Belgiens EM-Star Kevin De Bruyne war sowieso schon geladen, als ein Reporter während der Pressekonferenz nach dem EM-Aus gegen Frankreich eine unerwünschte Frage stellte. Jetzt wurde eine neue Runde ihres Streits eingeleitet.

Verkniffener Mund, ein kurzes Augenrollen. Die Frage des italienischen Reporters Tancredi ging ihm sichtlich gegen den Strich. De Bruyne hatte zweifellos noch am bitteren Achtelfinal-Aus seiner Belgier gegen Frankreich zu knabbern, als Palmeri folgendes wissen wollte.

„Kevin, tut es weh, dass ihre goldene Generation erneut nicht ins Finale gekommen ist?“ Drei Sekunden können sich sehr lang anfühlen, wenn in einem Raum voller Journalisten niemand mehr etwas sagt. Gespannte Stille. De Bruyne war anzusehen, dass die Frage kaum weniger wehtat als das Aus. „Was soll das sein, eine goldene Generation?“, fragte der Mittelfeldspieler von Manchester City barsch zurück. „Eure“, antwortete Palmeri knapp.

De Bruyne verlor die Geduld: „Und Frankreich, England, Spanien oder Deutschland – das sind keine goldenen Generationen?“ Als Palmeri nicht darauf einging, bedankte sich der Belgier knapp, rauschte vom Podium und verschwand hinter einer Werbetafel. Das Mikrofon einer Kamera schnappte noch auf, was De Bruyne im Abgang zwischen den Zähnen hindurchpresste: „Stupid“. Dumm.

Vielleicht wusste der enttäuschte Topstar, worauf Palmeri hinauswollte. Seit fast einem Jahrzehnt geht Belgien in jedes große Turnier als der große „Geheimfavorit“. Die Generation um De Bruyne selbst, Romelu Lukaku, Jan Vertonghen und die bereits abgetretenen Axel Witsel und Eden Hazard ist inzwischen über 30, hat aber in der Tat niemals ein großes Finale erreicht.

Dass Palmeri dieser goldenen belgischen Generation ihr Scheitern vorwarf, das schien De Bruyne so wütend gemacht zu haben. Seine Beleidigung allerdings ließ der erfahrene Korrespondent nicht auf sich sitzen, der schon bei SportItalia, CNN, Al Jazeera und anderen namhaften Medien auf der Gehaltsliste stand.

Per Twitter schleuderte er De Bruyne wütend hinterher: „Kevin, kleines Memo für Dich: Die goldenen Generationen von Frankreich, England, Deutschland und Spanien haben alle mal ein Finale erreicht.“ Und fügt noch hinzu: „Typisch Fußballer! Immer nur Fragen wollen, die einen gut aussehen lassen.“ Und auch Palmeri schloss seinen Tweet mit einer Beleidigung: „Verzogener Bengel!“

Palmeri, sowohl für seine Hartnäckigkeit als auch für seine Vorliebe für öffentlich auf Social Media ausgetragenen Streit berüchtigt, erntete für seine Frage und seine Reaktion auf De Bruynes Beleidigung Lob, aber auch jede Menge Ärger. Während vor allem manche Journalisten-Kollegen sein kritisches Nachhaken nach dem Spiel lobten, nahmen ihm vor allem belgische Fans seine Streitbarkeit übel: Seine Frage sei unhöflich und rücksichtslos gewesen angesichts von De Bruynes offensichtlicher Enttäuschung.

De Bruyne selbst hat auf Palmeris Revanchefoul nicht mehr reagiert. Er twitterte am späten Abend nur noch: „Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen heute. Danke an alle, die uns dabei unterstützt haben.“

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