Nadal benötigte die ersten Minuten seiner Partie gegen Botic Van de Zandschlup, der Nummer 80 der Tenniswelt, um seine Anspannung und Emotionalität abzuschütteln. Angeheizt vom stimmungsreichen holländischen Gästeblock spielte Van De Zandschlup einen seriösen ersten Satz, crashte bei 4:4 die Nadalparty und breakte den Superstar mit einem Passierball. Nach 45 Minuten verwandelte der Niederländer seinen zweiten Satzball.

Der zweite Durchgang war für Nadals Fans in weiten Teilen schwer zu ertragen. Die Beinarbeit des Mallorquiners war nun langsamer, die Vorhand zu kurz, zu wacklig geschlagen und auf der Rückhandseite war der Sandplatzkönig nur noch in der Defensive gefordert. Überraschen durfte das nicht.

Seit dem Zweitrundenaus bei den Olympischen Spielen hat Nadal gegen Novak Djokovic kein Wettkampfeinzel mehr bestritten. Nach seiner vorzeitigen Abreise aus Down Under hat er vor den Australian Open lange pausiert, vor den Olympischen Spielen hat er ohnehin nur eine reduzierte Sandplatzsaison absolviert. Bei den French Open präsentierte er sich konkurrenzfähig; Alexander Zverev eliminierte ihn dennoch in drei Sätzen. Bereits 2023 hatte Nadal nach den Australian Open das ganze weitere Jahr ausgelassen, erholte sich aber nie vollständig von Verletzungen am Hüftbeuger und am Knie. Um noch professionelles Tennis zu spielen, musste Nadal körperlich und mental viel aufwenden. Dass er das im hohen Alter konnte, beweist sein letzter großer Titel: Bei den French Open 2022 spielte er nach eigenen Angaben zwei Wochen lang mit einem betäubten Fuß.

Doch die Kombination aus schwierigen körperlichen Voraussetzungen, fehlender Matchpraxis und dem Fakt, dass die Zeit auch für eine 38-jährige Tennislegende nicht stehen bleibt, verhinderten am Dienstag das Happy End. Nadal hat zudem selbst zu Hochzeiten seiner Karriere nie ein Indoorturnier auf Hardcourt gewonnen. 2013 siegte er in der Halle – natürlich auf Sand – in Sao Paulo. Die schnellen Innenplätze liegen Nadal naturgemäß nicht.

Zwischen seiner eigenen Niederlage und bevor das Aus feststand, sprach Nadal auf einer Pressekonferenz, bei der es ob des Andrangs Platzkarten gab. Auch die erfahrensten Reporterinnen und Reporter konnten sich an ähnliche Umstände nicht erinnern.

„Natürlich war es ein emotionaler Tag, ich war nervös vor meinem letzten Einzelspiel als Profi. So habe ich das auch empfunden. Und dann, ja, natürlich die Emotionen, die Nationalhymne zum letzten Mal als Profi zu hören, das war schon etwas Besonderes“, erklärte Nadal und berichtete von gemischten Gefühlen. „Das macht die Sache ein bisschen schwieriger. Aber das war’s. Ich meine, wir sind auf den Platz gegangen. Wir leben diesen Moment. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben. Gleichzeitig habe ich versucht, in jedem einzelnen Moment so positiv wie möglich zu bleiben und mit der richtigen Energie zu spielen. Das war nicht genug“, sagte er, gratulierte seinem Kontrahenten und verzichtete auf weitere Analysen. Die Entscheidung, dass er Einzel spiele, habe Kapitän David Ferrer getroffen. Nadal versicherte: „Ich habe ihm von Anfang an zu verstehen gegeben, dass er keinen Druck verspüren muss, mich aufzustellen.“ Ferrer tat es dennoch.

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