Die Verschwiegenheit der Ermittler hat einen Grund: Laut Recherchen von t-online hatte nicht der Generalbundesanwalt die Razzia angeordnet. Still hatte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden parallel zum Spionageverfahren der Bundesanwaltschaft auch ein Verfahren wegen mutmaßlicher Bestechung von Mandatsträgern gegen Krahs langjährigen Assistenten eingeleitet. Darin prüfte sie das Unternehmensgeflecht, das t-online aufgedeckt hatte.

Offenbar waren es dieses Verfahren gegen Jian G. und die damit verbundenen Durchsuchungen, die nun auch zu den Ermittlungen gegen Krah führten. Denn G. und die ihm zugeordneten Unternehmen bezahlten ihn über Jahre als Anwalt. Die Ermittler vermuten hinter den Mandatsbeziehungen einen Vorwand. Von Scheinrechnungen ist die Rede. Krah hingegen hält den Verdacht für politisch motiviert.

„Bitte berücksichtigen Sie den Gesetzeswortlaut“, sagte er t-online. „Es muss jede unberechtigte Zahlung einer konkreten parlamentarischen Handlung zugeordnet sein im Sinne eines Geschäfts.“ Eine „unkonkrete Beziehungspflege“ durch die Zahlungen reiche für Strafbarkeit nicht aus. Auch eine solche Beziehungspflege bestreite er aber vehement. „Wenn Sie das alles zusammen nehmen wird deutlich, dass hier ohne jede realistische Chance einer Verurteilung agiert wird – was für politische Motivation der Generalstaatsanwaltschaft spricht.“

Unstrittig sind aber offenbar die Zahlungen selbst. Krah räumte sie im Gespräch mit t-online ein. In den Jahren 2015 bis 2022 – also noch während seiner Zeit im Europaparlament, wo er 2019 das Mandat antrat – habe er über seine damalige Kanzlei in Dresden „sicherlich“ mehr als 50.000 Euro von den nun unter Verdacht geratenen Firmen in G.s Umfeld erhalten. Danach habe er sie aber nicht mehr als Mandanten betreut. Und von Zahlungen, die die Firmen anschließend an seine spätere Kanzlei in Baden-Württemberg leisteten, habe er „in keiner Weise“ profitiert.

Das berührt einen heiklen Punkt in den Ermittlungen: Nachdem die eigene Anwaltskanzlei in Dresden 2022 dichtgemacht hatte, verlegte Krah seinen Anwaltssitz nach Baden-Württemberg und vermittelte die Firmen als Mandanten dorthin. Mit dem Chef der dortigen Kanzlei, bei der nun die Korruptionsermittler anrückten, verbindet ihn eine langjährige Bekanntschaft und eine Vorliebe für teure Accessoires. Gemeinsam besuchten sie im Mai 2023 in der Schweiz einen Hersteller und Vertrieb von Luxusuhren, wie sie Krah gern zur Schau trägt. Ein Foto, das t-online vorliegt, belegt den Trip.

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