Hoffnungsträger ist pleite
Batteriehersteller Northvolt meldet Insolvenz an
Aktualisiert am 12.03.2025 – 11:11 UhrLesedauer: 3 Min.
Northvolt war der Hoffnungsträger für eine europäische Produktion von Batterien für Elektroautos. Jetzt steht das Unternehmen vor dem Aus – mit Folgen für Deutschland.
Der Batteriehersteller Northvolt hat in seiner schwedischen Heimat Insolvenz angemeldet. Ein entsprechender Antrag sei in Stockholm eingereicht worden, teilte das insolvente Unternehmen mit. Die deutschen und amerikanischen Tochtergesellschaften des Konzerns meldeten dagegen keine Insolvenz an.
Es sei trotz intensiver Gespräche nicht gelungen, die Voraussetzungen für ein Überleben des Unternehmens in seiner jetzigen Form zu schaffen, räumte Northvolt am Mittwoch im Zusammenhang mit der Insolvenz ein. Der Insolvenzantrag bei einem Gericht in Stockholm sei „die einzig gangbare Lösung“.
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Gleichzeitig verfolge man alle realistischen Optionen, um die Finanzierung des operativen Geschäfts im Insolvenzverfahren zu sichern. Im November hatte Northvolt in den USA bereits ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts eingeleitet.
Northvolt war beim Hochlauf seiner Batterieproduktion auf Schwierigkeiten gestoßen, wichtige Kunden waren vor der Insolvenz abgesprungen. Nach dem Rückzug eines Milliardenauftrags für Batteriezellen durch den Autobauer BMW musste der Konzern kräftig zurückrudern und mit Finanzierungsproblemen und hohen Schulden fertig werden.
Das insolvente Unternehmen war der größte Hoffnungsträger, in Europa eine eigenständige Produktion von Batterien für Elektroautos aufzubauen und damit den dominierenden Herstellern aus Asien Konkurrenz zu machen.
Nach dem Insolvenzantrag ist auch die Zukunft der geplanten Fabrik in Schleswig-Holstein ungewiss. Der Betrieb in Deutschland soll zwar fortgesetzt werden. Doch das vor knapp einem Jahr gestartete Milliardenprojekt ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des schwedischen Mutterkonzerns. „Mehr kann ich an dieser Stelle nicht sagen“, sagte Northvolts-Interims-Aufsichtsratsvorsitzender Tom Johnstone am Vormittag.
Die Bauarbeiten für die Northvolt-Fabrik bei Heide sollen vorerst weitergehen. Alle Entscheidungen würden jedoch von einem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter getroffen, berichtete Northvolt. Das Unternehmen hat Mikael Kubu als Treuhänder vorgeschlagen. Wie lange das Insolvenzverfahren nach schwedischem Recht dauern wird, ist unklar.
Nun bangen die Beschäftigten in Norddeutschland und 5.000 Northvolt-Angestellte in Schweden um ihre Arbeitsplätze. Die meisten arbeiten im Fabrikgelände in der kleinen nordschwedischen Gemeinde Skellefteå. „Es ist ein unglaublich schwieriger Tag für alle bei Northvolt“, erklärte Johnstone.
Im September 2024 hatte das Unternehmen angekündigt, schätzungsweise 1.600 Beschäftigte in Schweden zu entlassen und mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen. Zwei Monate später beantragte es schließlich Gläubigerschutz in den USA: Mit einem Restrukturierungsverfahren gemäß Chapter 11 des US-Insolvenzrechts wollten sich die Schweden vor Forderungen der Gläubiger schützen und gleichzeitig einen finanziell gangbaren Weg in die Zukunft als eigenständiges Unternehmen finden – ohne Erfolg, wie sich nun zeigt.
All die Verhandlungs- und Restrukturierungsbemühungen haben nach Northvolt-Angaben nichts genützt, um den finanziellen Rahmen für eine Fortführung des Betriebs in Schweden in seiner jetzigen Form zu gewährleisten. Man sei daher zu dem Schluss gekommen, dass der Insolvenzantrag die einzige Lösung sei, während man auf alle realistischen Optionen schaue, damit der Betrieb während des schwedischen Insolvenzverfahrens weitergehen könne.
Deutschland-Chef Christofer Haux hatte nach Start des Chapter-11-Verfahrens versichert, dass der deutsche Standort höchste Priorität genieße. Planmäßig soll die erste Zellmontage bei Heide in der zweiten Jahreshälfte 2027 beginnen, ehe im Anschluss der Fabrikhochlauf starten soll.
Anfang 2024 hatte die EU-Kommission für das Werk in Schleswig-Holstein Fördermittel und Garantien über 902 Millionen Euro genehmigt. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein wollten den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro unterstützen. Hinzu waren mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro geplant. Bereits erhalten hat Northvolt rund 600 Millionen Euro von der staatlichen Förderbank KfW, für die Bund und Land je zur Hälfte bürgen. Die Pleite könnte für den Bund und das Land Schleswig-Holstein also teuer werden.