Die beliebte Hörspielserie „Die drei ???“ wird in diesen Tagen vom Fußball-Bundestrainer getoppt. Denn in seiner Aufstellung gibt es gleich neun Fragezeichen.

Aus Budapest berichtet Benjamin Zurmühl

Um 17.12 Uhr schallte ein „Neeeeeein“ durch die Puskás Aréna in Budapest. Der Schrei war im leeren ungarischen Nationalstadion (67.000 Plätze) nicht zu überhören. Genauso wenig wie ein „Jaaaaaa“ ein paar Augenblicke später. Joshua Kimmich war es, der sich beim Abschlusstraining der deutschen Nationalelf lautstark bemerkbar machte.

Beim „Rondo“, im deutschen Kinderfußball besser bekannt als „Schweinchen in der Mitte“, jagte Kimmich als einer von zwei Spielern in der Mitte eines Kreises dem Ball nach, den seine Teamkollegen am Rand des Kreises zirkulieren ließen. Erst verpasste Kimmich das Spielgerät um Haaresbreite („Neeeeeein“), dann folgte der Ballkontakt, der ihn aus der Mitte befreite („Jaaaaaa“). Erleichterung für den ehrgeizigen Kapitän der Nationalelf.

Am Samstagabend war für einen kurzen Moment nicht abzusehen, dass Kimmich zwei Tage später in Budapest auf dem Rasen stehen würde. Denn der 29-Jährige hielt sich im Spiel gegen Bosnien-Herzegowina in der 71. Minute den Knöchel, verließ kurz danach den Platz. Bundestrainer Julian Nagelsmann gab kurz nach Abpfiff Entwarnung, erklärte, Kimmich sei angeschlagen mit einer Verletzung an der Kapsel, hätte aber weiterspielen wollen. Auch der Spieler selbst betonte: „Wenn es nicht 6:0 gestanden hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht raus. Es war eher eine Vorsichtsmaßnahme.“

Kimmich will immer spielen, so viel ist klar. Doch am Dienstagabend könnte er gegen Ungarn (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) der Rotation zum Opfer fallen. Denn Deutschland ist in der Nations-League-Gruppe bereits sicher Erster, für Ungarn geht es auch um nichts mehr. Daher spielt Nagelsmann mit dem Gedanken, großflächig durchzutauschen. „Stand heute werden es viele Wechsel sein, weil wir einen sehr guten Kader haben. Es kann sein, dass wir neunmal wechseln, zehnmal oder vielleicht viermal“, erklärte der Bundestrainer.

Fest steht nur, dass Alexander Nübel im Tor stehen wird und Nico Schlotterbeck den gelbgesperrten Jonathan Tah ersetzt. Die neun anderen Positionen sind noch Fragezeichen, zumindest für die Öffentlichkeit. Auch ein Einsatz von Joshua Kimmich ist möglich. „Dem Sprunggelenk geht’s sehr gut. Es kann auch sein, dass er wieder beginnt. Ich gehe nicht davon aus, dass er durchspielen wird, sondern, dass wir uns auch ein bisschen Rücksicht darauf nehmen“, sagte Nagelsmann.

Die erste Alternative für die rechte Abwehrseite wäre Benjamin Henrichs, der gegen Bosnien-Herzegowina eingewechselt wurde. Auf der linken Seite könnte Robin Gosens beginnen, der am Samstag gar nicht zum Einsatz kam. Auch Julian Brandt und Chris Führich saßen die vollen 90 Minuten auf der Bank, sodass zumindest eine Einwechslung in Budapest gut möglich ist.

Besonders interessant wird es aber im Mittelfeld. Denn Nagelsmann sprach am Montag bei seinen möglichen Wechseln von den Spielern, die „gegen Bosnien 30, 35 Minuten gespielt haben“. Das waren neben Henrichs die beiden Bayern Leroy Sané und Serge Gnabry sowie Felix Nmecha vom BVB. Letzterer ist nach der vorzeitigen Abreise von Angelo Stiller die einzige echte Alternative zu Pascal Groß und Robert Andrich im defensiven Mittelfeld, die am Samstag beginnen durften. Groß spielte sogar durch. Da Nagelsmann ankündigte, auf die Klubs Rücksicht nehmen zu wollen, wäre eine Pause für den 33-Jährigen denkbar.

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