Der 1. FC Köln steckt in einer handfesten Krise. Innerhalb von zwei Jahren ist der Club vom europäischen Wettbewerb in die Niederungen der 2. Liga abgestürzt. Das muss Folgen haben.

Auf den Tag genau vor zwei Jahren war der 1. FC Köln beim 1. FC Slovacko zu Gast. Die Geißböcke spielten in der Gruppenphase der Europa Conference League, hatten mit Steffen Baumgart einen Trainer, der sich wie kaum ein anderer mit dem Club und seinen Menschen identifizierte und gehörte wohl zu den spannendsten Vereinen im deutschen Fußball.

Zwei Jahre später ist davon nichts mehr übrig geblieben. Der 1. FC Köln ist am Boden, Baumgart und auch sein Nachfolger Timo Schultz sind längst Geschichte. Der Neuaufbau in der zweiten Liga mit Gerhard Struber als Trainer ist misslungen. So viel steht bereits nach zehn Spieltagen fest.

Als der Österreicher im Sommer von Christian Keller mit dieser Aufgabe betraut wurde, ging der Sportchef ins Risiko. Immerhin hatte Struber keinerlei Erfahrung in Deutschland, auch nicht in der 2. Liga. Darüber hinaus stellte man dem 47-Jährigen ein gleichermaßen unerfahrenes Trainerteam an die Seite.

Mit seiner Herangehensweise an den Fußball passt Struber zu Christian Keller. Beide Verantwortlichen sind Analytiker und akribische Arbeiter. Was beiden jedoch fehlt, ist die Fähigkeit, Menschen für ihre Vorhaben zu begeistern und mitzureißen. Für eine talentierte, aber eben auch verunsicherte Mannschaft ist dies jedoch unabdingbar.

Zu Saisonbeginn hatte dabei noch große Zuversicht am Geißbockheim geherrscht. Keller schaffte es, einen Großteil der Leistungsträger trotz des Abstiegs zu halten und damit trotz der Transfersperre eine vermeintlich schlagkräftige Truppe für die 2. Liga auf die Beine zu stellen.

Gerhard Struber schaffte es derweil, den Spielern mit seiner Idee vom Fußball neuen Mut zu geben. Mit jedem einzelnen Rückschlag wuchs jedoch erneut die Verunsicherung – wodurch gleichzeitig Kellers Versäumnisse bei der Kaderplanung in den Vorjahren wieder sichtbar wurden.

Nicht nur, dass viele von Keller für die Bundesliga verpflichteten Spieler selbst eine Liga tiefer keine Hilfe sind. Die Mannschaft hat auch weiterhin ein strukturelles Problem: Es fehlt an sichtbaren Führungsspielern, weil die Charaktere es nicht hergeben. Streitbare Spieler wie Davie Selke wurden abgegeben. Auch Gerhard Struber konnte dieses Problem nicht beheben. Vermutlich, weil er zu manchem Spieler auf menschlicher Ebene noch keinen Zugang gefunden hat.

Schon seit dem Sommer ist dabei klar: An Strubers Zukunft hängt auch die von Geschäftsführer Christian Keller. Beide können nur gemeinsam scheitern. Der Sportchef hatte angesichts des Fifa-Urteils nur auf der Trainerposition die Möglichkeit, auf die Mannschaft einzuwirken. Sollte Keller nach Timo Schultz auch mit Gerhard Struber daneben liegen, hat der 45-Jährige keine Argumente mehr. Das Vertrauen, dass Keller danach die richtigen Personalentscheidungen treffen würde, wäre dahin.

Wenn der 1. FC Köln in seiner aktuellen Besetzung noch die Kurve kriegen will, muss dabei erst einmal Gerhard Struber zeigen, dass er mehr kann als Taktik und Analyse. Er muss beweisen, dass er in der Lage ist, die richtigen Schlüsse zu ziehen, und auf die Mannschaft einwirken kann. Wenn das nicht gelingt, wäre auch der Sportchef nicht mehr zu halten.

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