Als Reaktion auf schwere seelische Traumata entwickeln einige Menschen eine Posttraumatische Belastungsstörung – ein schwerwiegendes Leiden.

Das Wichtigste im Überblick


In Deutschland erkranken jedes Jahr drei Prozent der Menschen an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Es handelt sich um eine psychische Erkrankung, die als Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis auftritt. Die Erkrankung kann jeden treffen. Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens eine PTBS zu entwickeln, liegt bei acht Prozent.

Ihren Ursprung hat die Diagnose in Kriegshandlungen. Traumatisierte Soldaten zeigten nach ihrer Rückkehr unterschiedliche, zum Teil schwere psychische Auffälligkeiten. Studien gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent aller ehemaligen Einsatzsoldaten Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörungen zeigen.

Heute ist klar: Zivilisten und Soldaten sind gleichermaßen von der Diagnose betroffen und sie bezieht sich längst nicht mehr nur auf Kriegshandlungen. Welche Auslöser eine PTBS haben kann und welche Symptome sie zeigt, lesen Sie in diesem Artikel.

Als Reaktion auf eine als seelisches Trauma erlebte Situation tritt die Posttraumatische Belastungsstörung verzögert zum Ereignis auf. Im Unterschied zur akuten Belastungsstörung, die nur innerhalb des ersten Monats nach dem Trauma diagnostiziert werden kann, wird sie erst nach diesem ersten Monat als Krankheitsbefund festgestellt.

Erste Symptome können aber auch erst Monate oder sogar Jahre nach dem Trauma auftreten und das Leben der Betroffenen genauso auch über Jahre oder Jahrzehnte prägen.

Ausgelöst wird die PTBS durch ein Ereignis, das meist für sich und/ oder andere als lebensbedrohlich wahrgenommen wird. Es führt zu einer schweren körperlichen und/ oder seelischen Verletzung („Trauma“). Der neurobiologische Prozess, der bei einer PTBS im Gehirn abläuft, ist bislang nicht hinreichend erforscht.

In den Trauma-Situationen erleben Menschen Gefühle wie Angst, Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Ursachen können sein:

  • Krieg
  • Gewaltverbrechen
  • sexueller Missbrauch
  • Verkehrsunfälle
  • Natur- oder menschengemachte Katastrophen
  • medizinische Notfälle wie ein Herzinfarkt oder eine lebensgefährliche Blutung

Auch die Nachricht, dass eine nahestehende Person gestorben oder schwer erkrankt ist, kann als traumatisch empfunden werden.

Belastungen wie der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Scheidung oder Mobbing verursachen keine posttraumatische Belastungsstörung. Die Betroffenen können jedoch einzelne Symptome zeigen, die auch mit einer PTBS verbunden werden wie Depressionen oder Angststörungen.

Bei den zugrundeliegenden Ereignissen handelt es sich um (Extrem-)Situationen, in die die Betroffenen geraten, die oft nur schwer zu verarbeiten sind. Da Menschen unterschiedlich mit als traumatisch erlebten Situationen umgehen, entwickelt nicht jeder Mensch bei gleicher Vorgeschichte die Erkrankung.

Es gibt aber Risikofaktoren, die die Entstehung der Erkrankung und den Grad ihres Ausmaßes begünstigen. Dazu stellen sich Fragen wie:

  • Was genau ist passiert? Also etwa: Wurde das das Trauma durch Gewalterfahrungen oder durch ein schicksalhaftes Ereignis wie einen Unfall oder eine Naturkatastrophe verursacht?
  • Wie intensiv und anhaltend war das Erlebnis? Und wie intensiv wurden dabei die Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und Kontrollverlust erlebt?
  • Kam es wiederholt zu traumatischen Erlebnissen (etwa bei Kindesmissbrauch)?
  • Wie anfällig ist jemand für psychische Beschwerden? Vorerkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, aber auch Suchterkrankungen erhöhen das Erkrankungsrisiko.
  • Welche schützenden Faktoren vor einer psychischen Erkrankung bestehen?

Emotionale Zuwendung und soziale Unterstützung können beim Schutz vor einer PTBS eine große Rolle spielen. Sie können den Umgang mit dem Erlebten erleichtern. Fehlen sie jedoch umgekehrt, kann dies das Risiko für eine PTBS erhöhen.

Bei bestimmten Traumatisierungen ist die Gefahr, eine PTBS zu entwickeln besonders hoch. Dazu zählen: Vergewaltigung, andere Gewaltverbrechen und Kriegstraumata. Bis zu einem Drittel der Betroffenen erkrankt nach einem solchen Erlebnis.

Kriegsflüchtlinge aus dem Sudan: Besonders Kriegstraumata sind sehr belastend. (Quelle: IMAGO/Joerg Boethling/imago)

Bestimmte Berufsgruppen sind zudem häufiger mit dramatischen Ereignissen konfrontiert, zum Beispiel Polizisten, Feuerwehrleute, Lokführende oder Rettungskräfte. Und natürlich Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen.

Die Krankheitsanzeichen unterteilen die Ärzte in vier Kategorien:

Ein typisches Symptom sind belastende Gedanken in wiederkehrenden Erinnerungen und Albträumen (medizinisch „Intrusionen“). Sie treten häufig in sogenannten Flashbacks auf. Dabei werden die traumatischen Situationen in Bildern und Gefühlen in der Gegenwart so empfunden, als würden sie noch einmal passieren. Ausgelöst werden können diese Flashbacks durch Anblicke, Geräusche, Gerüche oder andere Reize. Ein lautes Geräusch kann zum Beispiel Erinnerungen wecken, in deren Folge sich eine Person panisch zu Boden wirft. Die Situation der Angst und Hilflosigkeit kehrt zurück.

Um die quälenden Erinnerungen und Flashbacks nicht wachzurufen, werden Situationen, Orte und Aktivitäten (wie auch Gespräche) vermieden, die sie begünstigen könnten. Die Menschen ziehen sich zurück, entwickeln Gleichgültigkeit, Emotionslosigkeit und Teilnahmslosigkeit in Bezug auf ihre Umgebung. Die Verdrängung ist mitunter so stark, dass wichtige Teile des Krankheit auslösenden Traumas nicht mehr erinnert werden können. Die Folge ist eine innere Taubheit, viele fühlen sich fremd im eigenen Leben.

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