Wie geht es der russischen Wirtschaft?
Supermärkte in Russland sperren die Butter weg
18.11.2024 – 16:21 UhrLesedauer: 2 Min.
In Russland macht die hohe Inflation viele Lebensmittel teurer. Butter kostet so viel, dass sie oft geklaut wird. Wie geht es der russischen Wirtschaft?
Die Preise in Russland gehen durch die Decke. Die Inflationsrate im Oktober betrug 8,6 Prozent. Besonders teuer wurde ein Grundnahrungsmittel: die Butter. Der Preis für ein Stück ist seit Dezember letzten Jahres um 25,7 Prozent gestiegen, wie das russische Statistikamt mitteilte.
Das hat dazu geführt, dass immer wieder Menschen Butter aus den Kühlregalen stehlen. Viele können sie sich schlicht nicht mehr leisten. Und die Supermärkte reagieren: Einige von ihnen heben sie in Kühlschränken an der Kasse auf. Andere haben sie weggesperrt oder in diebstahlsichere Boxen gepackt.
Russland importiert nun sogar Butter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei, um die steigenden Preise einzudämmen. Der größte Butterlieferant Russlands, Belarus, exportiert mittlerweile noch mehr davon in sein Nachbarland. Ein Problem: Russland bezieht zum Beispiel weniger Butter aus Lateinamerika, den Behörden zufolge auch aufgrund von westlichen Sanktionen.
Nicht nur in Russland, sondern in vielen europäischen Ländern erreichen die Butterpreise aktuell Rekordhöhen. Ein Grund dafür ist der gesunkene Fettgehalt in der Rohmilch, der die Produktion von Butter erschwert. Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt, doch Experten vermuten mehrere Faktoren: eine veränderte Fütterung mit mehr Kraftfutter und weniger Gras, Stress bei den Tieren, hohe Temperaturen oder die gesteigerte Milchleistung pro Kuh, die den Fettgehalt beeinflussen könnte.
Um die Inflation zu dämpfen, erhöhte die Zentralbank im Oktober ihren Leitzins auf ein Rekordhoch von 21 Prozent. Dass die Preise steigen, wird in Russland wird durch steigende Löhne befeuert, da der Kreml Milliarden in die Rüstungsindustrie investiert und Millionen Soldaten mobilisiert. Unternehmen außerhalb des Militärsektors müssen höhere Löhne zahlen, um Arbeitskräfte zu halten – und geben die Kosten in Form höherer Preise weiter.
Trotz internationaler Sanktionen und steigender Militärausgaben bleibt Russlands Wirtschaft jedoch überraschend widerstandsfähig. Der Internationale Währungsfonds erwartet für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent – höher als in den USA. Verantwortlich dafür: vor allem Öl- und Gasexporte, höhere Konsumausgaben und Lohnzuwächse in der Kriegswirtschaft.
Doch das hat Grenzen: Arbeitskräftemangel, Rückgang der Bevölkerung und langfristige Folgen des Kriegs bringen zunehmend Probleme. Experten sehen deshalb laut „CNN“ noch keine akute Krise, aber einen langsamen wirtschaftlichen Zerfall, der den Kreml langfristig unter Druck setzen könnte.