Das ist ja wohl das Mindeste

Wir hatten uns kuschelig eingerichtet unter dem Schutzschirm anderer. Aus der Sicherheit heraus, dass uns zur Not die Nato und die Amerikaner schon raushauen, ließ es sich leicht gegen die eigenen Soldaten demonstrieren, Reinhard-Mey-Lieder summend, in einen Parka gehüllt, an dem „Frieden schaffen ohne Waffen“-Buttons angeheftet waren und „Bundeswehr abschaffen“-Aufnäher. Während wir ihnen so gemütlich den Rücken zukehrten, sind seit Gründung der Bundeswehr 3.300 Soldaten im Dienst ums Leben gekommen – 116 im Auslandseinsatz für unser Land.

Die Zeiten solcher Missachtung unserer Mitbürger in Uniform müssen endlich vorbei sein. Die Nato steht an vielen Fronten, und auf die Amerikaner und ihren möglichen nächsten Präsidenten können wir uns nicht verlassen. Wir müssen uns selbst schützen. In Litauen gegen den Kriegsverbrecher Putin. Im Irak, in Mali, im Libanon, im Roten Meer und früher in Afghanistan gegen blutdurstige Terroristen. Aber was heißt hier „wir“? „Wir“ ja nicht! Soldaten der Bundeswehr tun das für uns, jetzt, in dieser Sekunde. Ihr Job ist zehrend, auch an der Heimatfront, und im Ausland oft gefährlich. An vielen Einsatzorten drohen ihnen Leid und Tod.

Statt aber dankbar zu sein und die Veteranen solcher Einsätze wenigstens an einem Tag im Jahr zu ehren, haben wir jahrzehntelang das Tucholsky-Zitat „Soldaten sind Mörder“ ungelenk auf Plakate gekritzelt. Wir haben als Gesellschaft diejenigen geringgeschätzt, die für uns alle Opfer bringen und gebracht haben.

Die Toten wie die Überlebenden mit einem eigenen Tag zu ehren, ist das Mindeste, was wir tun können. So wie das die meisten anderen Nationen auch tun. Natürlich ist unsere Militärgeschichte eine andere als die aller anderen Nationen. Deshalb tun wir uns bis heute schwer mit dieser Anerkennung. Aber das ist nicht die Schuld derer, die heute in der Bundeswehr Dienst tun. Den Veteranentag sehen sie als Versprechen. Dafür, dass wir uns als Gesellschaft um sie kümmern. Sie bestmöglich ausrüsten, politisch wertschätzen, diplomatisch unterstützen und diejenigen versorgen, die aus den Einsätzen körperlich verwundet oder seelisch verletzt zurückkehren. Jeden Tag.

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