Nicht aus jedem Prädiabetes entwickelt sich zwangsläufig ein Typ-2-Diabetes. Was Sie aktiv tun können, um Ihre Blutzuckerwerte wieder in den Normbereich zu bekommen.

Typ-2-Diabetes galt lange Zeit als Krankheit, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Heute weiß man jedoch, dass zumindest in den frühen Stadien der Erkrankung die Möglichkeit besteht, den entgleisten Zuckerstoffwechsel wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen.

Welche Rolle die Ernährung dabei spielt, war Thema der Herbsttagung der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) 2023 in Leipzig, die in diesem Jahr in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin stattfand.

Prädiabetes ist eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Drei Parameter sind bei der Diagnose entscheidend: Wird der Nüchternblutzucker gemessen, sind Werte zwischen 100 und 126 mg/dl als Prädiabetes definiert. Wird der Zuckerwert zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung erfasst, gelten Werte zwischen 140 bis 200 mg/dl als Prädiabetes. Bei einer Langzeitblutzuckermessung und Erfassung des HbA1c-Wertes gelten Werte zwischen 5,7 und 6,4 Prozent als Vorstufe eines Diabetes.

Die DDG weist darauf hin, dass bei der Behandlung eines Prädiabetes und frühem Typ-2-Diabetes die Remission, also die Rückbildung der Krankheit, das oberste Ziel sei. Da Übergewicht der mit Abstand größte Risikofaktor bei der Entstehung der Stoffwechselkrankheit ist, sollte man dieses vermeiden. Neben einer ausgewogenen, gesunden Ernährung empfehlen die Experten, viel Bewegung und sportliche Aktivitäten in den Alltag einzubauen.

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„Diese Maßnahmen wirken nicht nur präventiv, sondern sind auch dann noch wichtig, wenn die Blutzuckerwerte bereits auffällig verändert sind“, sagt Professor Diana Rubin, Tagungspräsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Chefärztin des Zentrums für Ernährungsmedizin und Diabetologie am Vivantes Humboldt Klinikum und Klinikum Spandau in Berlin.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Blutzuckerwerte normalisieren, steige umso mehr, je deutlicher das Körpergewicht reduziert werde.

Bewegung hat sowohl kurzfristige als auch langfristige Effekte auf den Blutzuckerspiegel. Kurzfristig senkt sie ihn, langfristig dagegen sorgt sie dafür, dass die Körperzellen sensibler auf Insulin reagieren. Dadurch wird weniger Insulin benötigt, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten.

Experten empfehlen 2,5 bis 6 Stunden Bewegung pro Woche, um Diabetes vorzubeugen. Dabei müssen keine sportlichen Höchstleistungen erbracht werden. Auch Alltagsbewegung, zum Beispiel mit dem Fahrrad einkaufen fahren, Gartenarbeit oder Treppensteigen, sind Alternativen, die sich positiv auf den Stoffwechsel auswirken.

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Wichtig ist, dass der gesunde Lebensstil dauerhaft praktiziert wird. Statt speziellen Diäten zu folgen, sollten Betroffene eine Ernährungsform finden, die Ihnen schmeckt und zu Ihnen passt und die Art von Bewegung in den Alltag integrieren, die Ihnen Spaß macht.

Selbst bei einem manifesten Typ-2-Diabetes im Frühstadium kann eine konsequente Ernährungsänderung noch eine Remission bewirken. Das belegen Studien. Wenn sich die Blutzuckerwerte wieder normalisieren, sinkt auch das Risiko für die schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nieren- und Augenerkrankungen.

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Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) zeigt, dass vor allem die Reduktion des Bauchfetts für den Therapieerfolg entscheidend ist. Denn dieses Fettgewebe, das die inneren Organe auskleidet, kann Entzündungen fördern und die Wirkung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin im Körper herabsetzen. Daher ist beim Abnehmen die Reduktion des Taillenumfangs besonders wichtig.

Fettansammlungen im Bauchbereich sind besonders gefährlich und erhöhen das Risiko für Diabetes mellitus. (Quelle: eternalcreative/getty-images-bilder)

Um diese Ziele zu erreichen, benötigen die Betroffenen eine intensive ernährungstherapeutische Begleitung. „Diese sollte in den Händen von Ernährungsfachkräften wie Diätassistenten, Ernährungswissenschaftlern, Ernährungsmedizinern oder speziell ausgebildeten Ökotrophologen liegen“, sagt Rubin.

Eine Ernährungsumstellung funktioniere nicht nach dem Prinzip des „One size fits all“, sondern müsse individuell geplant werden. Nur wenn die Lebensumstände der Menschen – etwa der durch Beruf oder Familie vorgegebene Tagesrhythmus und der kulturelle Hintergrund – berücksichtigt würden, sei es möglich, die erforderliche Gewichtsreduktion von 10 bis 15 Prozent zu erreichen und langfristig zu halten.

Für ältere Patienten gelten andere Ernährungsregeln

Dennoch gebe es auch Menschen mit Diabetes, für die völlig andere Therapieziele gelten. „Bei älteren Personen etwa, deren Muskelmasse bereits stark verringert ist, wird keine zusätzliche Gewichtsreduktion mehr angestrebt“, erklärt Rubin.

Hier liege der Schwerpunkt der Ernährungstherapie auf einer ausreichenden Eiweißversorgung, die zusammen mit Bewegung für eine Kräftigung der Muskulatur sorgt, diese Intervention bessert aber ebenfalls die Blutzuckerwerte.

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