Taurus-Hersteller MBDA hat die Produktion für Taurus-Flugkörper unterbrochen. Sollte Deutschland sich doch entscheiden, die Kriegswaffe zu liefern, stelle das viele Unternehmen vor Herausforderungen. Der MBDA-Chef übt darum Kritik.

Der Rüstungskonzern und Taurus-Hersteller MBDA dringt auf raschere Entscheidungen des Bundes über Aufträge an die Branche. „Hier können wir in Deutschland wesentlich besser und schneller werden“, sagte der Chef der deutschen Konzerntochter, Thomas Gottschild, der „Augsburger Allgemeinen“. Trotz Verbesserungen gebe es noch viel Potenzial, Rüstungsgüter schneller zu beschaffen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo ist unter anderem Produzent der Taurus-Marschflugkörper und von Patriot-Flugabwehrraketen.

Gottschild verwies darauf, dass Taurus-Flugkörper nicht mehr hergestellt würden, da die Rüstungsbranche nicht ohne Aufträge auf Vorrat produzieren dürfe. „Für unseren Industriezweig ist es eine Herausforderung, wenn die Produktion wie beim Taurus unterbrochen ist“, sagte der Manager. „Denn unsere Zulieferer, die häufig kleine und mittelständische Unternehmen sind, haben in solchen Fällen ihre Produktion eingestellt.“ Bei Neuaufträgen müssten sich Zulieferer erst neu aufstellen und beispielsweise Rohstoffe sichern. Engpässe bestünden angesichts weltweit hoher Nachfrage vor allem bei Grundstoffen für Sprengstoffe.

„Taurus wäre aus Sicht der Ukraine ein wichtiger Baustein“

„Die Rüstungsindustrie braucht in der Produktion eine Grundlast“, sagte Gottschild. „Es reicht aus, dass es sich lohnt, Lieferketten aufrechtzuerhalten, Testgeräte auf modernstem Stand zu halten und die Kompetenz der Beschäftigten zu bewahren.“ Als positives Beispiel nannte er einen Auftrag mehrerer Staaten über bis zu 1.000 Patriot-Raketen, die MBDA in Zusammenarbeit mit seinem US-Partner Raytheon in Schrobenhausen produzieren werde. „Innerhalb von drei Jahren werden wir die ersten Patriot-Flugkörper liefern.“

Ob Deutschland Taurus-Flugkörper an die Ukraine liefere, sei eine politische Entscheidung. Der Taurus habe mit einer Flugweite von mehr als 500 Kilometern „eine große Abstandswirkung“. So etwas werde von der Ukraine zur Bekämpfung von Logistikketten und strategischen Zielen benötigt. „Die Abstandsfähigkeit deckt die Ukraine momentan durch andere Waffen ab. Der Taurus wäre aber aus Sicht der Ukrainer in der aktuellen Situation ein wichtiger ergänzender Baustein.“ Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt Taurus-Lieferungen an die Ukraine ab.

Über Fachkräfte macht sich MBDA in Deutschland keine Sorgen. „Wir kriegen die Arbeitskräfte, die wir brauchen“, sagte Gottschild. „Im vergangenen Jahr verzeichneten wir im Monatsdurchschnitt rund 400 Bewerbungen, Anfang dieses Jahres ist die Zahl auf monatlich 800 hochgeschnellt.“ In Schrobenhausen arbeiteten derzeit knapp 1.000 der rund 1.200 MBDA-Beschäftigten in Deutschland. Die Stellenzahl solle bis Ende kommenden Jahres um rund 300 steigen.

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