„Das führt zu Rissen in der Erdoberfläche“

So kam es zum schweren Erdbeben in Myanmar

Aktualisiert am 31.03.2025 – 07:22 UhrLesedauer: 3 Min.

In Myanmar richtete das Erdbeben schwere Schäden an: Mit den Ursachen für das Unglück setzen sich nun Experten auseinander. (Quelle: Uncredited/The Myanmar Military True News Information Team/AP/dpa/dpa-bilder)

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Südostasien wurde am Freitag minutenlang von schweren Erdbeben erschüttert, die Folgen sind verheerend. Warum es dazu kam, wie stark es war und welche Folgen noch drohen, erklären Experten.

Die schweren Erdbeben, die am Freitag Südostasien heimsuchten, sind laut Experten für die Region nicht ungewöhnlich: Hier bewegen sich die Erdplatten besonders stark, zudem hätten sich im Untergrund innerhalb einer langjährigen ruhigen Phase große Spannungen aufgebaut.

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Quelle: t-online

Laut dem Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam ereignete sich das Erdbeben in der Sagaing-Verwerfung. Hier bewegen sich die indische Kontinentalplatte und die eurasische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 Millimetern pro Jahr aneinander vorbei. Es bauen sich Spannungen auf, die sich immer wieder entladen – wie nun nach einer ruhigeren Phase, die über fast 70 Jahre angehalten hatte, erläuterte das Geoforschungszentrum. Dessen Experten gehen aktuell von einer Bruchlänge von mehr als 200 Kilometern aus.

Tatsächlich seien derartige Erdbeben in dieser Zone durchaus nicht ungewöhnlich, sagt Klaus Reicherter, Leiter des Instituts für Neotektonik und Georisiken an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH), und erinnert daran: „An dieser Plattengrenze wurde auch der fürchterliche Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 ausgelöst.“

Rettungskräfte suchen nach Überlebenden eines Gebäudeeinsturzes nach einem Erdbeben in Bangkok. (Quelle: IMAGO / NurPhoto)

Sowohl das GFZ in Potsdam als auch die US-Erdbebenwarte (USGS) gaben die Stärke des Bebens mit 7,7 an. Das sei „ziemlich heftig“, ordnet Reicherter ein. „Das stärkste Beben in Deutschland wird mit Magnitude 6,5 erwartet. 7,7 bedeutet mehr als zwölfmal so stark, das heißt, es wird ungefähr 35-mal mehr Energie freigesetzt.“ Daher habe das Beben auch so lange gedauert. „Dieses Schütteln hat sehr lange angehalten, die Erde hat sich minutenlang bewegt“, erklärt der Experte weiter. Je stärker das Beben, umso länger sei die aktivierte Verwerfung – eine kurze Verwerfung mache nicht solche starken Erdbeben und Versätze.

Laut Daniel McCrum vom irischen University College Dublin folgte zwölf Minuten nach dem Beben ein erstes Nachbeben mit einer Stärke von 6,4 (GFZ und USGS geben die Stärke dieses Bebens mit 6,5 bzw. 6,7 an). „Drei weitere Beben geringerer Stärke, im Bereich Magnitude 4,5 bis 4,6 ereigneten sich etwa eine Stunde später“, zählt McCrum auf. Zudem bestehe eine kleine Wahrscheinlichkeit für ein noch größeres Beben mit einer Magnitude von mehr als 7,7, so Paolo Bergamo vom schweizerischen Erdbebendienst.

Nach Angaben von Klaus Reicherter kann noch lange mit Nachbeben gerechnet werden. „Das kann bis zu einem Jahr dauern, normalerweise sind es zwei bis drei Monate.“ Kleine Nachbeben seien permanent da. „Das muss man sich wie einen andauernden Bruchprozess entlang der Verwerfung vorstellen – ähnlich wie ein Reißverschluss. Das führt letztlich auch zu den Rupturen, also den Rissen in der Erdoberfläche“, sagt der Experte. Ab einer gewissen Stärke komme die Verwerfung an die Oberfläche, die Oberfläche reiße.

In Thailand suchen die Rettungskräfte mit Spürhunden nach Verschütteten. (Quelle: IMAGO / Pacific Press Agency)

Reicherter warnt, dass es für die Menschen in der betroffenen Region nicht reiche, nach dem Beben zwei Nächte draußen zu bleiben: „Viele Gebäude werden durch das Hauptbeben und die stärkeren Nachbeben beschädigt sein. Das bedeutet, dass auch kleinere Nachbeben sie zum Einsturz bringen können.“ Die Überprüfung der Gebäude in Großstädten wie Bangkok und Mandalay sei eine Mammutaufgabe.

Welche anderen Beben gab es hier in jüngerer Vergangenheit?

„In dieser Region gab es seit 1900 sechs weitere Erdbeben der Stärke 7 und mehr im Umkreis von etwa 250 Kilometern um das heutige Erdbeben“, führt Paolo Bergamo aus. Das jüngste dieser Beben sei ein Beben der Stärke 7,0 im Januar 1990 gewesen, das 32 Gebäude zum Einsturz brachte. Ein Erdbeben der Stärke 7,9 habe sich zudem südlich des heutigen Bebens im Februar 1912 ereignet.

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