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Riccardo Simonetti spricht aus, was viele denken – vor allem, wenn es um die Rechte von Minderheiten geht. Von der neuen Regierung wünscht er sich vor allem eines.

Man kennt ihn gut gelaunt, aufgeschlossen und natürlich extravagant gekleidet: Entertainer Riccardo Simonetti hat es geschafft, seinen großen Traum von der schillernden Karriere zu verwirklichen und gehört heute zu Deutschlands beliebtesten Entertainern. Was von außen so schön glänzt und gute Laune versprüht, ist aber vielschichtiger. Denn auch den 32-Jährigen treiben die aktuellen gesellschaftlichen Themen um.

Im Interview mit t-online im Rahmen des „Dove und Alverde Inspirationstags“ in Karlsruhe zeigte er sich betroffen und gab zu, dass ihn die politische Lage bedrückt: „Ich weiß nicht, wie man das, was in Amerika gerade passiert, beobachten kann und keine Angst haben soll. Als queere Person sowieso. Die neue Regierung in den USA hat es geschafft, innerhalb von kürzester Zeit Transmenschen vermeintlich aus der Bürokratie zu löschen. Natürlich gibt es trotzdem Transmenschen in Amerika, aber legalerweise finden sie nicht statt und das macht mir große Angst.“

Auch die Entwicklung in Deutschland ängstige ihn, denn für ihn als queere Person sei ungewiss, wie die künftige Regierung mit ihm umgehen wird. Simonetti, offen queer und seit 2024 mit seinem Partner Steven verheiratet, beobachtet sogar eine Machtverschiebung: Er sehe ganz viele Politiker, „die Trump nacheifern und versuchen, dieselbe Art von Machtverhältnissen in Europa herzustellen und das finde ich beängstigend“.

Deshalb stellt er an die neue deutsche Regierung aus CDU und SPD, die sich gerade in Sondierungsgesprächen befindet, einen klaren Appell: „Ich wünsche mir von der neuen Regierung, dass sie den vielen unterschiedlichen Menschen zuhört, ihre Bedürfnisse berücksichtigt und auch wirklich versucht, Lösungen anzubieten.“

Er selbst setzt sich mit der „Riccardo Simonetti Initiative“, die er vor vier Jahren gegründet hat, für marginalisierte Menschengruppen ein. Mit der gemeinnützigen Organisation erstellt er unter anderem Broschüren, die das Thema LGBTIQ+ jugendgerecht erklären, und bietet sie Schulen und anderen Einrichtungen als kostenfreies Infomaterial an. Zudem leistet er viel Aufklärungsarbeit im Internet, was für ihn ein „absolutes Herzensprojekt“ ist.

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Doch obwohl die politische Lage angespannt ist, möchte Simonetti hoffnungsvoll in die Zukunft sehen und sich nicht einschüchtern lassen. Auch nicht in den Sozialen Medien, wo er mit 528.000 Instagram-Followern zu den reichweitenstärksten Menschen aus der LGBTQIA+-Community gehört.

Auf der Plattform ist ihm Authentizität besonders wichtig, weshalb er Künstliche Intelligenz (KI) mit Vorsicht genießt. „Klar, ich habe schon mit einer App fliegende Haare wegretuschiert, oder eine Falte im Sakko geglättet. Wenn mein Gesicht auf einem Foto sehr schattig ist und ich helle es auf, dann habe ich aber nicht das Gefühl, dass ich dadurch die Realität verändere. Ich versuche dann eher die Realität wiederherzustellen“, erklärt er. Momentaufnahmen aus seinem Leben seien nicht perfekt, und seiner Meinung nach dürfe man auf einem Instagram-Selfie ruhig aussehen wie ein echter Mensch.

Auch hier sendet Simonetti eine eindringliche Botschaft an die Gesellschaft: „Wenn wir nur die perfekt retuschierten Bilder liken und alles andere ablehnen, sind wir selbst schuld daran, dass wir in der Welt leben, in der wir leben.“ Dann könne man nicht nur KI oder Influencern die Schuld geben, man „ist selbst mitverantwortlich dafür, was zelebriert wird und was nicht“.

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