Dank eines neuen Verfahrens ist es gelungen, ein Spenderherz für längere Zeit am Leben zu erhalten als bisher. Ein Experte spricht von einem „Gamechanger“.
Im Inselspital Bern, einem der bedeutendsten Krankenhäuser der Schweiz, wurde kürzlich Medizingeschichte geschrieben: Ein Team von Herzchirurgen konnte ein menschliches Herz fast zwölf Stunden außerhalb des Körpers konservieren und anschließend erfolgreich transplantieren. Damit stellten die Mediziner einen neuen europäischen Rekord auf. Nie zuvor wurde in Europa ein Herz länger außerhalb des Körpers unbeschadet erhalten.
Möglich wurde dies dank eines speziellen Konservierungssystems, genannt Ex-vivo-Perfusion. Dieses stellt sicher, dass das Herz während des Transports weiterschlägt und ständig mit Sauerstoff versorgt wird.
Während konventionelle Methoden zur Lagerung von Herzen außerhalb des Körpers eine Ischämiezeit – also die Zeitspanne zwischen dem Unterbrechen der Blutzufuhr zum Spenderorgan bis zur Wiederaufnahme im Körper des Empfängers – von maximal vier Stunden erlauben, konnte das Team am Inselspital diese Zeit nun auf fast zwölf Stunden ausdehnen.
Schuld an der langen Transportzeit war das Wetter: Aufgrund widriger Wetterbedingungen entschied sich das Team der Herzchirurgie um Dr. David Reineke, den Transport vom Entnahmeort zum Transplantationszentrum nicht per Flugzeug, sondern auf dem Landweg mit dem Auto durchzuführen. Trotz dieser zusätzlichen Herausforderung gelang es ihnen dank des Konservierungssystems, das Herz in optimalem Zustand zu halten.
„Dem Patienten mit dem neuen Herz geht es sehr gut“, sagte Dr. Reineke laut Pressemitteilung. Er erhole sich schneller als erwartet von dem Eingriff.
Die Möglichkeit, ein Herz für längere Zeit außerhalb des Körpers schlagen zu lassen, sei ein absoluter „Gamechanger“ für die Schweizer Transplantationsmedizin, so der Herzchirurg. Dadurch könnten die geografischen Grenzen für mögliche Organtransporte erheblich erweitert werden.