Selbst wenn Alkohol das Einschlafen erleichtert, so beeinträchtigt er doch die Schlafqualität. Warum auch das Risiko für Schlafwandeln steigen kann.

Viele Menschen kennen das Phänomen des Schlafwandelns vor allem von Kindern. Doch auch Erwachsene können betroffen sein – und in manchen Fällen kann Alkohol dabei eine Rolle spielen. Wie Schlafwandeln und Alkoholkonsum zusammenhängen, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

  • Erhöhter Puls: Warum Alkohol zu Herzrasen führen kann
  • Sekundenschlaf: Steckt eine Krankheit dahinter?

Was ist Schlafwandeln?

Schlafwandeln, fachsprachlich auch Somnambulismus genannt, ist eine Form von Schlafstörung, die typischerweise während der Tiefschlafphase auftritt – meist in den ersten Stunden der Nacht.

Beim Schlafwandeln befinden sich Betroffene in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen und können währenddessen teils komplexe Handlungen ausführen – ohne sich dessen bewusst zu sein, geschweige denn, sich später daran zu erinnern. Die Episoden dauern für gewöhnlich wenige Minuten, selten bis eine Stunde oder länger. Meist haben Betroffene dabei offene Augen und einen starren Gesichtsausdruck. Auf Ansprache oder Berührung reagieren sie in der Regel nur wenig.

Während solch einer Episode können Schlafwandelnde beispielsweise

  • aufrecht im Bett sitzen und umherschauen,
  • unverständlich vor sich hinmurmeln oder auch teils verständliche Sätze sprechen,
  • umherlaufen,
  • sich ankleiden, putzen, essen, Möbel verrücken oder sogar mit dem Auto fahren,
  • Türen oder Fenster öffnen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die Schlafwandeln begünstigen – bei Erwachsenen kann auch ein hoher Alkoholkonsum dazu zählen. Ob Alkohol aber Schlafwandeln direkt verursacht, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt allerdings Hinweise, dass Alkohol die Wahrscheinlichkeit solcher Episoden erhöhen könnte, indem er die Schlafstruktur verändert.

Wer wenige Stunden vor dem Schlafengehen größere Mengen an Alkohol zu sich nimmt, steigert daher womöglich das Risiko dafür, in der Nacht zu schlafwandeln. Das gilt insbesondere für Menschen, die ohnehin zu Schlafwandeln neigen.

Normalerweise durchläuft das Hirn beim Schlafen eine bestimmte Abfolge von Schlafphasen, die sich in mehreren Schlafzyklen wiederholen. Bei acht Stunden Schlaf kommt es im Durchschnitt zu etwa fünf solcher Zyklen. Die Abfolge des ersten Zyklus besteht aus:

  1. Einschlafphase,
  2. Leichtschlaf,
  3. Tiefschlaf (Non-REM-Schlaf) und
  4. Traumschlaf (REM-Schlaf).

In den darauf folgenden Zyklen beginnen sich die Schlafphasen zwei bis vier zu wiederholen.

Beim Konsum größerer Mengen Alkohol vor dem Schlafengehen fallen im ersten Zyklus die ersten beiden Schlafphasen oft weg, sodass Betroffene direkt in die Tiefschlafphase fallen. Also in jene Phase, in der Schlafwandeln typischerweise auftritt. Häufig ist diese Phase zudem länger als gewöhnlich, während die darauffolgende REM-Phase kürzer und unruhiger ist – und dadurch auch weniger erholsam.

Während der Non-REM-Schlaf, also die Tiefschlafphase, vor allem zur körperlichen Regeneration beiträgt, dient der REM-Schlaf eher der mentalen, emotionalen Erholung, festigt Gedächtnisinhalte und ist wichtig für Lernvorgänge. Die Abkürzung REM steht dabei für „Rapid Eye Movement“, was so viel wie „schnelle Augenbewegungen“ bedeutet. Diese sind typisch für den Traumschlaf und kommen im Tiefschlaf nicht vor.

Gefahren des Schlafwandelns unter Alkoholeinfluss

Schlafwandeln birgt generell gewisse Risiken, da Betroffene sich während dieser Episoden verletzen könnten. Unter Alkoholeinfluss können diese Gefahren jedoch erheblich zunehmen.

So steigt etwa die Verletzungsgefahr, weil Alkohol die motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung zusätzlich beeinträchtigt. Das kann dazu führen, dass Betroffene Hindernisse eher übersehen oder sich eher riskant verhalten, also etwa die Wohnung verlassen.

Werden Schlafwandelnde aufgeweckt, sind sie häufig verwirrt und orientierungslos, mitunter auch aggressiv. Unter Alkoholeinfluss können sich diese Reaktionen verstärken.

Mehr dazu, ob man Schlafwandelnde wecken soll beziehungsweise was zu tun ist, wenn man auf eine schlafwandelnde Person trifft, lesen Sie hier.

Schlafwandeln: Vorbeugende Maßnahmen ergreifen

Verschiedene Maßnahmen tragen dazu bei, das Risiko für Schlafwandeln bei Erwachsenen zu verringern. Empfehlenswert ist es etwa, vier bis sechs Stunden vor dem Schlafengehen keinen Alkohol zu trinken – oder besser noch ganz darauf zu verzichten. Das gilt insbesondere für Menschen, die zu Schlafwandeln neigen.

Daneben ist es ratsam, für regelmäßige Schlafenszeiten und ausreichend Schlaf zu sorgen und das Schlafzimmer gut abzudunkeln. Um Verletzungen vorzubeugen, sollten Betroffene zudem potenzielle Gefahrenquellen aus dem Schlafzimmer entfernen und Fenster und Türen sichern. Positiv können sich auch Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung auswirken, sofern diese regelmäßig angewandt werden.

Schlafwandeln kommt bei Erwachsenen vergleichsweise selten vor. Verschiedene Einflüsse können diese Form der Aufwachstörung jedoch begünstigen, so wahrscheinlich auch der Konsum von Alkohol. Kommt es bei Erwachsenen häufiger zu Episoden von Schlafwandeln, ist eine ärztliche Abklärung ratsam – das gilt insbesondere, wenn das Schlafwandeln bei Erwachsenen erstmalig auftritt. So lässt sich herausfinden, ob gegebenenfalls andere Erkrankungen als Ursache für das Schlafwandeln infrage kommen, und eine passende Behandlung eingeleitet werden.

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