Corona-Langzeitfolgen

Risiko für Long Covid hat sich deutlich verringert

20.02.2025 – 07:02 UhrLesedauer: 4 Min.

Was viele Long-Covid-Betroffene erst einmal akzeptieren lernen müssen: Auch „kleine“ Aufgaben im Haushalt kosten Energie. (Archivbild) (Quelle: Annette Riedl/dpa/dpa-bilder)

Wie andere Erreger auch kann das Coronavirus Sars-CoV-2 Langzeitfolgen verursachen. Gerade zu Beginn der Pandemie gab es viele Betroffene. Wie sieht es aktuell aus – und gibt es ein Heilmittel?

Groß war das Entsetzen, als vor etwa vier Jahren immer deutlicher wurde, dass Sars-CoV-2 die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit weit über die akute Infektion hinaus einschränken kann. Längst hat das Phänomen von Symptomen, die länger als vier Wochen andauern, mit Long Covid einen Namen bekommen. Von ursächlicher Heilung solcher Langzeitfolgen ist die Medizin aber weit entfernt.

Eine gute Nachricht ist: Im Zuge von mehr Immunschutz durch Impfungen und durchgemachte Infektionen sowie weniger aggressiver Virusvarianten hat sich das Risiko, nach einer Erkrankung Long Covid zu entwickeln, deutlich vermindert. Ergebnissen der „Virus Watch“-Studie des University College London zufolge weisen die jüngeren Omikron-Untervarianten ähnliche Wahrscheinlichkeiten für Langzeitsymptome auf wie andere akute Atemwegserkrankungen. Omikron ist die seit Anfang 2022 weltweit dominierende Corona-Variante.

In der ersten Infektionswelle der Pandemie habe das Risiko für mehr als zwölf Wochen andauernde Beschwerden – Post Covid genannt – bei etwa sechs bis acht Prozent gelegen, sagt Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena (UKJ). Inzwischen liege es wahrscheinlich bei ein bis zwei Prozent der Covid-Erkrankten.

„Der Anteil derer, bei denen sie innerhalb eines halben Jahres wieder verschwinden, ist recht hoch“, sagt Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin. Kritisch wird es danach: „Wer nach einem halben Jahr noch Symptome hat, hat sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach ein oder zwei Jahren noch.“

Doch was entscheidet darüber, ob man Long Covid entwickelt – und ob es langfristig bleibt? Bekannt ist, dass Frauen zwei Drittel der Long-Covid-Betroffenen stellen und ein großer Teil der Patienten vergleichsweise jung ist – bei beiden Faktoren spielt das aktivere Immunsystem eine Rolle, wie Scheibenbogen erklärt. Unter anderem Menschen mit Übergewicht und Erkrankungen des Immunsystems haben ebenfalls ein höheres Risiko.

Eine standardisierte, ursächlich helfende Therapie gibt es bisher nicht. Je nach Symptomen empfehlen Mediziner etwa Bewegungstherapie, Schmerz- und Kreislaufbehandlung, Atemtherapie, Entspannungsverfahren oder Hirnleistungstraining. Insbesondere bei schweren Fällen soll streng darauf geachtet werden, Patienten nicht zu überlasten.

Ein Grundübel bei der Diagnose besteht nach wie vor: Es gibt keinen leicht zu bestimmenden Wert, an dem sich Long Covid festmachen ließe. „Viele Symptome lassen sich unterschiedlich bewerten – zudem kann aus dem Verdacht auf Long Covid eine ganz andere Diagnose werden“, sagt Stallmach, Leiter des Post-Covid-Zentrums am UKJ.

An den häufigsten Symptomen von Long Covid hat sich seit Beginn der Pandemie wenig verändert. Bei einer Studie unter Leitung von Winfried Kern von der Universität Freiburg mit Menschen, die sich in der ersten Corona-Welle infiziert hatten, zählten zu den vorherrschend angegebenen Beschwerden Müdigkeit und Erschöpfung, kognitive Störungen wie Konzentrations- oder Gedächtnisschwäche, Schmerzen im Brustkorb, Atemnot sowie Angst, Depressionen und Schlafprobleme. Bei Menschen mit länger anhaltendem Post-Covid-Syndrom berichtete mehr als ein Drittel, weniger belastbar bei Anstrengungen zu sein.

Die wohl gefürchtetste Ausprägung bei Post Covid ist ME/CFS – Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom. Ein Großteil der Langzeit-Post-Covid-Fälle gehe darauf zurück, bundesweit seien aktuell geschätzt etwa 150.000 bis 200.000 Menschen betroffen, erklärt Stallmach. Hinzu kommen zahlreiche Patienten, die ME/CFS unabhängig von einer Corona-Infektion entwickeln.

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