verbunden.
Daher führen insbesondere viele Erkrankungen des Innenohrs zu Schwindel, Übelkeit und mitunter Erbrechen. Die Ursache der Beschwerden kann aber auch woanders im Körper liegen.
Bei sehr starkem Drehschwindel mit oder ohne Übelkeit/Erbrechen kann rasche ärztliche Hilfe erforderlich sein. Denn manchmal steckt ein Schlaganfall dahinter. Im Zweifel sollten Betroffene oder Angehörige den Notruf (112) wählen. Zu möglichen Symptomen eines Schlaganfalls zählen etwa Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen. Welche weiteren Beschwerden auf einen Schlaganfall hinweisen, lesen Sie hier.
Schwindel oder Gangunsicherheit sind nicht zwangsläufig mit Übelkeit verbunden. Wenn doch, kann dies ein Hinweis auf die mögliche Ursache sein. Sehr stark ausgeprägte Übelkeit und/oder Erbrechen sind oft ein Zeichen dafür, dass der Schwindel direkt mit einer Störung des Gleichgewichtssinns beziehungsweise einem Problem im Innenohr zusammenhängt.
Mögliche Ursachen sind zum Beispiel:
- gutartiger Lagerungsschwindel, welcher durch kleine Kristalle im Ohr ausgelöst wird;
- anhaltender Drehschwindel, oft hervorgerufen durch einen akuten Ausfall des Gleichgewichtsorgans im Innenohr;
- Menière-Krankheit, ein anfallsartiger Drehschwindel durch zu viel Lymphflüssigkeit im Innenohr;
- Reisekrankheit, etwa auf See oder beim Autofahren;
- Vestibularisparoxysmie (VP), eine seltene Erkrankung, die vermutlich entsteht, weil ein Blutgefäß auf den Gleichgewichtsnerv drückt.
Auch andere mit Schwindel verbundene Erkrankungen oder Störungen führen mitunter zu Übelkeit mit oder ohne Erbrechen. Meist sind die Beschwerden dann jedoch milder ausgeprägt oder die Übelkeit kommt eher selten vor. Beispiele sind:
- vestibuläre Migräne („Schwindelmigräne“)
- Kreislaufprobleme, etwa beim Aufstehen (orthostatischer Schwindel)
- Tumoren am Hör- oder Gleichgewichtsnerv
- Anpassung einer Brille
- Herzerkrankungen, bei denen der Blutfluss zum Herzen behindert ist, etwa eine koronare Herzerkrankung (KHK).
Schwindel mit Übelkeit kann zahlreiche Ursachen haben. In diesem Artikel können nur einige davon genannt und näher ausgeführt werden. Bei anhaltenden und/oder starken Beschwerden ist es wichtig, ärztlichen Rat zu suchen.
Die folgenden Kapitel stellen einige Erkrankungen vor, die häufiger mit Schwindel und Übelkeit verbunden sind.
Der gutartige Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel) kommt häufig vor: Von 100 Personen sind 2 irgendwann im Leben davon betroffen.
Gutartiger Lagerungsschwindel ist harmlos, aber lästig: In den sogenannten Bogengängen des Innenohrs können sich kristallartige Ablagerungen bilden. Lösen sie sich, können sie bei einer Kopfbewegung die Sinneszellen in den Bogengängen reizen. Die Folge ist ein plötzlicher Drehschwindel, ähnlich wie auf einem Karussell.
Der Schwindel wird durch rasche Kopfbewegungen ausgelöst, etwa wenn die Person
- den Kopf zur Seite dreht, ihn senkt oder in den Nacken legt,
- sich bückt und/oder
- sich hinlegt, im Liegen umdreht oder aufsetzt.
Normalerweise hält der Schwindel nur wenige Sekunden bis höchstens fünf Minuten an. Er kann jedoch mehrmals am Tag wiederkehren. Übelkeit kann, muss aber nicht auftreten. Schweißausbrüche und Erbrechen sind weitere mögliche Symptome.
Ein über Tage anhaltender Drehschwindel (wie im Karussell), starke Übelkeit, Erbrechen und Fallneigung sind häufig Anzeichen einer akuten einseitigen Vestibulopathie (Neuritis vestibularis). Der Schwindel tritt auch in Ruhe auf, wird jedoch bei Bewegung stärker.
Bei einer akuten einseitigen Vestibulopathie ist das Gleichgewichtsorgan in einem Ohr ausgefallen oder in seiner Funktion gestört. Ursache ist oft eine Entzündung des zugehörigen Gleichgewichtsnervs, die möglicherweise durch Viren auslöst wurde. Vor allem Personen zwischen 50 und 60 Jahren erkranken daran, darunter insbesondere Frauen. Der Schwindel nimmt in der Regel nach einigen Tagen ab. Bis die Entzündung vollständig abklingt, können einige Wochen vergehen.
Eine weitere Ursache für anhaltenden Drehschwindel sind Hirnschädigungen, zum Beispiel aufgrund einer Durchblutungsstörung – etwa nach einem Schlaganfall.
Eine Reisekrankheit (Bewegungskrankheit, Kinetose) entsteht bei starker oder ungewohnter Bewegung, wenn das Gehirn widersprüchliche Informationen erhält. Zum Beispiel beim Lesen im fahrenden Auto: Der Körper nimmt die fahrende Bewegung wahr, die auf das Buch gerichteten Augen jedoch nicht. Auch auf dem Schiff – vor allem bei starkem Wellengang – oder im Flugzeug tritt die Reisekrankheit häufiger auf.
Eine Reisekrankheit macht sich vor allem durch Übelkeit mit oder ohne Erbrechen bemerkbar. Ein leichter Schwindel kann ebenfalls auftreten. Weitere Beschwerden sind unter anderem kalter Schweiß, Blässe, Kopfschmerzen und starke Müdigkeit.
Die Menière-Krankheit (Morbus Menière) ist eine Erkrankung des Innenohrs, die auch als Anfalls-Drehschwindel bezeichnet wird. Dabei bildet sich im Innenohr zu viel Lymphflüssigkeit. Die Lymphflüssigkeit ist Teil des Lymphsystems, das zur Immunabwehr gehört und den Körper ähnlich wie die Blutgefäße durchzieht. Die genauen Ursachen der Menière-Krankheit sind unbekannt. Die meisten Menschen sind zu Beginn der Erkrankung zwischen 40 und 60 Jahre alt.