Defensive Aktien gelten oft als langweilig, bieten aber Sicherheit in unsicheren Märkten. Aber wie viel Sicherheit ist zu viel, wenn die Rendite auf der Strecke bleibt?

Der Duden beschreibt das Wort „defensiv“ mit „der Verteidigung dienend“ und „auf Sicherung oder Sicherheit bedacht“. Defensives Autofahren bedeutet beispielsweise eine rücksichtsvolle und Risiken vermeidende Fahrweise.

Auch bei der Geldanlage ist es für viele Anleger wichtig, mögliche Risiken zu verringern oder zu vermeiden. So wie riskantes Verhalten im Straßenverkehr zu Unfällen und möglicherweise teuren Schäden führen kann, wird Leichtsinn an der Börse mit finanziellen Verlusten bestraft.

Wer in Aktien investiert, kann also mit defensiven Wertpapieren sein Risiko erheblich senken – doch nicht immer ist eine defensive Strategie an der Börse die beste.

Defensive Aktien sind Wertpapiere von Unternehmen, die sich durch eine relativ stabile Geschäftsentwicklung auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auszeichnen. Hier sind die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften defensiver Aktien:

  • Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit: Defensive Aktien stammen von Unternehmen, die (lebens)notwendige Güter und Dienstleistungen herstellen, deren Nachfrage unabhängig von der Wirtschaftslage relativ stabil bleibt. Sie neigen dazu, auch in Rezessionen gut abzuschneiden. In der Regel haben defensive Unternehmen eine starke, monopolartige Marktposition und besitzen Alleinstellungsmerkmale („Burggraben“). Diese Eigenschaften machen sie in turbulenten Marktphasen zu einem verlässlichen Anker.
  • Geringere Volatilität: Defensive Aktien weisen in der Regel eine niedrigere Volatilität auf als der Gesamtmarkt und sind weniger anfällig für starke Kursbewegungen. Dies bietet Anlegern ein gewisses Maß an finanzieller Stabilität. Lesen Sie hier, was Volatilität genau bedeutet.
  • Stabile Dividenden: Viele defensive Unternehmen zahlen regelmäßige und oft verlässliche Dividenden, was sie für konservative Anleger attraktiv macht. Lesen Sie hier, was eine Dividende genau ist.
  • Mäßiges Wachstum: Im Vergleich zu Wachstumsaktien bieten defensive Aktien ein geringeres Wachstumspotenzial, da sie in Märkten agieren, die in der Regel gesättigt sind.

In diesen Branchen findet man häufig defensive Aktien:

  • Basiskonsumgüter (zum Beispiel Lebensmittel, Getränke)
  • Gesundheitswesen und Pharmaindustrie
  • Versorgungsunternehmen (Energie, Wasser)
  • Telekommunikation

Um defensive Aktien aus der Vielzahl der Titel herauszufiltern, können Sie wie folgt vorgehen: Entweder suchen Sie bei Ihrem Broker oder auf einem der zahlreichen Finanzportale im Internet nach Aktien einer bestimmten Branche. Sogenannte Screener sind Online-Tools, die es ermöglichen, Aktien nach bestimmten Kriterien zu filtern.

Dabei können Sie sowohl zwischen deutschen, europäischen oder internationalen Unternehmen wählen als auch über die Suchfunktion nach einer ganz bestimmten Aktie suchen. Darüber hinaus können Sie Aktien nach Branchen, Finanzkennzahlen oder Performance filtern. Über die technischen Kennzahlen ist es möglich, Aktien nach Umsatz, Gewinn, Dividende, gleitenden Durchschnitten, relativer Performance und vielen weiteren Merkmalen zu analysieren.

Achten Sie dabei auf diese Indikatoren:

  • Beta-Faktor unter 1 deutet auf eine geringe Volatilität im Vergleich zum Gesamtmarkt hin
  • Stabile Cashflows und Umsätze über mehrere Jahre hinweg
  • Stetiges Gewinnwachstum
  • Regelmäßige Dividendenzahlungen

Defensive Aktien sind bei Anlegern beliebt, die weniger Risiko eingehen wollen als beim Kauf von Wachstumsaktien. Einerseits versprechen defensive Aktien oft attraktive Renditen und eine stabilere Kursentwicklung in Krisenzeiten, andererseits sind sie auch nicht vor Kurseinbrüchen gefeit.

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Andererseits haben defensive Aktien ein geringeres Wachstumspotenzial, vor allem in Zeiten, in denen die Wirtschaft boomt. Eine Studie des Vermögensverwalters HQ Trust zeigt, dass in Aufwärtsphasen an den Märkten zyklische Aktien aus den Bereichen Technologie oder Finanzen zwar stärker steigen als defensive Werte, aber in Abschwungphasen auch stärker fallen. Das bedeutet, dass defensive Aktien im nächsten Aufschwung weniger aufholen müssen als zyklische Aktien.

Obwohl defensive Aktien als risikoärmere Anlageform gelten, gibt es dennoch Risiken und Herausforderungen, die Sie berücksichtigen sollten. Durch bestimmte Anlagestrategien lassen sich diese Risiken besser kalkulieren und minimieren.

  • Marktrisiken: Defensive Aktien sind nicht gegen Marktschwankungen immun. Wenn der Markt fällt, können auch stabile Titel in Mitleidenschaft gezogen werden. Es ist wichtig, nicht nur auf die Gesamtrendite, sondern auch auf die Kursschwankungen (Volatilität) zu achten.
  • Inflation: In Zeiten hoher Inflation ist es auch für defensive Wertpapiere nicht leicht, höhere Marktpreise durchzusetzen. Es ist wichtig, die Inflation bei der Auswahl defensiver Aktien zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Unternehmen in der Lage sind, sich an eine höhere Inflation anzupassen.
  • Branchenrisiken: Innerhalb der defensiven Sektoren gibt es Branchen, die anfälliger für Risiken sind als andere. Es ist wichtig, dass Sie sich über die Branchen informieren, in die Sie investieren möchten. Vermeiden Sie Klumpenrisiken, indem Sie Ihr Depot diversifizieren. Achten Sie bei der Auswahl auf Unternehmen aus verschiedenen Branchen.
  • Bewertungsrisiken: Stabile Aktien gelten oft als teuer und können überbewertet sein. Es ist wichtig, die Bewertung von Aktien zu überprüfen und sicherzustellen, dass Sie nicht zu viel für eine Aktie bezahlen. Auf diese Zahlen kommt es an.
  • Dividendenrisiken: Wenn ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, seine Dividende zu zahlen oder zu erhöhen, kann dies den Wert der Aktie beeinträchtigen. Es ist wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob ein Unternehmen genügend Gewinne erwirtschaftet, um die Ausschüttungen an seine Aktionäre zu gewährleisten.

Defensive Aktien können eine sinnvolle Ergänzung für Anleger sein, die ihr Portfoliorisiko reduzieren möchten oder generell eine konservativere Anlagestrategie verfolgen. Selbst Investorenlegende Warren Buffett bevorzugt in seiner Anlagestrategie qualitativ hochwertige Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, was oft charakteristisch für defensive Aktien ist.

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Dabei betont Buffett stets die Bedeutung von leicht verständlichen und aussichtsreichen Geschäftsmodellen, die in krisenfesten und defensiven Branchen zu finden sind. Allerdings sollten Anleger beachten, dass auch defensive Aktien Kursschwankungen und Risiken unterliegen können.

Obwohl defensive Aktien möglicherweise nicht die aufregendsten oder am schnellsten wachsenden Investments sind, sind sie keineswegs langweilig. Ihre Stärke liegt in ihrer Beständigkeit, Zuverlässigkeit und ihrem Potenzial, langfristig solide Renditen zu liefern. Wer ausschließlich auf defensive Werte setzt, erzielt aber möglicherweise eine unterdurchschnittliche Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt über lange Zeiträume.

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