Die Freundschaft der beiden Tennislegenden erscheint dabei nur logisch. Denn so sehr sich das Spiel des elegant über den Platz schwebenden Federers und des verbissen kämpfenden und bei jedem Schlag laut schreienden Nadals auch unterscheidet, so viel verbindet sie auch: keine Wutausbrüche inklusive zertrümmerter Schläger, keine privaten Skandale, nichts als wertschätzende Worte für jeden Gegner, keine Ausreden bei einer Niederlage und immer ganz viel Zeit für die Fans. Beide bemühten sich, möglichst gute Botschafter für den Tennissport zu sein. Beide gründeten darüber hinaus Wohltätigkeitsorganisationen, organisierten teilweise zusammen Matches, um Geld für ihre Anliegen zu sammeln. Am Ende blieb Federer fast nicht anderes übrig, als seinen großen Rivalen zu mögen – und auch mir nicht.

Ich musste aber erst erwachsen werden, um all diese Seiten an Nadal zu sehen – und dann auch mit Anerkennung statt eines hasserfüllten Knotens in der Brust seine Leistungen bewundern zu können. Nadals 22 Grand-Slam-Titel, seine zwei olympischen Goldmedaillen und 209 Wochen an der Weltranglistenspitze sind nämlich keinesfalls das Ergebnis unfairer Mittel, wie ich es früher noch vermutete. Es sind die Lorbeeren eines äußerst talentierten Mannes, der mit harter Arbeit und einem schier unendlichen Kampfgeist zu begeistern wusste.

Es ist genau dieser Kampfgeist, der es Nadal über die Jahre auch ermöglichte, sich nach zahllosen, von seinem körperlich aufreibenden Spiel verursachten Verletzungen immer und immer wieder in die Weltspitze zurückzuarbeiten.

So kommt es, dass Nadal sein letztes Match als Profi – anders als von allen erwartet – nun im gehobenen Sportleralter von 38 Jahren bestreiten darf. Und auch, wenn ich es früher nie geglaubt hätte: Ich werde das Match schauen – und ihn anfeuern.

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