Russische Soldaten töteten Infokrieger – und büßen

Putins Infokriegerin

Russische Soldaten folterten Freund von Alina Lipp zu Tode


Aktualisiert am 10.12.2025 – 18:05 UhrLesedauer: 5 Min.

Infokrieger: Alina Lipp und ihr Kollege Russell Bentley, der für Russland Stimmung machte und von russischen Soldaten ermordet wurde. (Quelle: Screenshot Telegram/Alina Lipp)

Er gehörte wie Alina Lipp zur Riege der westlichen Putin-Propagandisten im Donbass. Dann wurde der gebürtige Amerikaner Russell Bentley als vermeintlicher Spion von den eigenen Leuten verschleppt und zu Tode gefoltert.

Die Soldaten Witalij Wansjazkij, Wladislaw Agalzew und Andrej Iordanow haben am 8. April 2024 in Donezk etwas getan, was sie vielleicht nicht zum ersten Mal getan haben: Der Major, der Unteroffizier und der Oberleutnant der russischen Armee nahmen einen Zivilisten als vermeintlichen Kollaborateur der Ukrainer mit und folterten ihn, um ein Geständnis zu erzwingen. Ein Verbrechen, das in Russlands Krieg in der Ukraine vielfach dokumentiert ist.

Doch diesmal sollte das gravierende Folgen haben. Der Mann, der nicht fließend Russisch sprach und sich bei ihnen als Kriegsberichterstatter ausgegeben hatte, starb während der Folter. Er hieß Russell „Texas“ Bentley, war als Separatistenkämpfer im Donbass zu einer Art Ikone aufgestiegen und dann zum Infokrieger für Putin geworden. Er drehte Videos für ein westliches Publikum. Jemand, der ständig auf Telegram und in Videos und im Auftrag von Russlands Staatsmedien verbreitete, dass die „Ukro-Nazis“ eine terroristische Mörderbande seien, war selbst Opfer des Terrors russischer Soldaten geworden.

Nach seinem Tod mischte sich sogar Dmitri Kisseljow ein, der Generaldirektor der staatlichen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja, vielleicht der mächtigste Medienmanager Russlands. Bentleys Witwe stand mit ihm in Kontakt und forderte öffentlich Aufklärung. Diese erhielt sie auch. Dass russische Soldaten am 8. April 2024 einen wichtigen Propagandisten aus den eigenen Reihen töteten, ließ sich nicht unter den Teppich kehren. Es gibt ein Urteil, die Täter müssen für lange Jahre in eine Strafkolonie.

„Idioten gibt es überall“, erklärt jetzt Alina Lipp in einem Video. Die gebürtige Deutsche verliert auf ihrem Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ sehr selten ein kritisches Wort über Russland, sie ist inzwischen von der EU sanktioniert als eines der wichtigsten Sprachrohre russischer Propaganda. Diese Rolle verband sie mit Russell Bentley – aber noch viel mehr. Zum Urteil erklärte sie jetzt bewegt in ihrem Telegram-Kanal: „Ich habe ihm viel zu verdanken“.

Als Russlands großflächige Invasion in die Ukraine begann, lebte sie nach eigenen Angaben seit einigen Wochen bei Bentley und dessen Ehefrau Ljudmila in Donezk. Immer wieder arbeiteten Bentley und sie zusammen, sie filmte ihn, sie sprach Texte auf Deutsch zu seinen Videos, „wir haben viele Fronttouren gemeinsam gemacht“. Sie hatte auch Suchaufrufe der verzweifelten Ljudmila gepostet. Die Soldaten, die ihren Freund auf dem Gewissen haben, nennt Lipp jetzt „drogenabhängige Spinner“.

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